Das Thriller-Drama Raging Grace befasst sich mit der Situation von illegalen Immigranten in England. Ob Jungregisseur Paris Zarcilla dies geschickt mit nutzt, um auch an der Spannungsschraube zu drehen, erfahrt ihr in unserer Rezension!
Titel | Raging Grace |
Jahr | 2023 |
Land | United Kingdom |
Regie | Paris Zarcilla |
Genres | Drama, Thriller, Horror, Komödie, Mystery |
Darsteller | Max Eigenmann, Jaeden Paige Boadilla, Leanne Best, David Hayman, Caleb Johnston-Miller, Oliver Wellington, Eugenia Low, Jodie Cuaresma, Seb Yates Cridland, Stephanie Connell, Sophie Morris-Sheppard, Eva Jane Willis, Gabriel Vick, Jasmine Naziah Jones, Rob Pomfret, Hannah Knight, Dominic Cazenove, Saskia Rose, Angelo Paragoso, Faizal Abdullah, Jane Ryan, Mireia Espluga |
Länge | 100 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Raging Grace
Die Philippinin Joy (Max Eigenmann) schlägt sich als illegale Immigrantin in England als Putzfrau in den Villen der Oberschicht durch. Dabei versorgt sie neben sich auch ihre Tochter Grace (Jaeden Boadilla), die hier geboren wurde. Eines Tages willigt sie ein, den Auftrag eines Bekannten zu übernehmen. Der führt sie auf ein abgelegenes Landhaus, wo sie für Katherine (Leanne Best) ihren komatösen Onkel Mr. Garrett (David Hayman) versorgt. Grace schmuggelt sie unbemerkt mit ein. Als Katherine für einige Tage verreist, entdecken die beiden ein furchtbares Geheimnis…
Mischung aus Sozial-Drama und Thriller
Das Langfilm-Debüt des Briten Paris Zarcilla, dessen Eltern selbst von Ostasien nach England immigriert sind, beschäftigt sich mit der Situation der am Rand der Gesellschaft lebenden, illegalen Einwanderer. Der Umgang ihrer verschiedenen Arbeitgeber mit Joy beschreibt ein Machtgefälle, das nicht zufällig an die Kolonialzeit erinnert. Sie erträgt diesen Alltäg stoisch, manchmal fast schon unterwürfig. Grace hingegen kann nicht verstehen, warum die beiden nicht normal, wie die Leute um sie herum leben können. Sie weiß nicht, dass ihre Mutter immer noch jeden Monat einen hohen Betrag an ihren Schleuser zahlt. In der ersten halben Stunde kleidet sich Raging Grace als Sozial-Drama, das nüchtern, eher schon ernüchternd vorgetragen wird.
Zarcilla nutzt dann den Wechsel der Location in das große, abgelegene Landhaus gut aus, etabliert hier sogleich eine latente Grundspannung. Das beginnt harmlos mit dem Verstreckspiel, dass Joy aufzieht, um die Anwesenheit von Grace vor Katherine geheimzuhalten. Wenn sie dann hinter das Geheimnis ihrer Arbeitgeberin kommt, keimt in ihr tatsächlich doch noch Hoffnung auf, dass sich ihre Lage in Zukunft verbessern könnte. Doch dann kommt sie allmählich dahinter, dass man doch nur ein böses Spiel mit ihr treibt. Hier verdichtet sich die Handlung und auch das grundlegende Thema von kolonialer Unterwerfung keimt wieder auf. Am Ende eskaliert die Situation, hier streift die Geschichte sogar kurzzeitig Horror-Gefilde, wobei der kleine Grace eine zentrale Rolle zuteil wird.
Schwächen in der Inszenierung
Raging Grace erweist sich als ein Slowburner, der nur selten richtige Spannungsspitzen setzt. Regisseur Paris Zarcilla lässt auch einige wichtige Fragen unbeantwortet, verliert aber nie sein Thema aus dem Fokus. Das wirkt von Zeit zu Zeit auch ein wenig holzhammerartig, was aber stets von aufkeimenden bissigen Humor begleitet wird. Bewundernswert ist es, dass das Skript nahezu alle Dialoge von Joy mit Grace oder anderen philippinischen Bekannten in Tagalog gehalten werden. Es verdeutlich, dass diese in einer kleinen Parallelwelt innerhalb Englands leben. Dies fordert der Zuschauerschaft zwar einige an Konzentration ab, erfüllt seinen Zweck im Gegenzug dafür umso besser.
Der Score glänzt meistens durch Abwesenheit, schwillt nur zu besonderen Gelegenheit an, was wohl die Spannung anheben soll. Das gelingt jedoch viel zu selten, hier hätte die Inszenierung ein paar mehr Akzente setzen können. In Sachen Kinematografie und Schnitt befindet sich der Film ganz auf der Höhe der Zeit. Nur die leichten Horror-Einschübe im Finale schwächeln leider, gerade in der technischen Umsetzung, die nur bedingt gelungen ist.
Getragen wird Raging Grace weitestgehend vom Spiel der souveränen Darsteller. Max Eigenmann agiert als Joy zwar weitgehend emotionslos, was auch ein wenig Tiefe vermissen lässt. Dadurch erscheint ihr Leben dennoch ziemlich trostlos, selbst ihre Tochter scheint ihr im Privatleben vor allem Sorgen oder gar Ärger zu bereiten. Denn Grace treibt gerne Schabernack, was gut zu ihrem Charakter passt. Sie ist ein Kind und will auch Kind sein, muss sich aber immer den Anweisungen ihrer Mutter unterordnen. Die junge Jaeden Boadilla kann diese Mischung aus kindlichem Spieltrieb, Liebe zu ihrer Mutter und Frust durch ihre Situation gut rüberbringen. Das Highlight des Films ist aber sicherlich David Hayman als Mr. Garrett, er ist echt ein Schau. Leanne Best gibt sich als Katherine anfang betont kühl, darf aber am Ende ein wenig aus sich rausgehen.
Unser Fazit zu Raging Grace
Paris Zarcilla schafft es, Mitgefühl für die Situation der illegalen Immigrantin Joy zu erzeugen. Sein soziales Anliegen ist klar ausformuliert, wenn auch manchmal etwas zu deutlich. In Sachen Spannungsaufbau ist bei Raging Grace sicherlich noch Luft nach oben, aber langweilig wird es, keine falschen Erwartungen vorausgesetzt, auch nicht. Die Darsteller liefern eine mehr als solide Vorstellung ab und sorgen dafür, dass zumindest die bitter-bösen Spitzen sitzen. Es ist ein Erstling mit Ecken und Kanten, dem man allein wegen seines Anliegens eine Chance geben sollte.
Raging Grace läuft ab dem 9. September auf dem Fantasy Filmfest 2023!
Unsere Wertung:
© Blue Finch Film Releasing