Ein kleiner britischer Horrorfilm, starbesetzt mit Matt Smith und Morfydd Clark, kommt heimlich, still und leise ins Heimkino. Solltet ihr diesen Film dringend ausgraben und auf die Watchlist setzen?
Titel | Starve Acre |
Jahr | 2024 |
Land | United Kingdom |
Regie | Daniel Kokotajlo |
Genres | Horror, Drama, Fantasy |
Darsteller | Matt Smith, Morfydd Clark, Arthur Shaw, Erin Richards, Sean Gilder, Melanie Kilburn, Robert Emms, Roger Barclay, Matilda Firth, Rocco Haynes, George Arthur, Robert Goodale, Daisy Exley, Niall Costigan, Tess Hodgson-Sakamoto, Neilesh Ambu, Antony Raymond Barlow, Kayne Lewis |
Länge | 98 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Freenet meinVOD |

Die Handlung von Starve Acre
Richard (Matt Smith) ist mit seiner Frau Juliette (Morfydd Clark) und dem Sohn Owen (Arthur Shaw) erst kürzlich aus der Großstadt abgewandert. Im Haus seines verstorbenen Vaters, im ländlichen Yorkshire der 70er-Jahre, sieht er die neue Heimat für seine Familie.
Doch Owen verhält sich zunehmend eigenartig. Auch sein Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide. Eine mögliche Erklärung scheint die uralte Eiche, genannt Starve Acre, zu sein. Sie wächst irgendwo unterirdisch auf dem Grundstück des Gehöfts und einer Legende nach wohnen ihr besondere Kräfte inne.
Richard arbeitet fieberhaft daran, das Mysterium (im doppelten Sinne) ans Licht zu bringen, während er sich immer weiter von seiner Frau Juliette entfernt.

Karges Familiendrama
Starve Acre ist einer dieser Horrorfilme, der nicht weiter entfernt sein könnte von den typischen Geisterbahn-Gruslern, die gerne im Mainstream-Kino laufen und durch Insidious und Conjuring wahnsinnig populär wurden. Klassische Grusel- und Schockmomente, die das Publikum bei Laune halten, während sich die Geschichte langsam entwickelt, sind also Mangelware. Diese Ausrichtung ergibt sich unter anderem aus der gleichnamigen Buchvorlage von Andrew Michael Hurley (2019 erschienen).
Im Vordergrund steht ein bedrückendes Familiendrama, das sich wie die Inszenierung eher karg, unterkühlt und distanziert anfühlt. Bereits die ersten Minuten zeigen, dass die Konstellation Vater-Mutter-Kind bereits auseinanderdriftet. Die erträumte Heimat, ein kleines Anwesen mit einem riesigen Grundstück, mitten in die endlose Weite der Felder geworfen, erweckt eher ein Gefühl der Verlorenheit im Nirgendwo statt einer kuscheligen Heimeligkeit. Vater Richard liebt seinen Sohn Owen, Mutter Juliette tut sich schwer und auch das Ehepaar ist seltsam in sich gekehrt.
Matt Smith und Morfydd Clark, sicherlich ein echtes Aufrufezeichen für so eine kleine Produktion, können diesen emotional versteinerten Figuren auch kaum Leben einhauchen und verkaufen sich krass unter Wert. So schleppt sich Starve Acre bis zu einem Schicksalsschlag, der die Handlung in Gang bringt, eher mühsam voran. Und es wird bis zum Schluss schwer bleiben, an die Figuren ranzukommen. Hier fehlt gegenüber dem Buch mutmaßlich die Innensicht, die Gedanken, die inneren Wünsche und Bedürfnisse der Figuren. Nach außen dringt so gut wie nichts, was dem Publikum helfen würde.
What the F-…Folk?
Starve Acre ist trotz seines großen Dramenanteils ganz klar dem Folk bzw. Folklore Horror zuzuordnen. Die Wikipedia führt dieses spezielle Subgenre auf britische Filme zurück, “deren Grundidee darin bestand, eine Bedrohung darzustellen, die auf alten Überlieferungen, Aberglaube oder Volkssagen beruhte und böse Kräfte heraufbeschwor, die der modernen Welt unbekannt und fremd erschienen.” Übergroß erscheint immer noch The Wicker Man (1973) als stimmigster, geradezu genredefinierender Vertreter.
Auch Daniel Kokotajlos zweiter Langfilm ist so bestens umrissen. Hier ist es die Legende eines Baums mit mysteriösen Kräften, vor Generationen unter der Erde vergraben, auf die Vater Richard stößt und die unbewusst auch schon seine Zeit als Kind prägte. Die Sinnbildlichkeit, etwas tief Verborgenes (aus der Erde) hervorzuholen, ist natürlich eng mit dem Familiendrama und auch dem Publikum vor dem Fernseher verbunden. Es scheint gar so, dass zu Beginn von Starve Acre alle Würfel schon gefallen sind und es mehr um die Erschließung dessen geht, was die Figuren wirklich fühlen, brauchen und wollen.
Denn wenn der im Lauf des Films gefundene und freigelegte Baum seine Wirkung zeigt, die hier tunlichst nicht weiter beschrieben wird, blühen die Figuren und mit ihnen die Darstellleistungen auf. Es wäre dann kein Horrorfilm, wenn die Entwicklungen nicht verstörend schräg und teilweise blutig-gewaltsam ablaufen würden.
Mein Fazit zu Starve Acre
Daniel Kokotajlos zweite Regiearbeit ist ein schwer in Gang kommender Folk-Horrorfilm um ungewollte Kinder und problematische Elternschaft, der sich etwas unvollständig und lückenhaft anfühlt. Mutmaßlich gibt die Buchvorlage im direkten Vergleich mehr her.
Doch trotz seiner narrativen Schwächen und dem durch und durch unterkühlten Setting und Schauspiel wirkt Starve Acre für Horrorvielgucker erstaunlich frisch und angenehm schräg. Folk-Horror ist einfach ein sträflich unterrepräsentiertes Subgenre, das in Zukunft gerne mehr Vertreter haben darf.
Unsere Wertung: