1999 feierte das Found-Footage-Genre mit Blair Witch Project seinen Einzug ins Mainstream-Horrorkino. Seitdem surften zahlreiche Filmemacher auf der Erfolgswelle mit und fluteten den Filmmarkt mit mehr oder weniger gelungenen Handkamera-Filmchen. Genau diesen hat sich der deutsche Regisseur Marcel Walz mit Rootwood nun auch angenommen. Ob er dem überstrapazierten Genre seinen Stempel aufdrücken konnte, erfahrt ihr in unserer Rezension.
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Titel | Rootwood - Blutiger Wald |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | Marcel Walz |
Genres | Horror, Mystery, Thriller |
Darsteller | Tyler Gallant, Elissa Dowling, Sarah French, Felissa Rose, Tiffani Fest, Brandon Rhea, Kwame Head |
Länge | 83 Minuten |
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Worum geht es in Rootwood?
Die beiden Filmstudenten William (Tyler Gallant) und Jessica (Elissa Dowling) betreiben einen Podcast über abgedrehte Geschichten, Mythen und Urban Legends. Bei einem Gespräch mit einer Hollywood-Produzentin ergattern sie das Angebot, einen eigenen Dokumentarfilm über den sagenumwobenen hölzernen Teufel von Rootwood zu drehen. Ausgestattet mit einem Wohnmobil voller Kamera-Equipment, brechen die beiden zusammen mit der Moderatorin Erin (Sarah French) auf in die verfluchten Wälder. Sie ahnen jedoch nicht, was dort bereits auf sie wartet…
Marcel Walz – Der deutsche Eli Roth?
Deutsche Filmemacher im Horror-Milieu sind heutzutage rar gesät. Gelegentlich entdeckt man jedoch Ausreißer wie beispielsweise Christian Alvart (Pandorum), Simon Verhoeven (Unfriend) oder David Brückner (Rapunzels Fluch). Doch immer mehr Nachwuchs-Regisseure wagen sich an den Genrefilm heran – so wie Marcel Walz. Der gebürtige Nürnberger hat sich mit Leib und Seele dem Independent-Horror verschrieben und setzte so unter anderem ein Remake des 1963er Gore-Klassikers Blood Feast von Herschell Gordon Lewis um. Seine filmische Heimat scheint Walz im Folterhorror, gerne auch abfällig Torture Porn genannt, gefunden zu haben. Filme wie La petite mort und Schlaraffenhaus erinnern hierbei mit expliziten Darstellungen von sexualisierter Gewalt und Folter eines Peinigers an Werke von Eli Roth (Hostel) oder Michael Haneke (Funny Games). Mit Rootwood wagt er den nächsten Schritt und tobt sich im Found-Footage-Genre aus – das Ergebnis ist jedoch mehr als ernüchternd.
Hölzern durch und durch
Wackelige Handcams in dunklen Wäldern und Gewölben: Was bei Low-Budget-Produktionen wie Blair Witch Project oder REC für Gänsehaut und Spannung beim Zuschauer sorgte, wirkt bei Rootwood einfach nur billig. Der inkonsequente Wechsel zwischen GoPro und externer Kameraeinstellung baut zu keiner Zeit die Atmosphäre von krisseligen VHS-Aufnahmen oder grobkörnigen Überwachungskameras auf. Die Geschichte ist nach Schema-F aufgezogen, die Figuren sind furchtbar nervige Stereotypen und die Schauspieler spielen so hölzern wie der namensgebende Wald. Apropos Wald: Die wohl größte Enttäuschung sind die Locations. Die furchtUNeinflössenden Szenen um den hölzernen Teufel spielen entweder in einem runtergekommenen Wohnmobil oder einer lichten Ansammlung von Bäumen auf einem Hügel, aber weit und breit kein dunkler, gruseliger Wald zu sehen. Und auch die mordende Kreatur wirkt wie ein abstraktes Kunstwerk aus einem Baummenschen mit Geweih und schlechten Zähnen. Besonders schade ist, dass nicht mal Walz´ Stärke für brutal-blutrünstige Bilder in Rootwood zum Tragen kommt.
Unser Fazit zu Rootwood:
Der Found-Footage-Gehversuch des deutschen Nachwuchsregisseurs Marcel Walz strauchelt bereits auf den ersten Metern. Ein unausgegorenes und mit Stereotypen durchzogenes Drehbuch sowie eine inkonsequente Kinematographie erzeugen weder Atmosphäre noch Spannung. Nicht einmal Fans von Jump-Scares oder Splatter kommen auf ihre Kosten, denn Rootwood ist erschreckend blutarm. Das beste am Film ist die Laufzeit – denn nach 83 Minuten ist das hölzerne Trauerspiel endlich vorbei.
Der Film wird ab dem 05. November 2020 auf DVD und Blu-ray erscheinen.
Unsere Wertung:
© Tiberius Film