Mit Terrifier 3 entfesselt Regisseur Damien Leone seinen stummen Horrorclown erneut und sorgt für dicke Erfolge bei den Einspielergebnissen. Wir fragen uns: Zu Recht?
Titel | Terrifier 3 |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Regie | Damien Leone |
Genres | Horror, Thriller |
Darsteller | Lauren LaVera, David Howard Thornton, Samantha Scaffidi, Elliott Fullam, Margaret Anne Florence, Bryce Johnson, Alexa Blair Robertson, Antonella Rose, Mason Mecartea, Krsy Fox, Luciana VanDette, Clint Howard, Bradley Stryker, Daniel Roebuck, Chris Irvine, Tom Savini, Jason Patric, Alex Ross, Kailey Hyman, Kellen Raffaelo, Jon Abrahams, Michael Genet, Luciana Elisa Quiñonez, Lisamarie Falcone, Stephen Cofield Jr., Joe Falcone, Peter Mitchell, Marie Maser, Michel Vidal, Juliana Lamia, Sienna Hubert-Ross, Charlotte McKee, Chip Carriere, Andrew Hollinger, Robert Catalano, Lauren Sowa, Nariyah Simpson, Banks Quinney, Evelyn Lee, Israel Acevedo, Samantha Schwartz, Jennifer C. Johnson, Katie Curri, Preston Christopher Lawrence, Tom White, Ryan Usui, Annie Lederman, Michael Loverde, Ilia Krisulas, Dominick Muschello, Beethovan Oden, Phil Falcone |
Länge | 125 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Terrifier 3
Art der Clown (David Howard Thornton), hat dank seiner dämonischen Weggesellen seinen Tod am Ende des Vorgängers natürlich überlebt und setzt gemeinsam mit seinem „Schatz“ Victoria (Samantha Scaffidi) die Mordserie durch Miles County fort.
Während sich Art bester Gesundheit erfreut, steht es um seine beiden letzten überlebenden Opfer deutlich schlechter. Sowohl Sienna (Lauren LaVera), als auch ihr jüngerer Bruder Jonathan (Elliott Fullam) leiden schrecklich unter dem Erlebten. Sienna muss sich auch fünf Jahre nach den Geschehnissen mit posttraumatischer Belastung plagen, während Jonathan zumindest versucht, ein normales Studentenleben zu führen. Bei Tante Jessica (Margaret Anne Florence) wollen die beiden friedliche Weihnachtstage im Kreise ihrer Lieben verbringen. Doch es dauert nicht lang und der umliegende Schnee verfärbt sich blutrot…
Wer ist Art?
Art ist derzeit unter Splatterfans und Freunden schauriger Horrorclowns zwar in aller Munde, aber wir wollen an dieser Stelle noch ein Resümee über das bisherige Schaffen des stillschweigenden Clowns bieten. Seine Entstehung verdankt Art seinem Schöpfer Damien Leone. Der amerikanische Regisseur erdachte ihn 2011 für einen Kurzfilm (Terrifier), in dem Art erstmals in Erscheinung trat. Dieser Kurzfilm wiederum wurde in Leones erstem Spielfilm, dem Episodenhorror All Hallows‘ Eve, eingebunden, etablierte Art als stummen Horrorclown und insgeheimen Publikumsliebling.
Arts Trademarks (Schweigen, Grimassen, krudester Humor gepaart mit üblem Sadismus) waren so bereits gefestigt, ehe er 2016 im ersten eigenen Spielfilm Terrifier den großen Auftritt hinlegte. Seitdem wird Art von David Howard Thornton verkörpert, dem diese Rolle – man mag es sich kaum ausdenken – wie auf den Leib geschrieben scheint. Auch wenn Terrifier nur dank drastischer Gewalt und saftiger, handgemachter Effekte überzeugen konnte, ist es eben immer noch Art, der das Publikum auf makabere Art zu fesseln weiß.
So avancierte das Filmmaterial rund um den psychopathischen Killer durchaus zum Kult im Clowngame und mit Terrifier 2 stand 2022 die Fortsetzung um Art in den Startlöchern. Diese kostet bereits ein Vielfaches des Vorgängers, musste aber, verglichen mit den Summen aus Hollywood, noch immer mit mickrigen 250.000 US-Dollar auskommen. Regisseur und Drehbuchautor Leone baute den Plot um den dämonischen Hintergrund des Gruselclowns dezent aus und installierte dieses Mal mit Heldin Sienna ein so sympathisches wie schlagfertiges Final Girl. Terrifier 2 profitierte von Pressemeldungen um Ohnmachtsanfälle und sich übergebenden Kinogängerinnen. Zudem verbreitete sich auf X (ehemals Twitter) und TikTok neben Meldungen von flüchtenden Besuchern auch ein Video mit Ausschnitten aus der wohl drastischsten Folter-/Gore-Szene.
Es kam, wie es kommen muss: Terrifier 2 wurde hinsichtlich seines Budgets ein finanzieller Erfolg.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Das eingangs erwähnte Überleben des Killerclowns sollte keine Überraschung darstellen, wurde dies doch bereits in der ausführlichen Mid-Credit-Szene des zweiten Teils mehr als nur angedeutet. Frisch wiedergeboren bettet er sich erst einmal zur Ruhe, um Kraft zu tanken – und zur harmonischen Weihnachtszeit beginnt das Schlachten erneut. Ganz in der Tradition der Film-Reihe bekommt das geneigte Publikum noch vor der der Titeleinblendung eine Eröffnungssequenz spendiert, die es in sich hat. Hat man die drastischen Filmeinstiege beider Vorgänger im Blick, möchte man sich im ersten Moment verwundert die Augen reiben: Regisseur Leone lässt die ersten anderthalb Kills im Off geschehen.
Ehe man der falschen Fährte auf den Leim geht, zeigt Leone mehr als deutlich, dass er sich eben doch nicht in Zurückhaltung übt und lässt Art in gewohnter Art und Weise seine Mordwerkzeuge durch Fleisch und Knochen schneiden, fetzen und wühlen. An dieser Stelle der gut gemeinte Hinweis: Sensible Menschen sollten einen Bogen um Arts drittes Abenteuer machen. Wen Kinder in Horrorfilmen ohnehin nerven, kann sich vergnügt die Hände reiben. Denn Leone macht vor dem (kalkulierten) Tabubruch Kindesmord keinen Halt. Daher seien diejenigen gewarnt, denen diese Szenerie zusetzen könnte.
Doch selbst während der grausamsten Momente schafft es Clown Art (der dieses Mal ja eigentlich mehr Killer-Santa ist), pechschwärzesten Humor triefen zu lassen, wodurch die erbarmungslosen Ströme aus Körperteilen, Innereien und Blut aufgelockert werden und für die nötige Luft zum Atmen sorgt. Dennoch: Lachte der gesamte Saal bei meinem Kinobesuch während der opening sequence noch herzhaft über Arts Grimassen, legte sich der Wille zum Schenkelklopfen mit steigender Laufzeit doch eher rapide…
Aller guten Dinge sind 3?
Darüber wird Regisseur Damien Leone sicherlich nur noch schmunzeln können. Teil 4 ist bereits durch den Regisseur bestätigt und auch für einen 5. Teil findet sich beispielsweise auf Letterboxd bereits ein Datenbankeintrag. Ein finanzieller Erfolg ist Terrifier 3 allemal geworden. Noch vor seinem deutschen Kinostart Ende Oktober hat er seine Kosten von gerade einmal 2 Millionen Dollar mit 50 Millionen weltweitem Einspiel verfünfundzwanzigfacht (und damit den anderen im Herbst gestartet Clown gnadenlos abgehängt)!
Doch wie man weiß, hat der kommerzielle Erfolg schlussendlich herzlich wenig mit der filmischen Qualität zu tun. Und welche Qualitäten hat Terrifier 3 vorzuweisen? Hat er überhaupt welche? Die Reihe steht in jüngerer Vergangenheit vielleicht sogar als Paradebeispiel dafür, was frenetisches Abfeiern und bodenlose Verachtung angeht. Während die einen meinen, der Witz um Art wäre mit dem 2. Teil auserzählt gewesen, können die anderen nicht genug von seinem perfiden Grinsen bekommen. Andere sehen hier nichts weiter als ekelerregendes Effekthandwerk mit aufgebauschter und sinnloser Story und die nächsten feiern Art als Speerspitze des gegenwärtigen Horrorkinos.
Nun, Recht haben vermutlich alle diese Lager irgendwo. Und das persönliche Kino- und Seherlebnis eines Terrifier 3 hängt schlichtweg mit der Erwartung an den Film ab. So oder so: Man sieht dem Film das, im Vergleich zu seinen Vorgängern, gestiegene Budget an. Zwar spielt der überwiegende Teil der Szenen noch immer in kleinen Räumlichkeiten und Sets, der Look ist allerdings merklich professioneller geworden, ohne dabei jedoch auf seinen körnig- shabygen 80s-Look zu verzichten. Musikalisch bewegt man sich ebenfalls auf gewohntem Terrain und liefert eine Mischung aus düsteren Synthscore und thematisch passenden Stücken, wie „It’s a Terrifier Christmas“.
Storyline? Schreck lass nach…
Zeigte sich schon ganz am Ende des ersten Teils der dämonische Hintergrund für Art, wurde diese Komponente in der direkten Fortsetzung noch ausgebaut. Mit der Story Arc rund um Sienna und ihren familiären Hintergrund, wurde der Terrifier-Mythos angenehm ausgebaut, setzte kleine Akzente und Hinweise, ohne seinen Antihelden dabei zu entmystifizieren. Dass der Film seine Geschichte ewig in die Länge zog, dabei aber letztlich herzlich wenig zu erzählen hatte – geschenkt. Sienna konnte als natürliche und aufopferungsvolle Heldin den Mangel an Erzählung ausgleichen. Mir persönlich gefiel dieser Ansatz, zwischen all dem Gemetzel und all der Folter, zumindest Grundzüge einer Lore zu etablieren.
Entsprechend neugierig war ich also, wie sich diese im dritten Teil weiter entfalten würde. Wer sich diesbezüglich mehr erhofft, wird vermutlich eher enttäuscht sein. Es gibt wenige Momente, wie die Rückblicke zu Siennas Vater, die sich mit der Historie rund um den Terrifier befassen. Dabei ist es auch völlig legitim, Details unerklärt zu lassen oder weiterhin nur vage anzudeuten. Im besten Falle wird so Spannung und Interesse an den Charakteren erzeugt. Terrifier 3 verpasst dieses Momentum allerdings und schafft es stattdessen im Finale sogar, viel zu viel Dialog ohne relevanten Inhalt zu bieten. Dies betrifft insbesondere Arts Begleiterin Victoria. Sie wirkt generell ein bisschen wie ein Überbleibsel des zweiten Teils. Nachdem sie zu Beginn ihren Beitrag geleistet hat, wirkt ihre Figur aber sehr halbgar und fast schon wie ein Fremdkörper.
Denn: Schauspielerisch sind ganz klar Lauren LaVera und David Howard Thornton ein Segen und liefern neben dem Gore gute Gründe für eine Sichtung. Erstere hat bereits im direkten Vorgänger bewiesen, dass sie einen äußerst sympathischen Gegenpol zu Arts Sadismus darstellt. Hier darf sie sich zusätzlich mit ihrer PTBS auseinandersetzen, was sie aber nicht davon abhält im Finale den direkten Zweikampf mit Art und Victoria zu suchen. Einen erneuten Auftritt als kampfstarke Amazone, darf man sich aber nicht erhoffen.
Größter selling point der Besetzung bleibt aber klar Thornton als Art. Selbst im 3. Anlauf langweilt er nicht. Mimik und Gestik sind dabei über alle Zweifel erhaben. Er schafft es sogar, Art um neue Facetten zu bereichern, denn seine Interaktionen gehen nun über das bloße Verhöhnen seiner Opfer hinaus, so dass es dieses Mal fast schon eine Art stumme Slapstick-Dialoge zu bestaunen gibt. Bestes Beispiel hierfür ist sicherlich die Bar-Szene mit einem Mall Santa und dessen Trinkkumpanen – die aber, natürlich, sonst wäre es nicht Art, eine gewalttätige Wendung nimmt.
Die Effekte
Und damit wären wir beim zweiten großen Punkt, der Terrifier 3 reichlich Presseaufmerksamkeit garantiert: Die unglaublich kranken Splattereinlagen. Diesbezüglich kann wohl die berühmt-berüchtigte Schlafzimmer-Szene des Vorgängers als Benchmark herhalten. In dieser hat Art sein Opfer schier endlos lang skalpiert, zerschnitten, verätzt, Knochen gebrochen und ausgeweidet, ohne das für dieses Erlösung eintrat.
Eine so ausgewalzte Szene findet sich im dritten Serienableger nicht, weniger grausam oder kreativ ist dieser aber mitnichten. Der große WTF-Moment der erwähnten Szene bleibt damit zwar aus, denn vielmehr tut Art nun öfter das, was seine Genrekollegen schon vor ihm taten. Aber Art garniert seine Exzesse eben mit der Extraportion Sadismus. Alles ist hier eben noch ein Stückchen drüber, es geht immer noch gerade das Stück weiter, dass die Kills oft doch wieder in die Kategorie „must be seen to be believed“ fallen. Die Axt trennt ein Körperteil hier nicht fein säuberlich mit dem ersten Hieb ab, sondern gräbt sich erst ins Fleisch, zerklüftet das intakte Gewebe und sorgt für reißende Wunden, ehe einer der späteren Schläge das gewünschte Ergebnis verursacht.
Es ist auffallend und unangenehm, wie oft Art seine bemitleidenswerten Opfer verstümmelt und regelrecht zerlegt, ihnen Fleisch von den Knochen reißt und dabei in einen regelrechten Blutrausch verfällt. Die gezeigte Gewalt ist ausufernd, extrem krass und die Kamera ist selten so nachgiebig, das Geschehen der Fantasie des Zuschauers zu überlassen. Damit das ganze Gekröse auch entsprechend spürbar wird, benötigt es natürlich qualitative Effektarbeit. Wie auch schon Terrifier (weitestgehend düster und „realistisch“) und sein Nachfolger (zwar brutal, aber eher grotesk und grell), setzt Terrifier 3 auf herausragende praktische Effekte. Diese nähern sich von ihrer Machart wieder mehr jenen des Erstlings an und sehen dank des aufgebohrten Budgets noch besser, sprich abartiger und ekelerregender, aus. Was sich Leone und sein SFX-Team haben einfallen lassen, ist der feuchte Traum eines jeden Gorebauern und es ist schon ein Achtungserfolg, dass diese lose Aneinanderreihung sinnloser Gewalteskalation auf großer Leinwand bewundert werden kann.
Unser Fazit zu Terrifier 3
Art is back! Wer Grusel und Horror sucht, wird ihn hier mit der Lupe ausfindig machen müssen. Wer eine kohärent erzählte Story sucht, der wird gar nicht erst fündig werden. Stattdessen regiert Terrifier 3 die Freude am maßlosen Exzess. Regisseur Damien Leone verzichtet großzügig auf guten Geschmack, lotet Grenzen aus und lässt seinen Killerclown einmal mehr völlig freidrehen. Wer mit den Vorgängern bereits nicht viel anfangen konnte, kann sich einen erneuten Versuch, Zugang zur Reihe zu finden, gleich sparen. Wer hingegen insbesondere mit Terrifier 2 seine diebische Freude hatte, kann sich prächtig auf den dritten Ableger freuen.
„Christmas comes early this year!“
Terrifier 3 läuft seit dem 31.10.2024 bundesweit in den Kinos.
Unsere Wertung:
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