Im letzten Jahr hatte David Kross bereits eine Hauptrolle in einer Netflixproduktion. Auf Betonrausch folgt nun mit Prey ein geradliniger Survivalthriller. Ob der blutige Junggesellenabschied einen Blick wert ist, erfahrt ihr bei uns!
Titel | Prey |
Jahr | 2021 |
Land | Germany |
Regie | Thomas Sieben |
Genres | Thriller |
Darsteller | David Kross, Hanno Koffler, Maria Ehrich, Robert Finster, Yung Ngo, Klaus Steinbacher, Livia Matthes, Nellie Thalbach, Natalie Fischer, Tim Haberland, Patrick Richter |
Länge | 86 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix |
Prey – Handlung
Schlichte Idee, solide Umsetzung
Vor wenigen Monaten brachte uns der Streamingriese mit Red Dot bereits einen Thriller, dessen Prämisse Prey gar nicht so unähnlich ist. Schon oft hat speziell im Thriller-Genre eine vermeintlich einfach Grundidee genügt, um die Zuschauer zu fesseln. In diesem Fall dauert es auch wirklich nur wenige Minuten, bis die Jagd beginnt. Sehr schnell ist klar, dass die Schüsse wirklich auf die Gruppe junger Männer gehen sollen und ein Zufall ausgeschlossen werden kann. Das Mysterium bleibt dann noch, wer hier schießt und, vor allem auch, warum.
Auf große Effekte wird hier komplett verzichtet. Diese hätten auch nur von dem abgelenkt, was diesen Thriller doch von vergleichbaren Filmen unterscheidet, nämlich die traumhafte Kulisse eines deutschen Mittelgebirges. Die Natur kommt sehr gut zur Geltung. Dafür bedarf es weder teuerster Technik noch spektakulärer Inszenierung, nur einem Gespür für Landschaftsaufnahmen, die deutlich machen, wie weitläufig das Areal ist und wie schnell man sich hier verlieren kann.
Kurze Laufzeit, nonstop Spannung?
Auch wenn verhältnismäßig schnell klar wird, was es mit den Schüssen auf sich hat, soll dies natürlich nicht verraten werden. Mit weniger als 90 Minuten Lauflänge bleibt ohnehin wenig Zeit, um hier falschen Fährten zu folgen oder Theorien zu spinnen. Viel wichtiger ist die Frage, ob dies bei Prey ausreicht, um das Publikum bis zum Ende ununterbrochen an den Bildschirm zu bannen. Dies gelingt leider nur bedingt. Die Hetze durch den Wald ist zwar spannend inszeniert, aber die Todesangst der Männer im Film will sich einfach nicht in Nervenkitzel für den Zuschauer ummünzen lassen. In erster Linie liegt dies daran, dass, trotz einiger Rückblenden, die Charaktere nicht genug Tiefe bekommen, um mit ihnen mitzuleiden.
Auch die Darsteller, die in vielen Rollen schon ihre Qualitäten unter Beweis gestellt haben, wirken hier eher blutleer in ihrem Schauspiel. Zudem steht dem Thriller seine eigene Vorhersehbarkeit vielfach im Weg, denn wer auch nur einen einzigen Survival-Horrorfilm gesehen hat, kann hier nahezu jede Etappe des Plots antizipieren.
Trotz anständiger Härte, zu wenig Thrill
Dabei ist die Brutalität, mit der hier die Gruppe Stück für Stück dezimiert wird, wirklich nicht ohne. Wenn einem die Figuren nicht so egal wären, müsste man definitiv bei einigen Szenen schlucken oder am liebsten wegsehen. Leider ist auch die Hintergrundgeschichte, die über die Flashbacks erzählt wird, alles andere als innovativ, sodass man nicht mal mit diesen Informationen im Hinterkopf besser zu den Charakteren eine Verbindung aufbauen kann. Dieses Manko sorgt dafür, dass sich sogar die kompakte Laufzeit noch fast zu lang anfühlt. Die ganze Story hat insgesamt zu wenig Fleisch für einen Langfilm und hätte wahrscheinlich als Kurzfilm wesentlich besser funktioniert.
Was jedoch akzeptabel und vor allem nachvollziehbar ist, ist die Auflösung des Thrillers. Die Motivation und der Hintergrund, weshalb dieser Junggesellenabschied hier ins Fadenkreuz geraten ist, geht durchaus an die Nieren. Dementsprechend schlägt dann auch das Ende ein und sorgt dafür, dass man ein beklemmendes Gefühl danach mit in den Tag oder den Abend nimmt. Wem das Survival-Szenario im Wald zusagt, der sollte vielleicht The Hunt einmal eine Chance geben, denn dort wird gekonnt mit den Klischees des Subgenres gespielt, wodurch daraus ein frischer Mix aus Gesellschaftssatire und Thriller wird. Wer noch tiefer in das Thema Überlebenskampf einsteigen möchte, der kann sich direkt bei Netflix mit dem kanadischen Prepping-Thriller Bis zum Untergang auf den nächsten zivilisatorischen Weltuntergang vorbereiten. Und wer es bei ähnlicher Prämisse um einiges blutiger möchte, dem sei die Horrorkomödie Severance aus dem Jahr 2006 empfohlen.
Unser Fazit zu Prey
Eigentlich präsentiert sich Prey als ein geradlinig inszenierter Überlebenskampf vor toller Kulisse. Doch trotz weniger als 90 Minuten Dauer bleibt die Spannung recht schnell auf der Strecke, da es nicht gelingt die Qualität der Schauspieler dazu zu nutzen, um innerhalb kurzer Zeit Charaktere aufzubauen, mit denen man mitfiebern kann. Zudem fehlt es hier auch noch an Eigenständigkeit bei der Story. Damit ist dieses Netflix-Original aus Deutschland leider kein Ausrufezeichen im Katalog des Streamingdienstes, sondern nur ein weiterer Film über den schon nach wenigen Wochen kein Abonnent mehr sprechen wird.
Prey ist ab dem 10. September 2021 bei Netflix abrufbar!
Unsere Wertung:
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