Mit Raging Fire bekommen wir den letzten Film vom Regisseur und Autor Benny Chan zu sehen, der noch vor der Veröffentlichung in Folge einer Krebserkrankung im Alter von 58 Jahren verstarb. Ob Benny Chan mit seinem letzten Spielfilm an die klassischen Hongkong-Actionfilme der 80er und 90er anknüpfen kann, erfahrt ihr in der Kritik!
Titel | Raging Fire |
Jahr | 2021 |
Land | China |
Regie | Benny Chan |
Genres | Action, Abenteuer, Krimi, Thriller |
Darsteller | Donnie Yen, 謝霆鋒, 秦嵐, 呂良偉, 譚耀文, Kenny Wong Tak-Ban, Deep Ng Ho-Hong, 何佩瑜, Angus Yeung, Bruce Kwan-Chi Tong, Henry Prince Mak, Yu Kang, Man Kit Cheung, Simon Yam, Derek Kwok, 郭鋒, Ken Lo, Singh Hartihan Bitto, Chris Collins, Ben Yuen Foo-Wah, Ben Lam, Cheung Kwok-Keung, Carlos Chan Ka-Lok, 區軒偉, Ken Law Ho-Ming, 麥長青, Heung Sung-Yu |
Länge | 126 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Moviedome Plus Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Raging Fire
Der rechtschaffene Cop Cheung Sung-Bong (Donnie Yen) hat seit vielen Jahren eine beeindruckende Erfolgsquote vorzuweisen. Dennoch macht sich Bong bei seinen Vorgesetzten nicht nur Freunde. Seine Durchsetzungskraft und seine Prinzipien fallen ihm auf die Füße, als er sich weigert einen kleineren Vorfall nicht weiter nachzuverfolgen. So wird Bong von einer bevorstehenden Festnahme abgezogen – dem Fall, an dem er bereits seit vielen Jahren ermittelt und als der wichtigste in seiner Laufbahn gelten soll. Der Einsatz läuft allerdings nicht nach Plan. Mehrere Polizisten sterben dabei oder werden lebensgefährlich verletzt.
Bong ist bewusst, dass mehr hinter der Sache stecken muss und ermittelt fortan mit seinem Team. Während den Ermittlungen stößt Bong auf einen alten Freund und Partner. Bong lässt der Gedanke nicht los, dass vielleicht sein ehemaliger Kollege Yau Kong-Ngo (Nicolas Tse) etwas mit dem Vorfall zu tun haben könnte. Es kommt zur Konfrontation, bei der Bong von ihrer gemeinsamen Vergangenheit eingeholt wird…
Benny Chan und das Hongkong-Actionkino
Mit Raging Fire verabschiedet sich ein Großer des Hongkong-Actionkinos. Seine Karriere begann Benny Chan als Produktionsassistent im Fernsehen, wo er u. a. für Johnnie To arbeitete. Fortan erarbeitete sich Chan eine Reputation und bewies sein Können als Regisseur im Fernsehen. Einige Jahre später feierte Benny Chan dann auch mit A Moment of Romance (1990) sein Debüt als Filmregisseur.
Viele weitere stil- und auch genreprägende Filme, wie z. B. Big Bullet (1996), Jackie Chan ist Nobody (1998), New Police Story (2004) oder auch Shaolin (2011) sind in seiner Filmographie zu finden. Ein tiefergehender Blick zeigt, dass in seinen Filmen fast alle Stars des Hongkong-Kinos einen Auftritt hatten. So arbeitete Benny Chan u. a. mit Andy Lau, Louis Koo, Jing Wu und vor allem eben Jackie Chan zusammen. Aber auch wiederkehrend mit Nicolas Tse, der in Chans letzten Film Raging Fire die Rolle des Antagonisten Yau Kong-Ngo übernimmt.
Zwischen Motivation und Oberflächlichkeit
Dieser Yu Kong-Ngo saß für mehrere Jahre im Gefängnis, ehe er nunmehr einen ganz eigenen Plan verfolgt. Als Motivation dienen ihm die falschen Versprechen seiner damaligen Vorgesetzten und der Kampf gegen ein korruptes Machtsystem. Es sind integre Motive, die Nicolas Tse in der Rolle als Ngo verfolgt. Doch es wäre nicht die Art von Film, die derzeit aus dem chinesischen Hongkong kommen könnte. Denn die Volksrepublik China nimmt seit einiger Zeit mit ihren Regelungen und Gesetzen einen zu großen Einfluss auf den Kinomarkt. Deswegen stellen auch die fehlende Unterstützung von seinem damaligen Freund und Partner Bong und auch die Selbstbereicherung elementare Grundmotive dar. Ngos Beweggründe sind so durchaus nachvollziehbar, wenngleich sie im Detail doch sehr oberflächlich bleiben.
Diese Oberflächlichkeit spiegelt sich ebenso in der Figur von Donnie Yen wieder. Bong wird als Mann mit Ehre und Moral eingeführt, der mit Standhaftigkeit und Durchsetzungsvermögen seine Prinzipien einhält. Ein Mann, der sich nicht von den Oberen einschüchtern oder bestechen lässt. Dieses Leitbild haben wir in den letzten Jahren des öfteren in chinesischen Produktionen gesehen. In Raging Fire wird dieser Pathos ebenso wenig subtil behandelt, wie in den anderen Produktionen. Auch spielt die Rolle der Frau nur eine untergeordnete Rolle. Benny Chan schafft es allerdings die Schwächen gekonnt zu verpacken.
Actionsequenzen aus den guten alten Tagen
Donnie Yen hat als Schauspieler eine interessante Entwicklung gemacht. In den letzten Jahren konnte er auch in westlichen Produktionen überzeugen. In Raging Fire durfte er nunmehr auch hinter den Kulissen ran und sich für die Actionszenen verantwortlich zeigen. Benny Chan und Donnie Yen gehen in der Handlung dabei sehr geschickt vor. Ähnlich wie bei John Wick bleiben die Fähigkeiten unseres Protagonisten lange im Unklaren, ehe die ersten fulminanten Actionsequenzen einsetzen. Yen spielt hier sein ganzes Können und seine Fertigkeiten aus. Er weiß, worauf es ankommt, wie er sein Talent vollends zeigen kann und vor allem, wie er seine Gegner in Szene setzen kann. So ist sein Gegenüber Nicolas Tse ein ihm ebenbürtiger Gegenspieler. Und trotz, oder vielleicht gerade deshalb, wünscht man sich doch ein wenig mehr Action in diesem teilweise sehr dialoglastigen Actionfilm.
Die pointierten Actionszenen fühlen sich an, als ob wir wieder mitten in den 90er-Jahren wären. Die Shoot-outs und Fights sind kompetent inszeniert und haben eine gewissen Konsequenz und Wucht in ihren Aktionen, die viele Actionfilme derzeit nicht liefern können oder wollen. Die Verfolgungssequenzen sind ebenso mitreißend wie erfrischend auf den Bildschirm gebracht, so dass sich Raging Fire nicht vor westlichen Produktionen verstecken muss. Das alles kommt schon sehr nahe an die geliebten Heroic-Bloodshed-Filme von John Woo oder Ringo Lam heran – nur eben in einem eher konservativen Weltbild, wo eigentlich kein Platz für eben diese Art von Film ist.
Unser Fazit zu Raging Fire
Benny Chan hinterlässt uns mit Raging Fire einen tollen Actionfilm, der an die guten, alten Zeiten der Hongkong-Actioner erinnert. Die Actionsequenzen sind stark und brachial inszeniert. Die Handlung ist schlüssig und bleibt trotz bekannter Muster bis zum Ende spannend, was nicht zuletzt auch an Donnie Yen und den sehr gut aufspielenden Nicolas Tse liegt. Auch wenn der Einfluss der Volksrepublik China nicht von der Hand zu weisen ist, konnte Chan dem Film seine eigenen Handschrift aufdrücken und lässt auf weitere Filme dieser Art aus Hongkong hoffen. Benny Chan hat uns mit Raging Fire ein teils großartiges Abschiedsgeschenk hinterlassen.
Raging Fire ist derzeit über die gängigen Streamingplattformen zu kaufen oder zu leihen. Die Blu-ray, DVD oder das 4K UHD Steelbook erscheint am 10.02.2022 im Handel!
Unsere Wertung:
© Koch Films