Im südkoreanischen Schwertkampf-Drama The Assassin sieht sich ein kränkelnder Attentäter mit einer letzten, großen Auseinandersetzung konfrontiert. Ob der Film so schneidig ist, wie dessen Klinge, erfahrt ihr in unserer Review!
Titel | The Assassin |
Jahr | 2023 |
Land | South Korea |
Regie | Kwak Jeong-deok |
Genres | Action |
Darsteller | 신현준, 이문식, Kim Min-kyung, Hong Eun-ki, 최성원, Kwon Ra-hui, Lee Jung-min |
Länge | 101 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Amazon Prime Video with Ads Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, MagentaTV, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, MagentaTV, Verleihshop |
Die Handlung von The Assassin
Inan (Shin Hiun-joon) gilt als bester Attentäter im Königreich Joseon, erfüllt seine Aufträge stets gewissenhaft und unnachgiebig. Doch seine Gesundheit macht ihm zu schaffen, die Artherien in seinem Herzen sind durch seinen Lebenswandel und den damit einhergehenden Stress zunehmend verstopft. Also zieht er sich still und leise aufs Land zurück, wo er bei der jungen Wirtin Seon-hong (Kim Min-kyung) als Küchenhilfe unterkommt. Doch sein neues friedliebendes Leben währt nur kurz.
Als zwei Banditen bei der Seon-hong einkehren, erkennt deren kleiner Sohn in einen von ihnen den Mörder seines Vaters. Als er diesen mit einem Messer attackieren, aber nicht töten kann, muss Inan einschreiten und die Sache zu Ende bringen. Es spricht sich nun schnell rum, dass sich ein Schwertmeister im Dorf versteckt hält. Der kränkliche Auftragskiller im Vorruhestand sieht sich nun einer stetig wachsenden Anzahl an Gegnern ausgesetzt. Es steht ihm eine letzte blutige Abrechnung bevor…
Die Geschichte ist ein alter Hut
Die Geschichte, die uns The Assassin hier auftischt, wurde gewiss schon hunderte Male erzählt. Denn der alte Meisterkämpfer, der sich zurückzieht, aber dann doch wieder durch die Umstände seine Fähigkeiten einsetzen muss, ist eben ein alter Hut. Das muss nichts schlechtes sein, solch universell variierbaren Geschichten bieten oftmals genug Wiedererkennungswert an sich, um ein wohliges Gefühl der Vertrautheit zu verströmen. Doch dabei stellt sich das Skript leider immer wieder selbst ein Bein. Es vertraut weder auf seine Hauptfigur, noch auf die Dramaturgie der eigenen Geschichte oder die sich bis zum Ende häufenden Action Set Pieces.
Vergleiche mit dem ebenfalls in Südkorea entstandenen The Swordsman von 2020 kommen unweigerlich auf. Hier wie dort erfährt man nur das Nötigste über den Meisterkämpfer, der im Fokus der Handlung steht. Doch während jener Schwertkämpfer zumindest eine in der Vergangenheit beheimatete Motivation für sein Handeln vorweisen konnte, wissen wir zu keiner Zeit, was unseren Assassinen hier bewegt. Abseits von Klischees, wie der Ehre eines Meisterkämpfers und Attentäters, kann man nur erraten, wie es in Inan aussieht, wenn er später einer Schar von Banditen oder den korrupten Beamten des Ortes gegenübertritt.
Wäre die Geschichte in The Assassin nur ein Aufhänger für zünftige Kampfeinlagen, könnte man das noch locker verschmerzen. Doch die lassen nach Eingangssequenz, in der man ihm bei seinem Tages-, bzw. eher Nachtwerk sieht, erst einmal auf sich warten. Stattdessen dürfen wir den Meuchelmörder a.D. dabei beobachten, wie er ein neues, einfaches, und vor allem unauffälliges, Leben beginnen will. Hier setzt das Skript mit dem vorlauten Tochter-Sohn-Gespann auf eher gewollt erscheinenden Humor. Einzig ein erzählerischer Kniff ganz zum Ende demonstriert etwas mehr Feinfühligkeit im Umgang mit der Hauptfigur. Das ist dann leider auch etwas sehr spät.
Zu wenig Action
Wenn dann ein wenig Schwung in die Sache kommt, wandelt sich auch die Atmosphäre. The Assassin wirkt dann düster und bedrohlich, denn die bewaffneten Bösewichte agieren gerne im Schatten. Ganz im Gegensatz zu den korrupten Beamten, die über das Dorf herrschen und ihren Geschäften gerne am Tage nachgehen. Das ergibt dann sogar einen recht netten Kontrast.
Doch es dauert selbst nach dem Zwischenfall in der Suppenküche von Seon-hong noch eine Weile, bis die Schwertkampf-Action beginnt. Und gerade die entpuppt sich dann noch als verhalten. Wenn Inan etwa in die Festung der Banditen eindringt, ist am Ende sein Wortgefecht mit deren Oberhaupt das traurige Highlight. Erst die Schergen des obersten Beamten, allen voran ein junger, von sich selbst eingenommener Assassine namens Yawol, scheinen den alternden Schwertmeister zu fordern. Doch selbst diese Kämpfe fallen recht kurz und unblutig aus.
Im Gegensatz dazu konnte etwa The Swordsman, bei wesentlich geringerer Gegnerdichte, mit seiner Action mehr punkten. Dort war zumindest jeder Tod von Bedeutung. Ganz anders bei The Assassin, denn der fertigt seine Gegner zum Ende zunehmend wie am Fließband ab.
Ein guter Cast, aber kein Scope
Spektakel ist die Sache von The Assassin also nicht, was ein wenig schade ist. Die Kostüme und Sets fallen sehr stimmungsvoll aus. Die vorherrschend düstere Stimmung hätte einem vielleicht nicht sehr anspruchsvollen, aber nett anzusehenden Blutbad sicherlich gut zu Gesicht gestanden. Allerdings entschied sich Regisseur Kwak Jeong-deok schon beim Look des Films für eine eher biedere und saubere Digital-Optik. Genauso verzichtet er auch fast vollends auf Establishing Shots, verweigert seinem Film damit jeglichen Scope. Gut, er spielt eben in der fernen, finsteren Provinz, wo nur das Wort der Starken und Mächtigen Gesetz gilt. Etwas auskleiden hätte er das aber schon dürfen.
Gleichsam fällt die Figurenzeichnung sehr flach aus, die Charaktere bleiben zumeist auf ihre Funktion beschränkt. Selbst wenn der Film in düstere Gefilde umschwenkt, bemüht das Skript mit der Figur des feigen, nur an seiner Stellung interessierten Bürgermeisters glatt noch einen Comic Relief. Die Leistungen der Darsteller schwanken ehedem, gerade in den Nebenrollen drücken einige von ihnen ziemlich auf die Tube. Man kann es ihnen auch nicht verdenken, wenn sie trotz ihrer schlicht gezeichneten Rollen Eindruck hinterlassen wollen.
An den Hauptdarstellern gibt es eigentlich kaum etwas auszusetzen, allen voran Shin Hiun-joon, der jungen Kim Min-kyung und Lee Moon-sik als machtbesessener Beamter können durchaus überzeugen. Einzig Lee Jung-min als selbstgefälliger Assassine Yawol schlägt ein wenig über die Stränge. Alles in allem wären die Zutaten für zünftige historisch eingebettete Action-Unterhaltung vorhanden gewesen.
Unser Fazit zu The Assassin
Etwas mehr kinematisches Gefühl, ein paar längere Kampfeinlagen und ein besseres Auge für seine teils recht ausgefallenen Charaktere – The Assassin hätte durchaus ein amtlicher Action-Kracher werden können. Doch leider begnügt sich das Werk von Regisseur Kwak Jeong-deok mit zwar gefälliger, aber schon eher zweitklassiger Optik und viel zu kurzen Scharmützeln. Und dass, ohne dem etwas in Sachen Charakterzeichnung und Storytelling entgegenzusetzen. Unterm Strich ist das Ganze nicht mehr als nett anzuschauen, nicht langweilig, aber noch lange nicht aufregend. Wer in Sachen Schwertkampffilm nach ein wenig Abwechslung in Südkorea sucht, kann gerne mal einen Blick riskieren.
Das Mediabook von Capelight Pictures bietet den Film sowohl auf Blu-ray als auch UHD in ansprechender Bild- und Tonqualität. Die deutsche Synchronfassung scheint in den Dialogen nicht immer sattelfest, geht aber okay. Das 24-seitige Booklet offeriert dazu noch ein durchaus interessantes Interview mit Regisseur Kwak Jeong-deok und einige Konzeptzeichnungen. Ein gelungenes Gesamtpaket.
The Assassin ist seit dem 27. Juli 2023 als DVD, Blu-ray und als Mediabook im Handel erhältlich!
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures