Nach der Einstellung der Serie Ray Donovan durch Showtime fehlte den Fans wie so oft in solchen Fällen ein vernünftiger Abschluss der jahrelang aufgebauten Handlung. Ob dieser nun mit Ray Donovan: The Movie gelungen ist, erfahrt Ihr hier.
https://www.youtube.com/watch?v=Pe29-eLHbZY
Titel | Ray Donovan: The Movie |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | David Hollander |
Genres | Krimi, Drama, TV-Film |
Darsteller | Liev Schreiber, Eddie Marsan, Dash Mihok, Pooch Hall, Kerris Dorsey, Katherine Moennig, Kerry Condon, Jon Voight, Bill Heck, Josh Hamilton, Graham Rogers, Alyssa Diaz, David Patrick Kelly, Austin Hébert, Chris Gray, Chris Petrovski, AJ Michalka, Carolyn Braver, Danny Deferrari, Heidi Armbruster, Andrew Rothenberg, Alan Alda |
Länge | 100 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Microsoft Store |
Die Handlung von Ray Donovan: The Movie
Achtung Spoileralarm: Da die Handlung von Ray Donovan: The Movie nahtlos an die letzte Folge der siebten Staffel anschließt, ist es kaum möglich, auf Aussagen über vorgehende Handlungselemente zu verzichten. Wer die Serie also noch nicht gesehen hat, sollte sich überlegen, an dieser Stelle weiterzulesen. Nach dem Blutbad am Ende der letzten Staffel zieht Mickey Donovan (Jon Voight) mit der lang ersehnten Beute ab. Er versucht die Papiere in seiner alten Heimat Boston an den Mann zu bringen. Allerdings ahnt er nicht, dass Ray (Liev Schreiber) die Aktentasche verwanzt hat und ihn verfolgt.
Nicht als einziger: Denn auch Rays Tochter Bridget (Kerris Dorsey) ist hinter ihrem Großvater her, den sie für den Tod ihres Mannes verantwortlich macht. Und auch um Rays Brüder Terry (Eddie Marsan), Bunchy (Dash Mihok) und Darryl (Pooch Hall) gibt es weitere Irritationen. Wie schon in der siebten Staffel ergänzen Rückblenden die Handlung und geben Einblicke in die Hintergründe der familiären Verstrickungen. Endlich wird auch klar, warum Ray seinerzeit Mickey in den Knast geschickt hatte.
Ein Kreis schließt sich
Mit Ray Donovan: The Movie liegt ein sehr gelungener runder Abschluss der Serie vor. Ohne zu viel verraten zu wollen: Ein Kreis schließt sich und ergibt ein absolut stimmiges Bild. Auch das Rätsel um den frühen Tod von Rays Schwester wird gelöst, wenn auch mit dramatischen Auswirkungen auf Rays Liebesleben. Bis dahin hatte die Familie Donovan in den sieben Staffeln eine weite Reise voller dramatischer Episoden und Schicksalsschläge hinter sich gebracht, die nicht immer den Gesetzen der strengen Logik genügten. Doch die darf man für ein gutes Drama auch mal beugen, wie sicher auch Shakespeare hätte sagen können.
Leider hatte das ZDF nach den vernichtenden Kritiken zur ersten Staffel in den Leitmedien Spiegel online, Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder auch Zeit online kalte Füße bekommen und die Serie nach Staffel 2 auf ZDF Neo abgeschoben. Auch dort war sie nur bis zur 4. Staffel zu sehen, anschließend nur im Pay-TV oder auf DVD. Vielleicht wollte Ray Donovan am Anfang ein wenig zu viel Anspruch in den Plot legen, doch war schon da das Entwicklungspotenzial erkennbar. Angepackt wurden viele wichtige und auch aktuelle Themen wie etwa der Missbrauch von Kindern durch Priester, aber auch das Schweigen in der Familie, das Verdrängen von Traumata.
Ray Donovan – Ausputzer mit Baseballschläger
Ray Donovan ist anfangs eine Art Ausputzer für die Größen in Hollywood, der immer in Aktion tritt, wenn die irgendeinen Mist gebaut haben. Dabei ist er nicht zimperlich und greift gerne mal zum Baseballschläger, wenn es sein muss auch zur Pistole. Seine Familienverhältnisse sind desolat. Seine Frau und seine Kinder verzweifeln an seiner Schweigsamkeit und seiner ständigen Abwesenheit. Sein ältere Bruder Terry leidet zunehmend an Parkinson. Sein jüngerer Bruder Bunchy, ohnehin nicht gerade die hellste Leuchte, war als Kind missbraucht worden. Das hat ihn dauerhaft seelisch geschädigt.
Und dann ist dann noch Ray Halbruder Daryll, ein Schwarzer, mit dessen Mutter Rays Vater ein anhaltendes Verhältnis hatte. Daryll ringt um die Anerkennung seiner Brüder, sucht aber auch immer die Nähe zu seinem Vater. Dessen Haftentlassung zu Beginn der ersten Staffel bringt das komplizierte Gleichgewicht dieser Familie komplett durcheinander – ein Dauerkonflikt, der zum wesentlichen Leitmotiv der Serie wird.
Serienmomente erinnern an die Coen-Brüder
Wie in Serien mit fortlaufenden Geschichten üblich, werden die Konflikte mit der Zeit immer heftiger, die dramatischen Konstellationen komplexer. Die Serie Ray Donovan begegnet Ermüdungserscheinungen aber geschickt mit Humor. Personen und Plots werden teils immer skurriler. In besten Momenten erinnert das an die Filme von Joel und Ethan Coen. Auch die Coen-Brüder stecken gerne ihre Pro- und Antagonisten in die verrückt-absurdesten Situationen. Genau dies aber kommt in Ray Donovan: The Movie leider zu kurz. Der Film ist in seiner Tonalität sehr viel ernster und melancholischer. Was im Plot seine Berechtigung findet.
Jon Voight grandios zwischen Schleim und Schelm
Unverändert aber sind die darstellerischen Glanzleistungen, allen voran die von Altstar Jon Voight (Asphalt Cowboy, 1979 Oscar für Coming Home – Sie kehren heim). Wie er seinen Mickey Donovan zwischen Schleim und Schelm anlegt, ist grandios – und zu Recht 2014 mit dem Golden Globe als bester Nebendarsteller gewürdigt. Man meint die inneren Konflikte seiner Figur spüren zu können, wenn er zwischen dem Antrieb, sich mal für seine Kinder einzusetzen, und dem eigenen Interesse hin und her gerissen wird. Nichts verdeutlicht dies so klar wie der Moment, in dem er seine Beute einsammelt, während der Mann seiner Enkelin auf der Straße verblutet. Auch Liev Schreiber spielt Ray Donovan mit feinen Facetten in meist unbewegter Miene. Mit starker körperliche Präsenz ist seine innere Anspannung in fast jedem Moment spürbar. Und wie es Eddie Marsan schafft, das Zittern eines Parkinsonkranken nicht überzogen und glaubwürdig über so eine lange Strecke aufrechtzuerhalten, nötigt Bewunderung ab.
Ray Donovan: The Movie geizt mit Starpower
Mit Prominenten in Nebenrollen hält sich Ray Donovan: The Movie etwas zurück. Nachvollziehbar, da es hier um einen Handlungsabschluss geht. In der Serie geben sie sich indes die Klinke sprichwörtlich in die Hand: Elliot Gould, Peter Jacobson, James Woods, Ian McShane, Susan Sarandon, Alan Alda, Steven Bauer sind in wiederkehrenden wichtigen Nebenrollen zu sehen. Wie die gesamte Serie ist auch Ray Donovan: The Movie solide inszeniert mit einer gelungenen Kameraführung. Insbesondere die finale Parallelmontage zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist großartig. Sie verdeutlicht perfekt, wie Anfang und Ende miteinander verwoben sind. Und auch wenn dieses Ende vielleicht nicht jedem gefallen wird, ist es doch von einer dramaturgischen Zwangsläufigkeit, die völlig überzeugt.
Unser Fazit zu Ray Donovan: The Movie
Wer die Serie mochte, wird von Ray Donovan: The Movie ebenfalls überzeugt sein. Insbesondere, wenn ihm das Ende der letzten Staffel zu viele Fragen offen gelassen hat. Ein paar offene Stränge bleiben natürlich auch im Abschlussfilm, aber das ist bei einer fortlaufenden Serie nicht anders als im richtigen Leben. Am Ende des Films schließt sich der zentrale Konfliktkreis zwischen Vater und Sohn und kommt zu einem folgerichtigen Abschluss. Nicht ohne Überraschungen, aber von stringenter Logik. Wer die Serie nicht kennt, könnte damit allerdings seine Schwierigkeiten haben. Als Solo-Film daher nur bedingt geeignet, für Donovan-Fans indes fast schon ein Muss.
Ray Donovan – The Movie ist als DVD seit dem 9. Februar 2023 erhältlich.
Unsere Wertung:
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