Shape of Water ist ein Film, der uns viel über wahre Liebe, tieftragische Emotionen und den Wert von Fantasie näher bringen möchte. Dabei hält uns Guillermo del Toro vor allem den eigenen Spiegel vor. Er lässt uns aber auch an einer der brilliantesten Liebesgeschichten des 21. Jahrhunderts teilhaben!
Titel | Shape of Water - Das Flüstern des Wassers |
Jahr | 2017 |
Land | United States of America |
Regie | Guillermo del Toro |
Genres | Drama, Fantasy, Liebesfilm |
Darsteller | Sally Hawkins, Michael Shannon, Richard Jenkins, Octavia Spencer, Michael Stuhlbarg, Doug Jones, David Hewlett, Nick Searcy, Stewart Arnott, Nigel Bennett, Lauren Lee Smith, Martin Roach, Allegra Fulton, John Kapelos, Morgan Kelly, Marvin Kaye, Dru Viergever, Wendy Lyon, Cody Ray Thompson, Diego Fuentes, Madison Ferguson, Jayden Greig, Karen Glave, Danny Waugh, Dan Lett, Deney Forrest, Brandon McKnight, Clyde Whitham, Jonelle Gunderson, Cameron Laurie, Evgeny Akimov, Sergey Nikonov, Vanessa Oude-Reimerink, Alexey Pankratov, Shane Clinton Jarvis, Dave Reachill, Amanda Smith, Maxine Grossman, Matthew MacCallum |
Länge | 123 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Das Erlebnis von Shape of Water – Das Flüstern des Wassers vorab in wenigen Worten
Um gleich auf den Punkt zu kommen: Für mich, als großen Fan des Ausnahmeregisseurs Guillermo del Toro, ist Shape of Water vermutlich sogar das größte Werk seiner Laufbahn. Es ist ein warmes, lauschendes und auch kühl geprägtes Erlebnis. Sowohl herzerwärmend als auch bitter und herzzerreißend. Schon in Pan’s Labyrinth bewies del Toro, dass er ein wahres Märchen inmitten einer tragischen und erbarmungslosen Umgebung erzählen und stilvoll bebildern kann. An seiner Seite ein immer starkes Make-up und Kostüm-Team, das den Kreaturen und Schauspielern zu wahrer Größe verhilft. Shape of Water fühlt sich wie del Toros wahr gewordener Traum an, der mit dem „fabel“haften Pan’s Labyrinth nicht nur in Sachen Ernsthaftigkeit und wahrer Magie zwischen seinen Charakteren überzeugen kann.
Shape of Water wirkt im Kino wie eine Vision, die del Toro schon lange Zeit mit sich herum trug und die er nun endlich auf die Leinwand bringen konnte. So viele mutige und überraschende Szenen stecken in diesem Film, dass es bei mir einige Taschentücher brauchte, um die Intensität seiner Bilder und seiner Intentionen zu verdauen. Er zeichnet einen Film voll Verblendung und Tragik, in einer Zeit (60er Jahre), in der Menschenrechte und Weltanschauungen noch gänzlich anders waren.
Und damit zum Inhalt von Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Die junge Elisa (Sally Hawkins) ist stumm und lebt in der Mitte des 20. Jahrhunderts, in der es noch recht prüde zugeht, vor allem was der Stellenwert von Frauen und Männern angeht. Shape of Water spielt zur Zeit des Kalten Krieges, in der Elisa in einer geheimen Militärbasis arbeitet. In ihrer Freizeit ist sie recht bescheiden, hat sie doch zu Anfang einen sehr routinierten Tagesablauf. Zwischendurch verbringt sie viel Zeit mit dem momentan arbeitslosen Werbezeichner Giles (Richard Jenkins), denn die beiden schätzen sich sehr und genießen die Gemeinschaft in ihren bescheidenen Wohnungen. Doch eines Tages soll eine amphibische Kreatur in Südamerika aufgefunden werden, die in derselben Militärbasis landet, in der Elisa als Putzfrau arbeitet. Da Elisa nicht viel mit Menschen sprechen kann, die Stille folglich zu schätzen wissen muss, hegt sie ein besonders großes Interesse an dieser geheimnisvollen Kreatur, die hinter verschlossenen Türen geheim gehalten werden soll.
Der Cast
Sally Hawkins als Elisa überzeugt besonders durch Gestik und Mimik, da sie in ihrer Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt ist. Wer Shape of Water jedoch sieht, lernt viel über die Vielfältigkeit der nonverbalen Kommunikation, denn stumm sein heißt keineswegs, der Kommunikation nicht Herr sein zu können. In Shape of Water entfaltet die Kommunikation erst die volle Wirkung, wenn Sally Hawkins mittels Zeichensprache und zusätzlicher Gestik untermalt, wie wichtig und existenziell ihr manches Bedürfnis, manche Frage und manche Entscheidung ist. Und Sally Hawkins stämmt es mit Leichtigkeit und bringt die Emotionen mit Genauigkeit und nie überzogen zum Zuschauer rüber.
Sie ist es schließlich, die beinahe alle Emotionen und das Interesse an der amphibischen Kreatur nach Außen trägt, während der Sicherheitschef Strickland (Michael Shannon) eher egoistische und eigennützige Motive verfolgt in Shape of Water.
Michael Shannon mimt den Bösewicht in Shape of Water, dem nicht allzu viel an der faszinierenden Kreatur liegt. Seine Motive sind Verblendung durch Egoismus und Egozentrik, die er zu offensichtlich an den Hilfskräften und der Leitung der Militärbasis auslässt. Und da Shape of Water zur Zeit des Kalten Krieges spielt, geht es vor allem darum, dass die Gegenseite von keinerlei Informationen Wind kriegt, die womöglich einen Kontroll- oder Machtvorsprung bedeuten könnten. Aber wie besonders ist diese Kreatur, die in Shape of Water selbst zu einem wahrhaft fabelhaften Wesen werden könnte?
Über Doug Jones, der der geheimnisvollen Kreatur seinen Körper leiht, sei an dieser Stelle nur eine Kleinigkeit gesagt: Selten hat ein Kostüm besser ausgesehen und ein Mensch darin so viel Authentizität verliehen wie dieser Kreatur in Shape of Water.
Musik und Kamera
Alexandre Desplat steuert mit märchenhafter und liebevoller Musikuntermalung der Intensität der Bilder, der Beziehungen zwischen den Charakteren und der Mystik in Shape of Water zusätzliche Akzente bei. Sie ist nie aufdringlich, sondern erfüllt immer den Zweck, die Bilder mit einem passendem Soundtrack zu vermitteln. Die beinahe kindlichen Themes in mancher Szene regen zumindest zum Träumen an! Dabei ist Alexandre Desplat ein großes Stück musikalischer Kunst gelungen, dass auch an frühere Werke von del Toro erinnert.
Dan Laustsen ist mit seiner Kamera immer nah am Geschehen, hält in unangenehmen Szenen etwas Abstand und ist immer dann nah an den Charakteren, wenn sie sich näher kommen, kommunizieren und lässt den Schauspielern genügend Raum. Für das Screenplay zeichnet Guillermo del Toro höchst selbst verantwortlich, wie er es schon in früheren Werken getan hat. Man merkt dem Film die kreativen Freiheiten des Regisseurs an, der die Bildkomposition aufs genaueste abstimmt und Bilder für die Ewigkeit schafft, wie es das Hauptplakat am Anfang des Beitrages schon vermittelt.
Umsetzung
Shape of Water ist, und das wird vielleicht ein paar unter uns beruhigen, nicht ganz so düster und blutig wie Pan’s Labyrinth seiner Zeit. Er ist sogar ziemlich komisch, was vor allem Richard Jenkins geschuldet ist, der den alten und unsicheren Werbezeichner Giles spielt. Aber auch der Humor ist kalkuliert und lässt an der Intention del Toros keine Zweifel.
Del Toro möchte uns den Spiegel vorhalten und konfrontiert den Zuschauer mit Leid, Empörung, Liebe und Akzeptanz zum Unbekannten. Es gibt viel zu deuten, so könnte das „Monster“, wie der Sicherheitschef Strickland „Die Kreatur“ nennt, das missverstandene Böse sein, wie es in einigen Szenen auch die schwarzen Mitbürger sind. Rassismus, Ungleichgewicht und Herabwürdigung der Frauen auf Hilfskräfte prangert del Toro vor allem und zu Recht an. Leider ein Thema, das bis heute nicht an Aktualität eingebüßt hat.
Und diese Entwicklung fängt bereits in der Eingangssequenz mit einem einleitenden Monolog an. Der Erzähler führt Shape of Water als „Geschichte von Liebe und Verlust“ ein. In dieser wird das amphibische Wesen ganz klar mit „er“ und nicht mit „es“ charakterisiert. Hier vermittelt uns del Toro schon in den ersten Sekunden die Intention hinter seinem Werk. Und das mit unvergleichbar künstlerischen Bildern!
Was der Mensch nicht kennt, dass fürchtet er. Und was der Mensch fürchtet, dass tötet er für gewöhnlich einfach. Sei es nun die Gegenseite zu Zeiten des Kalten Krieges oder die Angst, über etwas nicht die Kontrolle zu haben. Das bebildert und führt uns del Toro eindrucksvoll und mit vielen der besten Bilder überhaupt zu Gemüte.
Eine Liebesgeschichte?
Und trotzdem verbirgt sich hinter Shape of Water eine wunderschöne Liebesgeschichte, die sehr gewagt ist. Ähnlich, wie schon in Pan’s Labyrinth, ist es ein tragisch-schönes Erlebnis, das zu Herzen geht. Da Weiteres einfach zu viel verraten würde, sage ich nur Folgendes. Eine schönere Liebesgeschichte habe ich selten gesehen. Selten wurde mein Herz durch eine Liebesgeschichte so oft gebrochen, mehrfach erwärmt und hat mich selbst dermaßen traurig gestimmt. Ich ging dennoch glücklich und vor allem ergriffen aus dem Kinosaal, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Del Toro hat es geschafft. Mit diesem Gedanken fing ich den Beitrag an und mit diesem Gedanken fuhr ich nach der Vorstellung nach Hause.
Abschließendes Fazit zu Shape of Water
Shape of Water ist eine Symphonie über die Machtbesessenheit der Menschheit, Kontrollverlangen, Kreaturen, Unbekanntem und den Wert wahrer Liebe und Fantasie. Das alles verbindet Gulliermo del Toro in seinem bereits 7-fach mit Golden Globes ausgezeichnetem Werk. Es lohnt sich nicht nur ein Blick, sondern der unbedingte Gang ins Kino.