Bei dem Genre Animationsfilm denkt man mittlerweile fast automatisch an die großen Studios der Marke Disney wie Pixar oder auch an den großen Rivalen DreamWorks. Ploey – Du fliegst niemals allein kommt aus Island und hat keinen dieser klangvollen Namen im Rücken. Ob der Film rund um Mut und Freundschaft dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen überzeugen kann, das klären wir in dieser Rezension.
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Titel | Ploey - Du fliegst niemals allein |
Jahr | 2018 |
Land | Belgium |
Regie | Árni Ólafur Ásgeirsson |
Genres | Animation, Familie |
Darsteller | Jamie Oram, Harriet Perring, Richard Cotton, Sean Astin, John Stamos, Debbie Chazen, Georgina Sutcliffe, Colin Mace, Doña Croll, Kaizer Akhtar, Kasper Michaels, Graham Dickson, Þórunn Erna Clausen, Ólafur S.K. Þorvaldz, Cameron Farrelly, Keith Kleinfeldt, Charles Swift, Jasmine Morris, Matthías Davíô Matthíasson, Thomas Arnold, Anna Lawrence, Iain Stuart Robertson |
Länge | 83 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Amazon Prime Video with Ads Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Videoload, Freenet meinVOD |
Worum geht’s in Ploey – Du fliegst niemals allein?
In Ploey – Du fliegst niemals allein erleben wir die Geschichte des namensgebenden Goldregenpfeifer-Kükens Ploey. Dieser hat große Probleme das Fliegen zu lernen und wird deswegen von seinen Artgenossen gerne mal belächelt. Als der Winter an die Türe klopft, macht sich die Gemeinschaft wie in jedem Jahr auf den langen Weg in südlichere Gefilde.
Doch Ploey bleibt wegen eines dummen Zufalls allein zurück. Fortan muss sich der kleine Vogel durch den harten Winter schlagen und eine Vielzahl an gefährlichen Prüfungen bestehen. Schafft er es zu überleben, bis seine Vogelfamilie zurückkehrt?
Des Goldregenpfeifers Kern
Im tiefsten Kern ist Ploey – Du fliegst niemals allein ein klassischer Animationsfilm für eine sehr junge Zielgruppe. Der anfangs recht schutzlose und leicht tollpatschige Held der Geschichte muss sich allein durchschlagen, durchlebt auf diesem Wege eine Reihe von mal mehr mal weniger schweren Prüfungen und lernt dabei allerlei Weggefährten kennen. Doch kann diese in ihrer Prämisse recht übersichtlich klingende Geschichte über die Laufzeit von 83 Minuten fesseln? Oder verliert sie sich einzig in ihren zuckersüßen Charakteren?
Islands Fauna
Regisseur Árni Ásgeirsson inszeniert Ploey – Du fliegst niemals allein auf Basis des Drehbuchs von Friðrik Erlingsson. Wie diese für mitteleuropäische Zungen schwer auszusprechenden Namen bereits suggerieren, haben wir es hier mit einem isländischen Film zu tun. Das erklärt auch, warum ein Goldregenpfeifer die Hauptrolle spielt. Denn diese Vogelart ist fast ausschließlich im hohen Norden unseres Kontinents heimisch. Abseits dieser hier recht unbekannten Vogelart dürften die anderen Tiere deutlich familiärer anmuten. Antagonist des Films ist beispielsweise ein Falke namens Shadow, der am liebsten Jagd auf die kleinen Goldregenpfeifer macht. Ohne seine schützende Familie ist Ploey natürlich ein gern gesehener Snack für den großen Raubvogel.
Um den harten Winter zu überleben, sucht Ploey nach einem sagenumwobenen Tal, in dem auch in der kalten Jahreszeit einigermaßen angenehme Temperaturen herrschen sollen. Auf dieser Reise lernt er dann unter anderem ein hilfsbereites Schneehuhn und eine Bande aufgeweckter Mäuse mit italienischem Akzent kennen. Neben der eindrucksvollen isländischen Landschaft gab es also auch eine ganze Reihe gefiederte und fellige Tierchen zu animieren. Doch funktioniert das überhaupt mit einem Budget von knapp 7 Millionen Euro? Zum Vergleich: Große Animationsfilme wie Frozen oder Inside Out kosten gerne mal 150 Millionen US-Dollar.
Wie schaut der Spaß aus?
Fangen wir mit der Landschaft und damit auch mit einem der größeren Kritikpunkte an. Während die Weite und Trostlosigkeit der isländischen Landschaft gut repräsentiert werden, hakt es leider an den Details. Im ganzen Film bewegt sich beispielsweise nicht ein Grashalm. Und das, obwohl der Wind direkt neben der Wiese in einem eigentlich ruhigen Teich Wellen schlägt. Das führt dazu, dass die gesamte Kulisse sehr leblos wirkt. Wenn man das zwanghaft positiv konnotieren möchte, dann könnte man den Bildern natürlich auch eine gewisse Gemälde-Ästhetik attestieren. Erinnerungen werden wach an zwar schön gezeichnete aber eben recht leblose Renderhintergründe aus den PC-Adventures der 1990er-Jahre. Und das ist, jedenfalls im Jahr 2018, wahrlich kein schmeichelhafter Vergleich.
Anders verhält es sich zum Glück mit den Animationen der tierischen Protagonisten. Unbenommen, man sieht Ploey das im Vergleich zu Dreamworks– oder Pixar-Schwergewichten übersichtliche Budget zu jeder Minute an. Es wirkt aber schon so, als dass versucht wurde, das maximal Mögliche zu herauszuholen. Während einem in einem Moment noch eine hölzerne Animation sauer aufstößt, entschädigt dafür im nächsten Moment eine gut umgesetzte Mimik oder ein besonders plüschig aussehendes Fell.
Die Message
Kinder werden sicherlich ihren Spaß an dem turbulenten Abenteuer rund um die zuckersüßen Tiere haben. Doch vermittelt Ploey auch eine Botschaft, die es sich zu transportieren lohnt? Kernaussage des Films ist, wie bei so vielen anderen Kinderfilmen auch, dass man alles schaffen kann, solang man nur an sich glaubt und Freunde hat, die einen dabei unterstützen. Zwar ist das im Grunde eine löbliche Message. Gestört wird sie aber durch zumindest fragwürdige Zwischentöne, die dem mündigen Zuschauer direkt ins Auge fallen.
Im ersten Drittel werden die Bewohner des schutzgebenden Tals beispielsweise mehrfach als Feiglinge betitelt, weil sie zurückbleiben und nicht die Reise in den Süden mit antreten. In einer weiteren Szene bietet das Schneehuhn Giron dem alleingelassenen Ploey seine Hilfe an. Aber nur, wenn sich Ploey bereiterklärt, sich dem gefräßigen Falken als lebendigen Köder zu präsentieren, damit Giron diesen fangen kann. Für einen Kinderfilm verschwimmt spätestens hier die Grenze zwischen Mut und Leichtsinn zu sehr.
Andererseits bietet Ploey damit natürlich auch Raum für Diskussionen, die zu führen auch für Heranwachsende wichtig sein kann. Als Eltern sollte man sich also auf die eine oder andere potentiell unangenehme Rückfrage gefasst machen, wenn man Ploey nicht grade mit den Kleinsten der Kleinen anschaut.
Mein Fazit zu Ploey – Du fliegst niemals allein
Im Kern ist Ploey ein typischer Kinderfilm mit vielen süß animierten Tieren und einer recht seichten, aber zumeist turbulent erzählten Geschichte. Entsprechend kommt während der 83 Minuten sicherlich keine Langeweile auf. Leider schimmert das limitierte Budget des isländischen Films an manchen Stellen etwas zu sehr durch. Da aber zumindest bei der Optik der Tiere vieles richtig gemacht wurde und Animationsfilme abseits des Disney-, Pixar-, Dreamworks-Kosmos generell mehr Aufmerksamkeit verdienen, möchte ich Ploey zumindest vorsichtig empfehlen.
Am 28.02.2019 wird Ploey – Du fliegst niemals allein in Deutschland auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.
Unsere Wertung:
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