Nach fast fünf Jahren erscheint mit Spider-Man: Across The Spider-Verse die Fortsetzung zu Sonys Animations-Spidey. Ob der das hohe Niveau seines Vorgängers halten und ihm das Wasser reichen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Titel | Spider-Man: Across the Spider-Verse |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | Joaquim Dos Santos |
Genres | Animation, Action, Abenteuer, Science Fiction |
Darsteller | Shameik Moore, Hailee Steinfeld, Brian Tyree Henry, Luna Lauren Velez, Jake Johnson, Oscar Isaac, Jason Schwartzman, Issa Rae, Daniel Kaluuya, Karan Soni, Shea Whigham, Greta Lee, Mahershala Ali, Amandla Stenberg, Jharrel Jerome, Andy Samberg, Jack Quaid, Rachel Dratch, Ziggy Marley, Jorma Taccone, J.K. Simmons, Donald Glover, Elizabeth Perkins, Kathryn Hahn, Ayo Edebiri, Nicole Delaney, Antonina Lentini, Atsuko Okatsuka, Peter Sohn, Melissa Sturm, Lorraine Velez, Nic Novicki, Taran Killam, Metro Boomin, Josh Keaton, Sofia Barclay, Danielle Perez, Yuri Lowenthal, Rita Rani Ahuja, Ismail Bashey, Oscar Camacho, Freddy Ferrari, Kerry Gutierrez, Kamal Khan, Angelo Sekou Kouyate, Andrew Leviton, David Michie, Sumit Naig, Juan Pacheco, Chrystee Pharris, Ben Pronsky, Al Rodrigo, Stan Sellers, Warren Sroka, Jasper Johannes Andrews, Gredel Berrios Calladine, Natalia Castellanos, Russell Tyre Francis, Deepti Gupta, Sohm Kapila, Pradnya Kuwadekar, Ashley London, Christopher Miller, Andrea Navedo, Lakshmi Patel, Jacqueline Pinol, Eliyas Qureshi, Lashana Rodriguez, Jaswant Dev Shrestha, Libby Thomas Dickey, Jason Linere-White, Sitara Attaie, Mayuri Bhandari, June Christopher, Michelle Jubilee Gonzalez, Marabina Jaimes, Rez Kempton, Lex Lang, Phil Lord, Richard Miro, Doug Nicholas, Shakira Ja'nai Paye, James Pirri, Marley Ralph, Michelle Ruff, Dennis Singletary, Amanda Troop, Ruth Zalduondo, Kimberly Bailey, Sanjay Chandani, Melanie Duke, Jorge R. Gutierrez, Miguel Jiron, Deepti Kingra-Mickelsen, Luisa Leschin, Caitlin McKenna, Andrew Morgado, Arthur Ortiz, Eliana A. Perez, Juan Pope, Mike Rianda, Erika Scopelli, Narender Sood, Cedric L. Williams, Kimiko Glenn, Peggy Lu |
Länge | 141 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload |
Spoilerfreie Kritik
Nicht nur auf Wunsch des Duos Lord/Miller, die sich sogar vor dem Start des Screenings „persönlich“ an die Pressevertreter:innen wenden und um Spoilervermeidung bitten, sondern auch, um den Zuschauer:innen ein möglichst unvoreingenommenes Kinoerlebnis zu bieten, werden in der folgenden Kritik lediglich Informationen aus den Trailern verarbeitet und keine relevanten Storylines oder Twists vorweggenommen.
Die Story von Spider-Man: Across The Spider-Verse
Miles Morales (Shameik Moore) bestreitet als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft den Alltag in Manhattan. Seine Eltern wissen nicht von der Existenz seiner Superkräfte und machen sich auch aufgrund ausbleibender Schulerfolge Sorgen um ihren Sohn. Als eine alte Bekannte aus Miles‘ Vergangenheit auftaucht, muss er eine Entscheidung treffen, von der nicht nur die Existenz des Multiversums, sondern auch die seiner engsten Vertrauten abhängt…
Ein kurzer Rückblick
Als 2018 ein neuer Spider-Man-Film in die Kinos kommen sollte, war gerade die dritte Spidey-Verkörperung in Gestalt von Tom Holland über die Leinwände geschwungen. Zwar zeigten sich bei Fans wie Kritiker:innen noch keine Abnutzungserscheinungen oder Box-Office-Einbrüche, aber dennoch war ein wenig Skepsis geboten. Allerdings gelang es den Macher:innen um Phil Lord und Christopher Miller, sämtliche Anfangszweifel zu widerlegen und Spider-Man: A New Universe gelang ein ordentlichen Einspielergebnis, aber noch viel mehr überzeugte der Film die Fan-und Kritikergemeinde.
Und als recht zügig eine Fortführung der Reihe beschlossen wurde, war die Vorfreude groß. Ursprünglich für April 2022 geplant, sorgte die Corona-Pandemie für einige Verschiebungen, so dass der Film erst jetzt am 1. Juni 2023 in die deutschen Kinos kommen wird. Hat diese lange Wartezeit die Fans entwöhnt? Und verspricht die Hollywood-Masche, durch Budget-Erhöhung und massive Aufstockung der Crew, Lord/Miller sprechen von fast 1000 Mitarbeiter:innen bei der Entstehung, den gewünschten Erfolg bei Fans und Kritiker:innen?
Mehr ist hier auch wirklich mehr
Das Wichtigste zuerst: Die lange Wartezeit lohnt sich im Falle von Spider-Man: Across The Spider-Verse auf alle Fälle. Und auch die eigentlich billige „More of the Same“-Masche funktioniert so erstaunlich gut wie selten zuvor im Comic-Blockbuster-Metier. Ohne Zweifel überladen die Macher:innen ihr Publikum visuell und knallen ihm alles vor die Netzhaut, was ihnen einfällt. Das fängt bei den Animationsschauwerten an, welche noch imposanter wirken. Zudem scheinen die kreativen Köpfe noch freier drehen zu dürfen, als sie es bereits im Vorgänger taten. Waren dort ein Noir-Spider-Man oder Manga-Anleihen schon kreatives Austoben, ist es hier gleich eine ganze Armada an Spideys, die auf die Zuschauer:innen losgelassen wird. Bemerkenswert ist, dass es trotz der zigfachen Spidey-Ausführungen niemals langweilig oder eintönig wird. Im Gegenteil findet sich auch noch in der x-ten, beiläufig über die Leinwand wandernden, Spider-Man-Variante ein individuelles Erkennungsmerkmal und ihr wird ein kurzer Moment spendiert.
Zudem ist auch die scale eine viel größere als zuvor. So werden die Skyline Manhattans oder andere Handlungsorte in großen Panoramen gezeigt und die Bilder aus dem Computer wirken weitaus aufwendiger und einfach beeindruckender als im Vorgänger. Die Multiversen sind im Gegensatz zu anderen Marvel-Realfilmen mit ähnlicher Thematik dann auch weitaus einfallsreicher und innovativer. Auch wird dem Betrachter Zeit gegeben, damit sich ein Ort etablieren und man ihn kennenlernen kann. Damit ist auch die Frage beantwortet, die in Zeiten von Streaming und Heimkino automatisch stets implizit im Kopf umherschwirrt: Spider-Man: Across The Spider-Verse ist definitiv ein Film, der für die große Leinwand gemacht ist und auf der größtmöglichen gesehen werden sollte.
Starke und interessante Figuren
Bei aller Vielfalt an unterschiedlichen Spinnenmännern könnte es ganz leicht zum Overkill kommen, doch diese Gefahr wird durch die Konzentration auf wenige Spider-Men und -Women umschifft. Das emotionale Zentrum bilden die aus dem Erstling bekannten Varianten von Miles Morales und Gwen Stacy, deren jeweilige Familienhintergründe nicht ausufernd, aber äußerst geschickt und effektiv eingesetzt und vertieft werden. Klassisch ist dann lediglich das Storytelling. Wurde im ersten Film zumindest zeitweilig eine Origin-Story alter Schule erzählt, verläuft Spider-Man: Across The Spider-Verse ein wenig konventioneller und damit einem Sequel entsprechender. Weil die Hauptfigur Miles nicht großartig etabliert werden muss, kann ohne größere Umwege auch inhaltlich vorangeschritten werden.
Jeder, der denkt, ihn erwarte das mantraartig Runtergebetete „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“ irrt. Denn auch im Sequel werden bereits ausgetretene Inhaltspfade erneut links liegen gelassen. Trotz dessen verhandelt der Film universelle Themen wie Schicksal, Vorherbestimmung sowie Emanzipation des Kindes von und dem Loslassen und Vertrauen der Eltern. Zwar bietet diese Themenpalette nichts komplett Neues. Aber sie erhält inhaltliche und storytechnische Relevanz für die Figuren, ohne beliebig zu werden. Damit schlagen die Drehbuchautoren, zu denen sich Dave Callahan (Godzilla, 2014) gesellt, die Brücke perfekt zwischen dem knallbunten Kinobombast und universellen Fragen des Lebens, ohne dass es gestelzt wirkt oder als lästige Pflichtübung erscheint.
Die weiteren Stärken von Spider-Man: Across The Spider-Verse
Phasenweise wirkt der zweite Multiversums-Ausflug wie ein schizophrener Fiebertraum auf LSD, denn auf der einen Seite ist der Film fluffig-leicht und schwingt durch sein Szenario, ohne sich oder dem Publikum eine Pause zu gönnen. Vielmehr ist da eine ansteckende Hast, welche durch die fast schon im Sekundentakt auftretenden visuellen Reize perfekt ergänzt wird. Dabei ist es beeindruckend, wie der Balanceakt zwischen der Leichtigkeit einerseits und der doch spürbaren Schwere der klassischen großen Themen andererseits gelingt. So entfaltet Spider-Man: Across The Spider-Verse neben der visuellen auch noch eine inhaltliche Sogkraft, die ihren Vorgänger ganz klar in den Schatten stellt.
Dass bei den ganzen Einfällen kreativer oder humoristischer Art eine erstaunlich hohe Trefferquote gelingt, nötigt einem Respekt und Bewunderung für die Macher:innen ab. Zumal es für Fans sicher bei einem erneuten Kinobesuch noch viel zu entdecken gibt, was beim ersten Rausch noch unbewusst oder gar nicht wahrgenommen werden konnte. Natürlich besteht bei dieser Jackson-Pollock’esken Art des Filmemachens auch ein wenig die Gefahr von Reizüberflutung. Da mag die FSK-Freigabe ab 12 Jahren durchaus berechtigt sein. Doch während der stattlichen Laufzeit von 140 Minuten gibt es auch ein paar Momente durch Durchschnaufens und Innehaltens.
Unser Fazit zu Spider-Man: Across The Spider-Verse
Der Mut zum Überfrachten zahlt sich komplett aus. Denn wenn die Macher:innen ihr Publikum in den ersten 80-85 Minuten mit so vielen Einfällen zuballern, benötigt manch einer im Anschluss einen ausgedehnten Waldspaziergang zum Runterkommen. Dabei ist der visuelle Rausch nicht reiner Selbstzweck oder gar Ablenkung, sondern erhält erzählerisches Gegengewicht. Man kann jetzt schon DC‘s The Flash bemitleiden, da er vermutlich wie Doctor Strange in the Multiverse of Madness im letzten Jahr einen Referenzfilm haben wird, dessen überbordende visuelle Kreativität gepaart mit inhaltlicher Stimmigkeit er kaum erreichen wird.
So gesehen ist Spider-Man: Across The Spider-Verse das wahre Everything, Everywhere All At Once Marvels – überbordend an optischen Reizen und innovativen Ideen, gepaart mit erzählerischer Relevanz. Somit kann die Fortsetzung dem Vorgänger nicht nur das Wasser reichen, sondern bietet ihm dazu noch das Handtuch, mit dem sich nicht bloß die nassen Hände abgetrocknet werden können, sondern auch die Schweißtropfen abgetupft werden, die der Konkurrenz nach dem Kinobesuch über die Stirn laufen könnten.
Spider-Man: Across The Spider-Verse startet am 01. Juni 2023 in den deutschen Kinos!
Unsere Wertung:
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