Ganz ohne gesprochenes Wort tanzen sich Hund und Roboter aus Robot Dreams endlich in die deutschen Kinos! Was kann der Überraschungs-Animationshit aus Spanien? Ihr erfahrt es in unserer Kritik!
Titel | Robot Dreams |
Jahr | 2023 |
Land | France |
Regie | Pablo Berger |
Genres | Animation, Drama, Komödie, Science Fiction |
Darsteller | Ivan Labanda, Tito Trifol, Rafa Calvo, José García Tos, José Luis Mediavilla, Graciela Molina, Esther Solans |
Länge | 98 Minuten |
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Die Handlung von Robot Dreams
Ein einsamer Hund in Manhattan beschließt, dass die Tage der Suche nach einem Freund gezählt sind. Kurzerhand baut er sich einen Roboter zusammen, der sein bester Kumpel werden soll. Schnell sind die beiden unzertrennlich. Doch ihre gemeinsame Zeit ist nicht von langer Dauer; durch einen Unfall muss der Hund den Roboter am Strand zurücklassen. Fieberhaft sucht er nach einer Möglichkeit, seinen Freund zu retten, während dieser – unfähig, sich von der Stelle zu rühren – sein eigenes Abenteuer erlebt und das Leben in all seinen Facetten kennenlernt. Werden die beiden wieder zueinanderfinden? Und sollten sie es schaffen, werden sie noch dieselben sein?
Ein Comic auf der großen Leinwand
Schon 2007 überzeugte die Vorlage zu Robot Dreams, die Graphic Novel Robo und Hund von Sara Varon, mit einem eigenwilligen Artstyle. Das simple, aber quirlige Figurendesign richtete sich zweifelsohne an ein Kinderpublikum, setzte dabei jedoch nicht auf stumpfe Überzeichnung. Regisseur Pablo Berger ist es nun gelungen, den Stil für das Kino zu adaptieren, ohne diese Charakteristika aufzugeben. Noch immer sind die Figuren herzallerliebst anzusehen und agieren mit einer Ruhe, die in der heutigen Animationslandschaft erfrischend ist. Die handgemalten 2D-Bilder erstrahlen zudem in sommerlich-bunten Farben, die sogar im Vergleich zur Vorlage noch hervorstechen, dabei aber auch nicht zu knallig wirken. Die Animation des Films ist geschmackvoll und bedacht; die Hektik aktueller Disney- oder Illumination-Projekte ersetzen hier butterweiche Bewegungen, bei denen sogar auf Unschärfe verzichtet wurde.
Aber die visuelle Wirkung von Robot Dreams endet nicht bereits in seinem Zeichenstil. Sofort auffällig sind ebenfalls die cineastischen und clever gewählten Aufnahmewinkel und Perspektiven. Statt lediglich Comic-Panels nachzuahmen, macht sich Berger den Mehrwert des Mediums zunutze. Durch eine Kombination aus Kameraposition, Bildkomposition und Schnitt kommen so Szenen zustande, die in dieser Form lediglich im Film existieren können. Die Flugversuche eines Vogels etwa, mit dem sich der Roboter angefreundet hat, sind nahezu spektakulär eingefangen. Keine Einstellung steht eine Sekunde zu lang, die gesamte Szene ist offensichtlich aufs Genauste durchkonzipiert worden. Dieses Auge fürs Detail spiegelt sich auch im durchdachten Sounddesign und anderen technischen Kniffen wider, die 2023 viele Fließband-Animationsfilme vermissen ließen. Ebenfalls großartig ist die flotte 70er-Jahre-Musikauswahl, insbesondere natürlich Earth, Wind and Fires Disco-Hymne “September”, die prominent im Film vertreten und brillant eingesetzt ist.
Der Vertrauensvorschuss ans Publikum
Immer häufiger können wir den fehlenden Respekt beobachten, mit dem der Kinderfilm seinen Zuschauer:innen begegnet. Neben eingangs erwähnter TikTok-tauglicher Hetzoptik wird das jüngere Publikum mit herz- und gedankenlosen Geschichten bombardiert, die streng nach Checkliste strukturiert sind. Für jeden Marcel the Shell with Shoes On bekommen Kinder viermal den Super Mario Bros. Film, Wish oder Raus aus dem Teich vorgesetzt. Je niedriger die Ansprüche gehalten werden, desto einfacher ist es, das Mindeste zu tun. Glücklicherweise macht es sich Robot Dreams nicht so leicht und traut seiner – definitiv explizit jüngeren – Zielgruppe mehr zu als andere Gattungsvertreter.
Pablo Bergers herzerwärmendes dialogfreies Drehbuch wagt es, Themen wie Verlustangst, Trauer, aber auch die Bewältigung dieser Gefühle zu besprechen. Dabei stumpft es diese Emotionen nicht ab oder entschärft sie, sondern zeigt stattdessen auf, dass sie zum Leben dazugehören. Die Figuren in Robot Dreams stecken ein, fallen hin, verletzen sich, verlieren. Manche Rückschläge, die sie hinnehmen müssen, sind irreversibel. Berger zieht nie die Reißleine, rudert nicht zurück; genauso wie Hund und Roboter muss sein Publikum lernen, dass auch das Gehenlassen akzeptiert werden sollte. Die Geschichte des Films ist kindgerecht, doch erwachsen. Junge Zuschauer:innen werden weder überfordert noch unterschätzt. Bunte Farben und Tanzsequenzen gibt es zuhauf, aber niemals gelten sie allein der stupiden Beschallung. Eindrucksvoll wird hier der Unterschied zwischen kindlich und kindisch aufgezeigt. So kann sich ein:e Siebenjährige:r im Kinosaal ebenso gut amüsieren wie die großen Geschwister, die Eltern und die Großeltern.
Unser Fazit zu Robot Dreams
So absurd es klingt: Sucht man einen Film aus dem letzten Jahr, der irgendwie mit Robot Dreams zu vergleichen wäre, wäre die passendste Antwort vermutlich nicht Elemental, sondern Past Lives. Nicht nur sind die Handlungen beider Werke in New York angesiedelt, sie teilen sich auch diverse Kernthemen und enden mit einer Vielzahl widersprüchlicher, aber starker Gefühle. Pablo Berger gelingt ein Kinderfilm, auf den sein heutiges Publikum in 20 Jahren bewegt zurückblicken wird. Technisch kompetent inszeniert und emotional reif schlendert Robot Dreams durch eine eventuell etwas zu lang geratene Laufzeit von 102 Minuten und hinterlässt bleibenden Eindruck. Eine mehr als angenehme Überraschung, die zu Beginn des Jahres völlig zurecht mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde; dieses simple, aber effektive Abenteuer überzeugt mit Herz und Verstand und wird glänzend altern.
Robot Dreams erscheint am 9. Mai 2024 in den deutschen Kinos!
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Unsere Wertung:
© Plaion Pictures