Mit The Ballad Of Buster Scruggs liefern die renommierten Coen-Brüder ihren ersten Anthologie-Film à la Black Mirror exklusiv auf Netflix ab.
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Titel | The Ballad of Buster Scruggs |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Ethan Coen |
Genres | Western, Komödie, Drama |
Darsteller | Tim Blake Nelson, Willie Watson, Clancy Brown, Danny McCarthy, David Krumholtz, Thomas Wingate, Tim DeZarn, E.E. Bell, Alejandro Patiño, Tom Proctor, Clinton Roberts, Matthew Willig, Jesse Youngblood, J.J. Dashnaw, James Franco, Stephen Root, Ralph Ineson, Mike Watson, Brian Brown, Ryan Brown, Richard Bucher, Jesse Luken, Michael Cullen, Austin Rising, James 'Scotty' Augare, Liam Neeson, Harry Melling, Jiji Hise, Paul Rae, Tom Waits, Sam Dillon, Bill Heck, Zoe Kazan, Grainger Hines, Jefferson Mays, Prudence Wright Holmes, Eric Petersen, Doris Hargrave, Jackamoe Buzzell, Ethan Dubin, Jordy Laucomer, Thea Lux, Bret Hughson, Rod Rondeaux, Raymond Kurshals, Jonjo O'Neill, Brendan Gleeson, Saul Rubinek, Tyne Daly, Chelcie Ross, Martin Palmer, Billy Lockwood, Stephen R. Estler, Grace LeSueur, Bill Foster |
Länge | 132 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Worum gehts in The Ballad Of Buster Scruggs?
The Ballad Of Buster Scruggs ist ein Episodenfilm ohne übergeordnete Handlung. Die einzelnen Geschichten verbindet lediglich die Tatsache, dass sie alle im Wilden Westen spielen. Die titelgebende Ballade vom Tod bringenden Barden Buster Scruggs ist also nur eine der 6 Kurzgeschichten, die im Laufe des Films erzählt werden.
In der Geschichte über Buster Scruggs, die direkt zu Beginn des Films gezeigt wird, zieht ein einsamer, aber stets gut gelaunter Outlaw durch die Lande auf der Suche nach der nächsten Vergnügung. Die beinahe schon parodistische Komödie unterhält mit allerlei Absurditäten: So durchbricht der stets glückliche Buster ständig die vierte Wand oder feiert seine wilden Schießereien mit einer perfekt durchchoreographierten Bühnennummer. Besonders die erste Geschichte schafft es, den Zuschauer bei der Stange zu halten und Lust auf mehr zu machen.
In einer anderen Episode folgen wir einem optimistischen alten Goldgräber, der nach langer beschwerlicher Suche ein Fleckchen gefunden hat, an dem er ungestört von anderen graben kann. Zusammen mit seinem getreuen Esel schlägt er sein Lager auf und beginnt zu suchen. Doch es wartet eine unliebsame Überraschung auf ihn…
Dies sind nur zwei der sechs Geschichten, die allesamt sehr abwechslungsreich sind. Neben den bereits genannten erwarten euch noch die Geschichte eines vom Pech verfolgten Bankräubers, die einer vom Schicksal gebeutelten jungen Frau im Oregon Trail, eine dunkle Geschichte über einen aus der Bibel zitierenden Krüppel und ein schauriges Kammerspiel.
Tolle Western-Atmosphäre
Die meist kurzen Geschichten sind bereits in wenigen Sätzen zusammengefasst und bieten wenig tatsächliche Handlung. Allerdings lebt der Film von seiner unglaublichen Atmosphäre. Jedes der Sets ist mit viel Sorgfalt ausgesucht worden und mit tollen Aufnahmen eingefangen. Auch die Kostüme wirken allesamt authentisch und einzigartig. Besonders hervor sticht aber der Soundtrack: Die wahnsinnig ikonischen Westernsounds passen jederzeit zum Geschehen und werden, wie im Fall des Titelhelden Buster Scruggs selbst, teils sogar in die Handlung eingebaut. Das macht den Score zu viel mehr als nur klanglicher Untermalung der Welt. Sie wird Teil des Geschehens, ohne sie würde der Film nicht funktionieren.
Starke Tonschwankungen
Die einzelnen Episoden schwanken stark in der Art, wie sie dem Zuschauer vermittelt werden. Startet die Ballade des Buster Scruggs noch enorm lustig, kurzweilig und geradezu absurd, so wird man das Gesehene nach einer der eher dunkleren Geschichten sich erst einmal setzen lassen müssen. Durch die Zusammenhangslosigkeit der Episoden wirkt dies aber keinesfalls störend, ganz im Gegenteil. Es sorgt für Abwechslung und zeigt, wie facettenreich sowohl der Umgang des Mediums Film mit dem Western-Genre als auch die Bandbreite der Coen-Brüder ist. Denn keine der Kurzgeschichten ist schlecht, sie alle unterhalten auf ihre eigene Art und Weise und in ihrem eigenen Ton.
Woran man sich allerdings stören kann, ist, dass die Kurzgeschichten keine wirkliche „Moral“ haben. Sie wollen also nie auf etwas hinaus, sondern erzählen lediglich ihre Geschichte. So ist jenseits der tatsächlichen momentanen Unterhaltung und der tollen Atmosphäre nicht viel geboten. Wer sich daran aber nicht stört, wird mit dem Film viel Freude haben können.
Star-Cast
Die Coen-Brüder haben in The Ballad Of Buster Scruggs ein großes Aufgebot bekannter Hollywoodgrößen auflaufen lassen. Der bereits erwähnte unglückliche Bankräuber wird beispielsweise von James Franco (127 Hours, The Disaster Artist) gespielt, der Betreiber der fahrenden Freakshow wird vom stets großartigen Liam Neeson (96 Hours – Taken, Schindlers Liste) verkörpert. Allerdings haben auch einige eher unbekannte Darsteller ihre großen Auftritte: Harry Melling, der eine gemeinsame Episode mit Liam Neeson spielt, kennt man vermutlich noch am ehesten als Dudley aus den Harry Potter-Filmen, der titelgebende Buster Scruggs selbst hingegen wird einem wohl noch am ehesten aus O Brother, Where Art Thou, einem früheren Werk der Coens bekannt sein.
Nichtsdestotrotz machen alle Beteiligten eine gute Figur und tragen nur noch mehr zur ohnehin schon grandiosen Western-Atmosphäre bei. Dies bezieht sich auch auf die Südstaaten-Akzente, die aber mitunter ziemlich schwer zu verstehen sein können. Deswegen empfehle ich den Film auf Englisch mit Untertiteln.
Ein Film für Netflix
Ursprünglich sollte The Ballad Of Buster Scruggs als Serie erscheinen, doch aufgrund kreativer Neuentscheidungen der Verantwortlichen haben wir jetzt das Glück, uns des Films als eben solchen zu erfreuen. So gut der Film auch unterhält, so sehr darf aber auch bezweifelt werden, ob er in Serienform nicht noch besser funktioniert hätte. Dass die Coens das Zeug dazu haben, ist unbestritten. Besonders im Thema Western gibt es neben den Brüdern kaum Konkurrenten auf Augenhöhe (neben Quentin Tarantino natürlich), das haben sie mit Filmen wie No Country For Old Men oder True Grit mehr als deutlich gezeigt.
So hätte es mich bei einigen der Kurzgeschichten sehr erfreut, mehr über die illustren Charaktere und ihre Vergangenheit zu erfahren. Auf der anderen Seite ist The Ballad Of Buster Scruggs aber auch Ausdruck der modernen Streaminggesellschaft: Man muss den Film nicht am Stück sehen und braucht keine all zu hohe Aufmerksamkeitsspanne, da die Episoden ja nicht zusammenhängen. Vermutlich würde der Film im Kino nicht funktionieren, doch für Netflix ist er perfekt.
Fazit
The Ballad Of Buster Scruggs ist ein herrlich unterhaltsamer Episodenfilm und der nächste Geniestreich der Coens. Trotz einiger kleiner Kritikpunkte wie einer mangelnden Konklusion oder teils zu langer, teils zu kurzer Geschichten macht er zu jedem Zeitpunkt Spaß und kann besonders durch seine Vielfalt überzeugen. Zum Schluss bleibt nur noch die Frage offen, ob der Film als Serie nicht noch besser funktioniert hätte, doch das bleibt jedem selbst überlassen. Unabhängig davon ist The Ballad Of Buster Scruggs ein Muss für jeden, der sich für Western begeistern kann.
Unsere Wertung:
© Netflix