Francis Lawrence hat mit der Tribute-von-Panem-Trilogie bereits einmal bewiesen, dass er Young-Adult-Fantasy beherrscht. Gelingt ihm mit Schlummerland erneut ein guter Beitrag in diesem Genre?
Titel | Schlummerland |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Francis Lawrence |
Genres | Familie, Fantasy, Komödie |
Darsteller | Marlow Barkley, Jason Momoa, Chris O'Dowd, Kyle Chandler, Weruche Opia, India de Beaufort, Humberly González, Cameron Nicoll, Antonio Raine Pastore, Chris D'Silva, Yanna McIntosh, Jacob So, Izaak Smith, Michael Blake, Irene Barriault, Jana Lorbetski, Leslie Adlam, Owais Sheikh, Sergio Osuna, Ken Hall, Kassian Pascal, Leo Lorenzo Jones, Yosvani Castañeda, Ava Cheung, Jamillah Ross, Tonya Cornelisse, Luxton Handspiker, Neville Edwards, Andre Sills |
Länge | 117 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Schlummerland – Die offizielle Handlungsangabe
Schlummerland entführt das Publikum an einen magischen neuen Ort, in eine Traumwelt, in der die altkluge Nemo (Marlow Barkley) und ihr exzentrischer neuer Freund Flip (Jason Momoa) ein gigantisches Abenteuer erleben. Nachdem ihr Vater Peter (Kyle Chandler) unerwartet auf See umkommt, muss Nemo ihr idyllisches Leben an der pazifischen Nordwestküste aufgeben und fortan bei ihrem gutherzigen, aber recht merkwürdigen Onkel Phillip (Chris O’Dowd) in der Stadt leben. Ihre neue Schule und ihr neuer Tagesablauf stellen eine Herausforderung dar. Doch bei Nacht folgt sie einer geheimen Karte nach Schlummerland, wo sie auf Flip trifft, einen rauen, aber liebenswürdigen Gesetzlosen, der schnell zu ihrem Begleiter wird. Zusammen befinden sie sich schon bald auf einer unglaublichen Reise durch die Traumwelt und auf der Flucht vor Albträumen, wo Nemo darauf hofft, mit ihrem Vater wieder vereint zu werden.
Lieblose Fantasywelt
Schon der Titel Schlummerland lässt erahnen, dass man hier eine Variation/Hommage/Kopie der Traumwelt aus der Peter-Pan-Geschichte erwarten kann. Dementsprechend fantastisch und fantasievoll umgesetzt muss die Welt hier also sein, um dem Thema des Träumens gerecht zu werden. Leider ist die nicht gelungen. Der Film hat in der „Wachwelt“ durchaus gute Momente, aber das Schlummerland ist ein Potpourri aus Fantasywelten der letzten Jahre und dabei nicht mal sonderlich überlegt zusammengeklaut. Ein bisschen Alice im Wunderland, eine Prise Ready Player One und on top der Versuch auch hier eine ähnliche Bürokratieebene wie beispielsweise in Loki als Gerüst der Traumwelt zu etablieren. Der Mix würde vielleicht aufgehen, würde man es schaffen im World Building hier etwas Leben in die Traumszenerie zu bringen. Leider ist das Schlummerland blut- und menschenleer, die Effekte zudem eher unterdurchschnittlich und speziell, da die Vergleichswerte zu offensichtlich permanent mitschwingen, zieht Schlummerland in allen Belangen den Kürzeren.
Momoa im Depp-Modus
An der Performance von Jason Momoa werden sich die Geister scheiden. Auch in diesem Aspekt assoziiert man diese Netflix-Produktion schnell mit Alice im Wunderland. Das bonbonbunte Kostüm, die exzentrische, extrem überdrehte Attitüde, nur statt verrücktem Hut Widderhörner auf dem Kopf – der verrückte Hutmacher von Johnny Depp könnte ein entfernter Verwandter von Momoas Figur hier sein. Es ist auch nicht das erste Mal, dass der Aquaman-Star Mut zum Over Acting beweist und sich auch ein Stück weit der Gefahr des Lächerlichwirkens aussetzt. Er bleibt trotz der gewöhnungsbedürftigen Optik aber sympathisch und hat sichtlich wahnsinnigen Spaß an seinem Job.
Bereits im letzten Jahr gab es mit Sweet Girl eine ähnliche Figurenkonstellation in einer Netflix-Geschichte. Auch dort spielte Momoa im Duett mit einer Jungdarstellerin. Die Dynamik dort war jedoch wesentlich besser, weil ausgewogener. Darstellerisch stößt die junge Markow Barkley hier doch noch an Grenzen. Wirklich viel Ausstrahlung kann sie nicht in die Waagschale werfen und so fällt es auch schwer mit ihrer Figur und deren doch tragischem Schicksal voll mitzugehen. Auch wenn man beispielsweise die Performance hier mit der von Dafne Keen in His Dark Materials vergleicht, was sich aufgrund einiger ähnlicher Elemente anbietet, fällt auf, dass Barkley so eine Geschichte schlicht nicht tragen kann.
Das Drama überzeugt nur in Ansätzen
Im Kern ist Schlummerland eine Trauerbewältigungsgeschichte im Fantasy-Gewand und damit konkurriert der Francis-Lawrence-Film mehr oder weniger direkt mit dem starken Sieben Minuten nach Mitternacht. Ein weiterer eigentlich unfairer Vergleich, aber auch dieser drängt sich so unvermeidlich auf, dass man ihn ziehen muss. Auch weil hier jedoch doch oftmals der Klamauk überhand nimmt, die Optik unfreiwillig infantil wirkt und, wie gesagt, die Hauptdarstellerin den emotionalen Herausforderungen ihrer Rolle nicht gänzlich gerecht werden kann, wird auch der Film der Tragik des Themas nicht gerecht. Immer wieder blitzt in den starken Momenten hervor, was hier möglicherweise mit tonaler Ausgewogenheit möglich gewesen wäre, aber letzten Endes überwiegt doch die Enttäuschung, dass hier weder die Fantasy-Anteile noch die dramatischen Inhalte etwas noch nicht da gewesenes bieten.
Unser Fazit zu Schlummerland
Starpower eines Jason Momoa schützt vor Belanglosigkeit nicht. Schlummerland ist weder Fisch noch Fleisch. Als Geschichte einer Trauerbewältigung kratzt man zu sehr an der Oberfläche, als optische Spielerei setzt man keine neuen Akzente. Wenn, dann kann man diesen Film aber doch jungen Zuschauern empfehlen, denn als kindgerecht kann man die Art, wie hier mit sensiblen Themen umgegangen wird schon bezeichnen. Und das jugendliche Publikum wird auch bezüglich der eher mauen Inszenierung der Action nicht ganz so kritisch sein. Ein kleines Abenteuer für die Kleinen.
Schlummerland ist seit dem 18. September bei Netflix abrufbar!
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Unsere Wertung:
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