Mit Rye Lane startet ein Publikumsliebling des diesjährigen Sundance Festivals auf Disney+. Ob die romantische Komödie auch etwas für Liebesmuffel ist, erfahrt ihr in dieser Review!
Titel | Rye Lane |
Jahr | 2023 |
Land | United Kingdom |
Regie | Raine Allen-Miller |
Genres | Komödie, Liebesfilm |
Darsteller | David Jonsson, Vivian Oparah, Poppy Allen-Quarmby, Simon Manyonda, Benjamin Sarpong-Broni, Karene Peter, Malcolm Atobrah, Alice Hewkin, Levi Roots, Gary Beadle, Llewella Gideon, Delroy Brown, Omari Douglas, Yasmin Al-Khudhairi, Marva Alexander, Munya Chawawa, Andrew Francis, Sandra Daley, Rohan Rakhit, Michael Dapaah, Charlotte Melia, Blue Lab Beats, Alex Blake, Ghetto Boy, Aaron Chetty, Soph Galustian, Charlie Knight, Paul Jordan, Amir Jamal, Eliah Ibazebo, Anthony Mackenzie, Greg Mackenzie, Caroline Mabey, Luke Dewulff Booth, Kazuyo Enomoto, Colleen Allen, Beri Ann-Miller, Josie Coster, Sharan Hunjan, Elizabeth Grunberger, Peter Braddock, Dipali Limbachia, Renford Warmington, Tashienna Bookal, Robin Yu, Abe Valentino, Jawden Hamzie, Tyler Davis, Tyra-Anais Davis, Serena Dhanak, George Taylor, Scott Hillier, Troy Hewitt, Fredrik Ferrier, Cain Aiden, Bikramjit Gurm, Esme Molly, Colin Firth, Raine Allen-Miller |
Länge | 82 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Die Handlung von Rye Lane
Als der in sich gekehrte Dom (David Jonsson) und die extrovertierte Yas (Vivian Oparah) auf einer Museumstoilette aufeinander treffen, wissen beide noch nicht, was das für ihre Zukunft bedeutet. Dom, der nach sechs Jahren von seiner Freundin für seinen besten Freund verlassen wurde, arbeitet als Buchhalter und scheint immer noch nicht über seine Beziehung hinweg. Yas, extrovertierte Lebenskünstlerin, erzählt stolz vom Ende ihrer letzten Beziehung und hat für Dom mehr als einen guten Ratschlag parat. Gemeinsam verbringen beide einen Tag in London, in welchem sie mehr über sich und ihren Gegenpart erfahren. Und manchmal auch hinter die Fassade der Liebe blicken.
Ein visuelles Feuerwerk
Wer an klassische Vertreter des Genres Rom-Com denkt, wird diese wohl selten für ihre visuelle Ideen loben. Oft glänzen diese zwar durch sympathische Figuren und eine gute Geschichte, sind filmisch doch eher konventionell gedreht. Rye Lane geht hier einen komplett anderen Weg. Regisseurin Raine Allen-Miller und Kameramann Olan Collardy spielen hier viel mit verschiedenen Einstellungen, bei denen auch ein Fischaugen-Objektiv nicht fehlen darf. Diese ungewohnten Entscheidungen werden schon früh genutzt und konditionieren das Publikum darauf, dass jeder Blick auf ihr Handy sie eine überraschende und ungewohnte Einstellung verpassen lassen könnte.
Genauso innovativ nutzt Raine Allen-Miller den Bruch zwischen der Realität und der Erzählebene, auf der Dom und Yas von ihren früheren Beziehungen berichten. Auf letzterer werden dabei einige Tricks angewandt: So sind manche Fragmente inszeniert, als würden sie frisch aus einer Performance eines Off-Theaters stammen, während bei anderen die Farbgebung eine Horror-Athmosphäre erzeugt. Allerdings sind diese Mittel nicht nur Spielerei, sondern unterstreichen durch ihre Machart auch die Charakterzüge der beiden Hauptfiguren sowie ihren aktuellen Gemütszustand.
Ein neues London?
Rye Lane gelingt es, der für „auserzählt“ gehaltenen Stadt London auf erfrischende Weise neues Leben einzuhauchen. Das liegt vor allem daran, dass es dem Team hinter dem Film gelingt, eine neue Perspektive zu eröffnen. Filme wie Notting Hill haben in den Sehgewohnheiten ein sehr weißes, heteronormatives London implementiert. Direkt hier setzt die neue RomCom an: Durch den inszenatorischen Kniff, die Figuren bei ihren Gesprächen zu filmen, erlaufen die beiden Protagonist:innen für das Publikum unbekannte Viertel.
Diese Orte, wie der titelgebende Rye Lane Market, werden jedoch nicht fetischisiert oder künstlich hervorgehoben, sondern fügen sich nahtlos in die Geschichte von Dom und Yas ein. Das weckt Erinnerungen an das Black Cinema von Regisseur:innen wie Spike Lee. Mit Filmen wie Do The Right Thing wurde auch hier der Fokus auf eher unbekannte Viertel, wie das heute sehr hippe Bedford-Stuyvesant gelegt. Immer im Fokus: eine diverse und oft unterrepräsentierte Schicht in der amerikanischen Gesellschaft. Ein Faktor, der auch in Rye Lane präsent ist, nur eben auf das Vereinigte Königreich gemünzt.
Das Rom-Com-Potential ist vorhanden
Auch wenn in Puncto Visualität und Handlungsorte neue Wege eingeschlagen werden, bleibt Rye Lane eine klassische romantische Komödie. Dabei gelingt es auch, kleine Hinweise auf Klassiker einzubauen, die geneigte Genrefans sicher zu entdecken wissen. Somit schlägt Rye Lane zwar neue Töne an, möchte aber die Brücke zu Filmen, die die Autor:innen inspiriert haben könnten, schlagen. Einer der wenigen Kritikpunkte, ist der Fakt, dass man an manchen Stellen zu wenig über Dom und Yas erfährt. Die kurze Laufzeit von 82 Minuten nutzt zwar ihr volles Potential, sodass keine Sekunde als überflüssig betrachtet werden kann. Zum Ende hin hätte man sich jedoch ein paar Minuten mehr gewünscht, um den Charakter der beiden Hauptfiguren besser zu etablieren. Dadurch, dass Dom und Yas sich jedoch erst zu Beginn des Films kennenlernen, kann diese Ungewissheit auch als Handlungselement gesehen werden. Dieses wird zum Glück durch die anderen Aspekte des Films großartig unterstützt.
Unser Fazit zu Rye Lane
Regisseurin Raine Allen-Miller hat einen Film erschaffen, der das Potential zum Indie-Hit besitzt. Dank einer beeindruckenden visuellen Konzeption mit vielen Spielereien gelingt es, das Publikum früh zu packen. Darüber hinaus präsentiert Rye Lane ein London, welches sich deutlich von der weißen Perspektive früherer Genrefilme abhebt und viel dazu beiträgt, dass der Film selbst in seinen schwächeren Momenten zu unterhalten weiß. Rye Lane ist kurzweilig, bunt, voller Herz – und damit eine absolute Empfehlung für RomCom-Fans und für die, die es noch werden wollen.
Rye Lane wird ab dem 31. März im Streamingabo von Disney+ zu sehen sein.
Unsere Wertung:
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