Der südkoreanische Regisseur Lee Jeong-Ho präsentiert mit The Beast ein Remake des französischen Thrillers „36 – Tödliche Rivalen“ und versucht damit neuen Wind in das Thriller-Kino zu bringen. Ob ihm dies gelingt oder ob sich Lee Jeong-Ho damit übernommen hat, erfahrt ihr in unserer Kritik.
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Titel | The Beast |
Jahr | 1996 |
Land | United States of America |
Regie | Jeff Bleckner |
Genres | Action, Abenteuer, Horror, Science Fiction, Thriller |
Darsteller | William Petersen, Karen Sillas, Charles Martin Smith, Ronald Guttman, Missy Crider, Sterling Macer Jr., Larry Drake, Denis Arndt, A.J. Johnson, Murray Bartlett |
Länge | 176 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Darum geht es in The Beast
In der südkoreanischen Stadt Incheon werden die Körperteile eines vermissten Mädchens gefunden. Nun bedeutet es für die Polizei „schnell handeln“. Um das Verbrechen möglichst zügig aufzuklären, lassen sich die Polizeiabteilungen einen besonderen Kniff einfallen. Derjenige, der den Fall löst, wird befördert. Dieser Anreiz führt zu einem Konkurrenzkampf zwischen Han Min-Tae (Yoo Jae-Myung) und Jeong Han-Soo (Lee Sung-Min). Jeong Han-Soo scheut allerdings nicht davor zurück, sich auf die andere Seite des Gesetzes zu begeben. Denn im Gegenzug für wichtige Informationen hilft er einer jungen Frau, die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Zu seinem Pech schöpft sein Kollege Verdacht, wodurch die Jagd nach dem Mörder nicht das einzige Katz-und-Maus-Spiel bleibt. Es entspinnt sich ein Netz aus verstrickten Beziehungen und Kriminalität.
Zu viele Ambitionen?
Die Geschichte bietet viel Potenzial, welches Lee Jeong-Ho leider dadurch verschenkt, dass er sich zu viel vornimmt. Er steht sich mit seinen eigenen Ambitionen im Weg. Das erkennt man an den unzähligen Subplots, die The Beast aufmacht. Es ist zwar gut, wenn ein Film die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers einfordert, doch in diesem Fall verrennt sich Lee Jeong-Ho zu stark. Durch die verschiedenen Handlungsstränge und ständigen Wendungen fehlt der Fokus auf das Wesentliche. Aus diesem Grund gelingt es ihm nicht, den Zuschauer auch zu packen. Somit läuft The Beast große Gefahr, dass das Publikum nicht mitfiebert, sondern lediglich beobachtet. Leider ist das fast schon ein Todesurteil für diese Art von Thriller, denn es stellt sich im schlimmsten Fall Langeweile ein.
130 Minuten Lauflänge fühlen sich am Ende gleichzeitig zu lang und zu kurz an. Für die Anzahl an Subplots hätte man sich noch eine ganze halbe Stunde Zeit nehmen müssen, um sie richtig auszuspielen. Auf der anderen Seite sind diese eben dadurch belanglos genug, um sie einfach komplett weglassen zu können. So hätte man deutlich mehr Energie in das Wesentliche hereinstecken können, um den Zuschauer in vielleicht 100 Minuten auf eine spannende Achterbahnfahrt zu entführen. Das ist schade, da in The Beast ein guter Thriller steckt, dessen Subplots das Erlebnis aber nicht nur trüben, sondern schlichtweg nicht organisch zusammenlaufen wollen. Es ist aber eben lediglich fast ein Todesurteil, denn gerade durch die Inszenierung gewinnt einen der Film häufig wieder zurück.
Dicht inszenierte Atmosphäre
Zunächst ist die Inszenierung ein zweischneidiges Schwert, da es etwas dauert, bis der Film seinen eigenen Ton trifft. Davor kann man ihn von kaum einem anderen südkoreanischen Krimi unterscheiden. Das liegt vor allem am Color Grading, welches wieder auf die typischen kalten, leicht ins grün kippenden Farben zurückgreift. Glücklicherweise fängt sich The Beast dann aber. Spätestens sobald die Inszenierung mit den Lichtern und Farben spielt, entsteht ein wirklich schön aussehender Look. Die Kälte behält er zwar bei, doch paart dies mit den Komplementärfarben einiger (Neon-)Lichter. Die dynamische Handkamera sorgt dann für eine packende Atmosphäre. Zwar sollte man keine Abneigung gegenüber wackeligen Bildern haben, doch es ergänzt das Geschehen sinnvoll. Die Kamera geht schön mit den Charakteren mit und erschafft ein authentisches sowie leicht hektisches Gefühl.
Allerdings sind es dadurch auch keine epochalen Bilder für die Ewigkeit, sondern eher klein gehaltene Kompositionen. Auch in den Actionszenen ist es etwas störend, denn dort büßt der Film ein wenig an Übersicht ein. Darüber hinaus ist der Schnitt nicht immer sehr dankbar. Besonders in diesen Szenen gibt es ein paar Schnitte zu viel, welche die Action trüben. Zwar sind diese nicht dramatisch, doch dieses Genre hat mehrere Vertreter, die das deutlich besser umsetzen. Dafür besitzt das Bild eine angenehme Körnung, die ebenfalls Einiges zur Stimmung beiträgt. Wenn all diese Elemente aufeinandertreffen, gewinnt einen der Film wieder, denn dann ist Inszenierung wunderbar einnehmend. In diesen Momenten funktioniert auch der dröhnende Score, der in anderen Szenen leider zu präsent ist und so auf lange Sicht stark an Wirkung verliert.
Solider Thriller, den man schon oft besser gesehen hat
The Beast ist wirklich keine Zeitverschwendung, da er durch und durch solide ist. Doch wenn es nicht gerade der erste Film in diesem Genre sein sollte, dann hat man gefühlt jede Szene schon irgendwo gesehen…Und zwar besser. Es steckt in einer Szene etwas Oldboy drin, (doch leider weniger beeindruckend), viel I saw the Devil (nur weniger schonungslos), etwas Memories of Murder (in unspannender) und auch außerhalb Südkoreas noch einige Filme mehr. Obwohl ein paar schöne Einstellungen im Kopf hängen bleiben, ist das alles dann leider etwas zu gewöhnlich. Nichtsdestotrotz kommt The Beast zu einem recht konsequenten Ende. Dieses könnte allerdings deutlich denkwürdiger sein, wenn man mehr Empathie für den Protagonisten empfinden würde. Dafür gibt der Cast wirklich sein Bestes, wodurch er den Film auf ein höheres Niveau anhebt.
Mein Fazit zu The Beast
The Beast ist ein durchaus sehenswerter Crime-Thriller, der leider zu viel sein möchte und dabei einiges an Potenzial auf der Strecke lässt. Er scheint eher ein Low- bis Midbudget-Film zu sein, doch sieht dabei wirklich wertig aus und saugt den Zuschauer in seinen starken Momenten in seiner Atmosphäre auf. Leider verliert er sich aber zwischen diesen Stellen in ein Netz aus bedeutungsschwangeren Subplots, die dem Film mehr schaden als helfen. Dadurch ist der Film eindeutig zu lang geraten. Trotzdem überwiegen am Ende glücklicherweise die positiven Eindrücke, die besonders der packenden Inszenierung zu verdanken sind. Allerdings gibt es deutlich stärkere Genre-Vertreter, die besser wissen, was sie eigentlich sein wollen.
The Beast erscheint ab dem 05.03.2020 auf Blu-Ray und DVD und als Video on demand.
Unsere Wertung:
© Constantin Film