Spuren im Sand ist der vielleicht seltsamste Film, den John Wayne und John Ford je gedreht haben. Orientiert an der biblischen Geschichte um die Geburt Jesu werden im Westerngewand aus den heiligen die drei unheiligen Könige. Humor trifft auf Pathos. Ob sich das lohnt, erfahrt Ihr hier.
Titel | Spuren im Sand |
Jahr | 1948 |
Land | United States of America |
Regie | John Ford |
Genres | Western |
Darsteller | John Wayne, Pedro Armendáriz, Harry Carey, Jr., Ward Bond, Mae Marsh, Mildred Natwick, Jane Darwell, Guy Kibbee, Dorothy Ford, Ben Johnson, Charles Halton, Hank Worden, Jack Pennick, Fred Libby, Michael Dugan, Don Summers, Gertrude Astor, Richard Hageman, Nora Bush, Eva Novak, Charles Soldani, Ruth Clifford, Jack Curtis, Harry Tenbrook, Tex Driscoll, Jack Kenny, Jack Mower, Francis Ford, Cliff Lyons, Amelia Yelda |
Länge | 106 Minuten |
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Die Handlung von Spuren im Sand
Die drei Ex-Viehdiebe Robert (John Wayne), Pedro (Pedro Armendáriz) und Abilene Kid (Harry Carey Jr.) wollen in Spuren im Sand umsatteln und in dem freundlichen Nest Welcome die Bank ausrauben. Trotz Kaffeekränzchen im Vorgarten von Marshall Sweet (Ward Bond) sind die drei danach nicht mehr allzu willkommen. Der Überfall misslingt und Kid wird dabei angeschossen. Das Trio flüchtet in die Wüste, dicht verfolgt von einer Posse aus dem Städtchen. Da der schlaue Marshall ihnen zuvorkommt und die nächstgelegenen Wassertürme der Eisenbahn besetzt, haben die Gauner bald nichts mehr zu trinken, zumal ein Schuss den Wasserschlauch zerstört hat.
Als sie an eine andere Wasserstelle in der Wüste gelangen, ist diese von einem Greenhorn mit Dynamit zerstört worden. Der Trottel hat das nicht überlebt. In einem Planwagen in der Nähe finden die Drei aber dessen hochschwangere Witwe, ebenfalls kurz vorm Verdursten. Sie helfen bei der Geburt, die Frau stirbt. Nun machen sich die gescheiterten Bankräuber auf, das Baby zu retten und in die nächste Stadt zu bringen. Sweet indes wird nun von Rachedurst getrieben, denn die Verstorbene war seine Nichte.
Die unheiligen drei Könige
Eigentlich verwunderlich, dass Plaion diesen etwas altbackenen Western nicht rechtzeitig vor Weihnachten auf den Markt gebracht hat. Denn schließlich ist diese Geschichte der drei unheiligen Könige ein typischer Weihnachtsfilm made in Hollywood. Allerdings ist Spuren in Sand auch ein Western vom Genrespezialisten John Ford, der trotz allem Bibelkitsch auch als solcher in Teilen gut funktioniert. Was nicht zuletzt an John Wayne liegt, der hier nach seinem Durchbruch mit Ringo (Stagecoach) zehn Jahre zuvor erneut mit Ford zusammenarbeiten konnte. Im selben Jahr drehten die beiden auch Bis zum letzten Mann (Fort Apache), dem Auftakt der sogenannten Kavallerie-Trilogie, dem jeweils im Jahresabstand Der Teufelshauptmann und Rio Grande folgten.
Man mag vom Duke halten, was man will, als Westernikone stand er fraglos seinen Mann. Das hatte auch Ford begriffen, der fast zehn Jahre lang mit Wayne kein Wort gewechselt hatte. Der Regisseur war sauer auf den Jungmimen gewesen, weil dieser gegen seinen Rat seine erste Hauptrolle in Der große Treck (1930) angenommen hatte. Nun arbeiteten beide immer öfter zusammen. Und das, obwohl sie auch in ihren politischen Ansichten kaum konträrer hätten sein können. John Ford galt immer als ein eher linker Filmemacher, John Wayne als ein Wortführer des konservativen US-Amerika.
Ironie rettet Spuren im Sand vor dem Edelkitsch
In Spuren im Sand gibt Wayne einmal mehr den knorrigen, hartgesottenen Kerl mit dem weichen Herzen, eine Rolle, die ihm wie auf den Leib geschneidert war. Als behütender Engel für den hilflosen Säugling wirkt er dann aber doch ein wenig fehl am Platz. Irgendwie guckt er mit dem Baby im Arm etwas unglücklich aus der Wäsche, zumal der Kleine mit seiner kumpelhaften Zärtlichkeit auch nicht viel anfangen kann. Doch so durchbricht er ironisch seinen üblichen Rollentypus. Und Ironie ist es schließlich, die den Film vor einem Abgleiten in den Edelkitsch weitgehend retten kann. Davon trieft es zu weilen arg dick. Hollywoods Vorzeige-Mexikaner Pedro Armendáriz ist in seiner Rolle zwar durchaus glaubwürdig, das Drehbuch verordnet ihm aber doch sehr viel katholisches Pathos. Und auch mehrere Momente um den jungen und verletzten Abilene Kid sind dem damaligen Geschmack gemäß arg dick aufgetragen.
Pedro Armendáriz war ein befähigter Charakterdarsteller, der in vielen Western, aber auch in anderen Filmen mitwirkte. Im zweiten James-Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau assistierte er 1963 als Spion sogar Sean Connery beim Attentat auf einen russischen Agenten. Leider seine letzte Rolle. Kurz darauf beging er Selbstmord, da er seit Jahren unheilbar an Krebs erkrankt war. Die Krankheit hatte er sich 1956 bei den Dreharbeiten zu Der Eroberer zugezogen, die in der Nähe eines Atomwaffentestgeländes in Nevada stattfanden. Auch da stand er an der Seite von John Wayne in dessen unglaubwürdigster Rolle als Dschingis Khan. Und auch Wayne erkrankte wie insgesamt 91 Crewmitglieder an Krebs, an dem er 1979 starb.
Harry Carrey Jr. schließlich war der Sohn des seit der Stummfilmzeit berühmten Westerndarstellers Harry Carrey Sr., dem John Ford Spuren im Sand widmete, da er kurz zuvor verstorben war. Carrey Jr. legte ebenfalls eine erfolgreiche Westernkarriere hin, oft in den Filmen Fords und immer wieder neben John Wayne in wichtigen Nebenrollen.
Wagenschmiere für zarte Babyhaut
Überfall und Verfolgung in der Wüste sind in Spuren im Sand gelungene Westernelemente. Die ausgezeichnete Kameraarbeit fängt dabei viele schöne Naturaufnahmen ein. Doch auch auf der Bilderebene gleitet der Streifen zu oft in die seichten Gewässer des Hollywoodkitsches ab. So ist etwa die Sterbeszene der jungen Mutter symbolisch derart überfrachtet, dass man nur hoffen kann, das Ford auch hier einen ironischen Hintergedanken gehabt haben möge. Es ist dunkel. Der Wind bläst das Licht aus. Man sieht aus der Öffnung des Planwagens ein totes Geäst im Mondschein. Dann wird am Grab auch noch gesungen. Zum Glück nur eine Strophe, die anderen hatte Kid vergessen. Doch gibt es auch wieder herrliche Momente nach dem Motto: drei Männer und ein Baby. Etwa, wenn die unfreiwilligen Paten statt Olivenöl, dass es in der Wüste natürlich nicht gibt, Wagenschmiere zum Schutz der zarten Babyhaut verwenden.
Unser Fazit zu Spuren im Sand
John Fords Spuren im Sand ist ein etwas seltsamer Hybrid aus Western und Bibelfilm. In seinen besten Momenten bietet der Film auch heute noch gut genießbare, spannende Westernkost mit humorigen Einschlag und soliden Darstellern in typischen Genrerollen. In anderen Momenten kippt der Film, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, in von Kitsch triefenden Hollywoodschmalz. Das mag oft ironisch gemeint sein, ist aber so gut verpackt, dass das nicht jeder merken muss. Das christliche Pathos dieses Weihnachtswesterns kann den Genuss trüben. Wer darüber hinwegsehen kann, dürfte an dem Film Vergnügen finden. Empfehlen würde ich neben der Originalfassung aber die alte Synchronisation. Zwar kratzt sie etwas, passt aber doch deutlich besser zu dem alten Streifen. Auch wenn sie aus einer Spinne einen Käfer mit haarigen Beinen macht.
Spuren im Sand erscheint als Mediabook mit zwei Blu-rays am 25. Januar 2024. Enthalten sind die alte sowie eine neue Synchronfassung, die für die erste DVD-Veröffentlichung 2007 entstand. Als Bonus gibt es eine etwas kürzere alternative Fassung.
Unsere Wertung:
© Plaion Pictures