Am Drehbuch von Sea Fog war kein geringerer als Parasite-Macher Bong Joon-Ho beteiligt. Allein deshalb dürfte sich ein Blick in den Film, der nach sieben Jahren nun auch endlich einen deutschen Verleih gefunden hat, schon lohnen. Doch ob der südkoreanische Thriller wirklich mit seinen Genre-Vorbildern mithalten kann? Das verraten wir im Folgenden.
Titel | Sea Fog – Freiheit hat ihren Preis |
Jahr | 2014 |
Land | South Korea |
Regie | 심성보 |
Genres | Thriller, Drama |
Darsteller | Kim Yoon-seok, 박유천, 한예리, 이희준, 문성근, 김상호, 유승목, Jo Kyung-sook, 정인기, 윤제문, 윤가현, 예수정, Jo Deok-jae, 염혜란, Kim Won-jin, 이동용, 신안진 |
Länge | 111 Minuten |
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Worum geht es in Sea Fog?
Wir befinden uns im Jahr 1998. Die Auswirkungen der asiatischen Wirtschaftskrise, die seit 1997 viele Länder auf dem ganzen Kontinent nachhaltig beschädigt hat, sind auch in Südkorea deutlich zu spüren. Vor allem Fischereibetriebe leiden immens, die staatlich veranlasste Regulierung der Küsten- und Tiefseefischerei treibt so manch einen ans Existenzminimum.
Auch die Besatzung des kleinen Fischerbootes Jeonjin leidet unter den strengen Maßnahmen. Für Kapitän Kang Cheol-joo (Kim Yoon-seok) steht jedoch fest: Aufgeben ist keine Option. Er kann und will seine Mannschaft, die er wie seine eigene Familie liebt, nicht im Stich lassen. Um an Geld zu kommen, entschließt er sich kurzerhand, eine Schmuggelfahrt zu arrangieren. Dabei sollen allerdings keine Waren, wie Schmuck oder Waffen, geschmuggelt werden, sondern Menschen. Doch die Überfahrt wird zum Albtraum für alle Beteiligten.
Sea Fog: Anmutig dreckig
Regisseur Shim Sung-Bo arbeitete 2003 schon mit Bong Joon-Ho zusammen und schrieb am Drehbuch zum fantastischen Memories Of Murder mit. Und auch Sea Fog stammt aus den Federn der beiden Filmemacher – Shim Sung-Bo durfte diesmal dann sogar auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Und die Handschrift ist eindeutig zu erkennen. Wie auch schon Memories Of Murder oder eben Parasite, sticht auch Sea Fog durch seine ästhetische Bildsprache hervor und bringt dem Zuschauer genau das, was man eben vom südkoreanischen Film erwartet.
Wenn man zu Beginn durch das Hafengebiet der Küstenstadt Yeosu geführt wird und dabei die schwer arbeitenden und nach Fisch stinkenden Arbeiter sowie die schweren triefenden Fischernetze zu Gesicht bekommt, dann entbehrt das nicht einer gewissen Anmut. Doch nicht nur an Land, auch auf dem offenen Meer bekommt man als Zusschauerer das Gefühl, mittendrin zu sein. Sowohl die ruhigen Kabinen-Momente, in denen die Männer essen und sich über Frauen unterhalten, als auch die dreckigen und vor allem nassen Momente während des Deck-Schrubbens, gehen direkt ins Mark.
Auf der See wird’s immer rauer
Und auch in Sachen Dramaturgie muss sich Sea Fog nicht vor anderen Filmen verstecken. Dong-Sik (Park Yoochun), der Jüngste der Crew, ist von Beginn an unser Anker, an dem wir uns festhalten. Wir erleben, wie er der Schmuggel-Idee von Beginn an skeptisch entgegensteht – auf der anderen Seite fühlen wir aber auch die Not, die er in sich trägt und dass er jeden Taler gebrauchen kann. So lässt auch er sich schließlich überreden.
Als er dann bei der Übergabe der Flüchtlinge auf die schüchterne Hong-Mae (Han Ye-Ri) trifft, wird uns auch noch eine kleine Love Story vorgesetzt. Diese fügt sich jedoch perfekt in die folgende Handlung ein und ist genau deswegen auch in keiner Sekunde störend. Haben wir bis zu dieser Flüchtlingsübergabe noch einen verhältnismäßig friedlichen Film gesehen, wechselt die Tonalität von Sea Fog nach spätestens 30 Minuten schlagartig.
Langsam beginnender Wahnsinn
Mit dem Aufkommen des für den Film namensgebenden Meeres-Nebels, der für Orientierungslosigkeit bei den Schmuggel-Anfängern sorgt, ändert sich die Stimmung mehr und mehr. Als dann auch noch eine Riesenkatastrophe den Plan des Kapitäns zunichte macht, drehen auch die anderen Besatzungsmitglieder langsam aber sicher durch. Chang-Wook (Lee Hee-Joon) zum Beispiel, hat sich in den Kopf gesetzt, mit Hong-Mae zu schlafen – wenn nötig auch gegen ihren Willen. So muss Dong-Sik also die junge Frau im Schiff verstecken – ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Der langsam beginnende Wahnsinn in Kombination mit dem Meeres-Setting erinnert in manchen Momenten vielleicht den ein oder anderen sogar an Teile des Lovecraft-Universums – zumindest in Sachen Stimmung und Ambiente. Und auch die Gewalt nimmt im weiteren Verlauf des Filmes immer mehr zu, hier werden natürlich Erinnerungen an das Ende von Parasite wach. Dabei wird es gerade gegen Ende auch mal blutig und brutal.
Unser Fazit zu Sea Fog
Wer das Korea-Kino liebt, wird auch Sea Fog mögen. Das Mitwirken von Bong Joon-Ho ist in jedem Moment zu spüren, inszenatorisch ist das große Klasse. Für alles weitere sollte man zumindest nicht schnell seekrank werden. Das peitschende Wasser und das begrenzte Setting, welches uns ab Filmmitte erwarten, lässt natürlich nicht mehr ganz so viel Spielereien zu, wie andere Filme.
Dennoch brennt sich Sea Fog am Ende ins Gedächtnis und ist somit eine Empfehlung für Fans des Genres.
Sea Fog erschien am 25. März im Heimkino und digital.
Unsere Wertung:
© Koch Films