Schauspieler und Regisseur Dexter Fletcher hat wohl gefallen an den Biografien von schillernden Musikern gefunden. Nach Bohemian Rhapsody zaubert er die Lebensgeschichte von Elton John auf die Leinwand. Kann Rocketman ein ähnlicher Erfolg werden?
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Titel | Rocketman |
Jahr | 2019 |
Land | United Kingdom |
Regie | Dexter Fletcher |
Genres | Musik, Drama |
Darsteller | Taron Egerton, Jamie Bell, Richard Madden, Bryce Dallas Howard, Gemma Jones, Steven Mackintosh, Tom Bennett, Matthew Illesley, Kit Connor, Charlie Rowe, Peter O'Hanlon, Ross Farrelly, Evan Walsh, Tate Donovan, Sharmina Harrower, Ophelia Lovibond, Celinde Schoenmaker, Harriet Walter, Stephen Graham, Sharon D. Clarke, Aston McAuley, Jason Pennycooke, Alexia Khadime, Carl Spencer, Jimmy Vee, Leon Delroy Williams, David Doyle, Leigh Francis, Dickon Tolson, Diana Alexandra Pocol, Eddie Mann, Josh McClorey, Rachel Muldoon, Benjamin Mason, Guillermo Bedward, Max Mackintosh, Micah Holmes, Charles Armstrong, Barbara Drennan, Jake Shears, Graham Fletcher-Cook, Sian Crisp, Dale Monie, Alex James-Phelps, Fabian Sgoluppi, Alison Ball, Danielle Scott, Leon Cooke, Juozas Statkevicius, Benjamin Lok, Dempsey Bovell, Max Croes, Natalie Adams, Pete McCabe, Rebecca Davis, Titilayo Abiola, Ross Dawes, Alexa Povah, Mark Atkin, Stevee Davies, Nia Towle, Lee Bridgman, Rob Callender, Demetri Goritsas, James Bennett, Stephan Lee Benson, Ava Brennan, Myles Brown, Sophie Carmen-Jones, Nikkita Chadha, Navala Chaudhari, Tom Clark, Zoe Reeve, Miles Coote, Jack Dargen, Michael Downing, Jo Dyce, Mark Ellison, Michael J. Fellows, Rebecca Fennelly, Ross Finnie, Ashley Franklin, Fraser Fraser, Lucia Marin Gonzalez, Martina Gumbs, Jared Martyn-Hageman, Pip Hersee, Connor Hill, Thomas Inge, Sarah Haruko Iwaskow, Luke Jackson, Christopher Jeffers, Hayley Jones, Jamie Karitzis, Emily Kuhl, Wade Lewin, Neeve Martin, Thomas Charles Torrance Mather, Fiona McDonald, Liam Marcinello, Alicia Mencia, Oliver Metzler, Ramzan Miah, Jake Moyle, Ed Munro, Sam Murphy, Myles Newland, Callum Powell, Aishwarya Raut, Lauren-Kate Seymour, Phil Snowden, Nadia Sohawon, Sam Stanley, Amira Stevens, Tristan Temple, Alex Thomas, Grant Thresh, Matt Turner, Megan Westpfel, Josh Weston, Layton Williams, Luke Woolaston, Tom Woolaston, Alexandra Worrall, Luke Wright, Zeng Yixin, Emily Yuen, Ziad Abaza, Christina Andrew, Lasco Atkins, Jamie Bacon, Anna Benamati, Pierre Bergman, Carlos Borrás, Dan Burns, Peter Cerlienco, Eric Coco, David Cradduck, Marco De Marlo, Michele Donockley, Dani Dupont, Healthy Emmie, Amor Evans, Viktorija Faith, Karl Farrer, Delia Florea, Jack French, Inna Georgia, Michel Alexandre Gonzalez, Mark Gooden, Nicholle Hembra, Theo Ip, Nick Kellington, Adnan Kundi, Kamil Lemieszewski, Xiao Xue Xu Lin, Francesco Lucidi, Ketan Majmudar, Giles Martin, Ida May, Elizabeth McCafferty, Solomon Mousley, Adrian Mozzi, Laura Obiols, Tom Ogg, Rory Okey, Richard Price, Jess Radomska, Eddie Register, Kemal Shah, Charlotte Sharland, Sarah Sharman, Mariela Silva, Amanda Smith, Robert Smith, Tanisha Spring, Alisha Tarran, Emily Tebbutt, Dave Thompson, Peter Trevor, Lochlan White, Luke White, Riley White, Sara Wilkins, Samuel Williams, Charlie Bentley, Bethany Harrison |
Länge | 121 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Freenet meinVOD |
Der Junge am Klavier
Der junge Reginald Kenneth Dwight (Matthew Illesley, Kit Connor) hat eine Passion, das Klavier. Schon früh motiviert ihn seine Großmutter zum Spielen und schnell zeigt sich, dass er eine besondere Gabe für das Instrument hat. Durch die Flucht in die Musik lassen sich seine privaten Probleme wie die Scheidung seiner Eltern besser verarbeiten. Nach seiner Ausbildung an der Royal Academy of Music begleitet er mit seiner Studienband amerikanische Soulsänger auf deren Tour. Dabei entsteht, inspiriert von seinen Bandmitgliedern, sein Künstlername Elton John (Taron Egerton). Bei einer Ausschreibung für einen Komponisten bei der Plattenfirma Liberty Records lernt er den Songwriter Bernie Taupin (Jamie Bell) kennen und eine schillernde Karriere nimmt ihren Lauf.
Homogenes Musical-Biopic
In einem extravaganten Vogelkostüm stolziert Elton John durch einen langen Korridor und schreitet festentschlossen durch die Flügeltür und betritt die Bühne. Aber keine Konzertbühne, sondern die “Bühne” im Sitzkreis einer Selbsthilfegruppe. Rocketman beginnt mit dem Anfang vom Ende und erzählt Elton Johns Geschichte als Retrospektive aus der schlimmsten Phase seines Lebens, dem Drogenentzug. Während er über seine Kindheit redet, erblickt er sich selbst als Kind, welches anfängt, einen Elton-John-Song zu singen und in Musicalmanier den Raum zu verlassen, um nach einer Tanz- und Gesangsperformance auf der Straße ins Elternhaus und in genau jene Zeit überzuleiten. Mit solchen Elementen durchbricht Rocketman immer wieder das typische Biopic-Korsett und liefert so eine erfrischende Seherfahrung. Die Songauswahl ist dabei passend zu den jeweiligen Phasen seines Lebens und beinhaltet eine Reihe von Elton Johns größten Hits.
Die Musical-Einlagen dienen sowohl als musikalische Überleitung, transportieren hin und wieder aber auch inhaltliche Entwicklungen und überbrücken ganze Jahrzehnte der Geschichte. So bekommt man mehr das Gefühl, durch Elton Johns leben zu schreiten, anstatt nur einzelne Anschnitte abzuklappern. Mit kreativen Kameraspielereien und den Einbezug von Konzertauftritten hebt man sich angenehm von der Konkurrenz ab. Die Darsteller interpretieren die Songs dabei selbst und machen die Sache wirklich ordentlich. Gesanglich nähert man sich den Vorlagen oder beleuchtet die Songs aus verschiedenen Blickwinkeln. Rocketman schafft so einen homogenen Einbau der Musik in den Film, ohne dabei auf reine Konzertdarstellungen wie in Bohemian Rhapsody zurückzugreifen. Der kreative Prozess der Entstehung einzelner Songs wird auch plausibel dargestellt.
Rocketman – Schillernd, explizit und ehrlich
„Der Film musste so ehrlich wie möglich sein. Ich bin hoch geflogen, aber auch sehr tief gefallen. So sollte der Film auch sein.“ Mit diesen Worten über Rocketman deutet Elton John das bekannte “Rise and Fall”-Muster in Biopics an. Genau diesem obliegt auch der Film, wenngleich er es mit seiner verschachtelten und kreativen Inszenierung schafft, diesem eine frische Struktur zu verpassen. Überzeugende Arbeit verrichtet dabei auch Taron Egerton, der alles in die Waagschale wirft, um eine glaubhafte und emotional umfassende Darstellung von Elton John zu kreieren. Dazu hat er sich auch ein kleines Bäuchlein “antrainiert” und die Eigenheiten seiner Vorlage kopiert. Zwar wird hier nicht die Klasse von Rami Malek als Freddy Mercury erreicht, doch erinnerungswürdig ist die Performance allemal. Vor allem, da sie sämtliche Fassetten seines Lebens glaubhaft darstellt und die Entwicklung vom naiven Jungen zum drogenabhängigen Megastar eindringlich wiedergegeben wird.
Egertons Darstellung passt sich auch stimmig dem Ton des Films an. Denn die Inszenierung der wilden 70er und 80er ist alles andere als zimperlich und sorgt in den USA sogar für ein R-Rating, womit unter 17-Jährige nur in Begleitung Erwachsener in den Film dürfen. Elton John hat sich sogar persönlich dafür eingesetzt, dass diese Phase seines Lebens nicht entschärft wird. Schillernd auf allen Ebenen und mit reichlich verrückten Kostümen liefert Rocketman so ein eindrucksvolles Biopic über einen eindrucksvollen Menschen ab. Dabei wird ein ehrlicher Blick hinter die Fassade nicht vermieden und liefert dramatische Momente in der Familie und mit Liebschaften. Ein verfilmenswertes Leben bekommt einen würdigen Film.
Mein Fazit zu Rocketman
Dexter Fletscher tut es schon wieder. Nach Bohemian Rhapsody liefert der Regisseur erneut ein Biopic über einen schillernden britischen Musiker ab. Doch Rocketman ist beileibe keine Kopie des letztjährigen Kinohits, sondern überrascht als unterhaltsame Mischung aus Musical und Biopic. Seinen raketenhaften Aufstieg erlebte Elton John wie im Traum und genau dieses Gefühl versucht auch der Film mit kreativen Einfällen zu vermitteln. Da hebt das Publikum schon mal in die Luft ab und plötzlich einsetzende Tanz- und Gesangseinlagen leiten zum nächsten Lebensabschnitt über. Ein nicht normales Leben verdient auch ein nicht normales Biopic. Taron Egerton erweckt dabei mit vollem Körpereinsatz den Brillenfreund auf der Leinwand zum Leben und legt eine überzeugende Performance hin. Ohne falsche Scham offenbart Rocketman einen ehrlichen und expliziten Blick hinter die Maske des exzentrischen Musikers und sticht dabei gekonnt Bohemian Rhapsody aus. Der Paradiesvogel unter den Biopics ist ein mitreißender, zum Film gewordener Soundtrack eines schillernden Lebens.
Rocketman startet am 30.05.2019 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
© Paramount Pictures