Die beiden Franzosen Alexandre Bustillo und Julien Maury verlagern ihre Horrorexpertise ins kühle Nass: In The Deep House heißt es tief Luftholen und Atem anhalten!
Titel | The Deep House |
Jahr | 2021 |
Land | Belgium |
Regie | Julien Maury |
Genres | Horror |
Darsteller | James Jagger, Camille Rowe, Eric Savin, Carolina Massey, Alexis Servaes, Anne Claessens, Marie Caffier, Marie Bernard |
Länge | 85 Minuten |
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Die Handlung von The Deep House
Ein junges Pärchen (Camille Rowe und James Jagger) träumt vom lukrativen Dasein als Influencer für “Lost Places”. Die bisher eher mageren Klicks sollen durch einen verheißungsvollen Tauchgang endlich die magische Millionengrenze knacken: Ein altes Dorf wurde vor Jahren planmäßig geflutet und die Kulisse der unter Wasser liegenden Ruinen soll als Material für das nächste Video dienen. Vor Ort stellen die beiden jedoch fest, dass es außer Touristen nichts Nennenswertes zu entdecken gibt. Doch dann unterbreitet ihnen der Ortsansässige Pierre (Eric Savin) ein lukratives Angebot – Er zeigt den beiden einen abgelegenen Teil des Sees, auf dessen Grund eine vollständig erhaltene Villa schlummern soll…
Neues aus Frankreich
Maury und Bustillo eroberten 2007 schon mit ihrem Debütfilm Inside die bluttriefenden Herzen der Splatterconnoisseure. Kurz und knackig servierten sie die ganz deftige Schlachtplatte, wie sie bereits geistige Vorgänger der Marke High Tension oder Frontier(s) im Angebot hatten. Doch mit À l’intérieur wurde alles noch eine Spur erbarmungsloser. Schließlich entlud sich der Terror gegen eine junge, alleinstehende und noch dazu hochschwangere Frau, die am Weihnachtsabend von einer Psychopathin heimgesucht wird. Dass hier wirklich niemand sicher sein konnte, machten die beiden Regisseure schnell nur allzu deutlich und loteten die Grenzen des guten Geschmacks bis zum niederschmetternden Finale gnadenlos aus.
Zwar blieben sie dem Horrorfilm treu, versuchten aber gar nicht erst, ihr Debüt in Sachen Splatter zu wiederholen oder gar zu übertreffen. Stattdessen folgte mit Livid ein kleiner, effektiver Grusler mit Hang zum surreal Übernatürlichen. Zwar blieben sie sich bei den Folgewerken ihren ruppigen Gewaltspitzen treu, so diabolisch wie noch bei ihrem Erstling fiel jedoch nicht einmal ihre Adaption des TCM-Beitrags Leatherface aus. Jener Film markierte ihre erste und bisher auch einzige (Auftrags-)Arbeit in Übersee, da sie von der Einmischung des Studios eher ernüchtert waren.
Seitdem wird wieder im Heimatland gedreht und mit The Deep House verquicken die beiden Horrorliebhaber nun also Gruselhaus und Unterwassersetting. Spätestens seit James Wans erfolgreichen Conjuring– und Insidious-Universen erfreuen sich „Geisterbahn“-Filme nahezu ungebrochener Beliebtheit – was soll hier also schiefgehen?
Und am Ende der Straße steht ein Haus … im See
Der Star des Films ist kein heimlicher, sondern ein ganz offensichtlicher, zumal er bereits im Titel angesprochen wird: The Deep House. Eben jenes versunkene Anwesen ist nicht nur Objekt der Begierde des Filmpaares, sondern auch Alleinstellungsmerkmal des Streifens. Und dies wird ausreichend ausführlich inszeniert, ja förmlich gefeiert. Die Exposition fällt angenehm kurz aus, nach knapp 20 Minuten geht es bereits ins kühle Nass. Und von nun an gehört die Bühne für die nächsten 30 Minuten ganz allein dem Haus – Der merkwürdig konservierte Ort löst im gleichen Maße Neugier und Faszination, aber auch Ehrfurcht und Beklemmung aus. Denn genau wie Tina und Ben betritt das Publikum absolutes Neuland, dessen Kulisse gleichermaßen vertraut und surreal scheint.
Gemeinsam erkunden Publikum und Taucher Raum für Raum, entdecken neue und stets schauriger werdende Details des Hauses und seiner vormaligen Bewohner. Dabei werden zwar auch Schocks der Marke Jumpscare zu Rate gezogen, doch zum großen Teil verlassen sich Bustillo und Maury auf die Präsenz des Hauses. Denn diese ist für sich genommen und ohne konkreten Budenzauber ausreichend effektiv. Zwar sind Tina und Ben per Funk miteinander verbunden und werden von einer modernen Drohne begleitet, doch kommt man nicht umhin, klaustrophobische Beklemmung zu verspüren. Die Navigation unter Wasser ist schwerfällig, alles fühlt sich eingeengt an und außerhalb der winzigen Lichtkegeln der Taschenlampen herrscht alles verzehrende Finsternis. Zusätzlich haben beide Taucher die Zeit im Nacken, da ihr Sauerstoffvorrat nur für eine bestimmte Dauer ausreicht.
Alter Hut
Nicht nur wegen der schwindenden Atemluft spitzt sich die Situation allmählich zu. Als das Influencer-Paar auf unheimliche Devotionalien der Hausbesitzer stößt, wird schnell klar, dass sich hier zu Lebzeiten grausige Dinge abgespielt haben. Sobald die Hintergründe andeutungsweise ersichtlicher werden oder schlussendlich ganz aufgeklärt sind, wandelt sich The Deep House zum wenig überraschenden Haunted House-Flick, der nur noch mit seinem Setting Eigenständigkeit verströmt.
Stattdessen nehmen Wackelkamera und deftige Schnittgewitter Überhand, was den ruhigen und nachvollziehbaren Bildern im Vorfeld als unschöner Kontrast entgegensteht. Die von der Location bewusst eingeschränkte Übersicht geht dadurch stellenweise völlig verloren. Da die Figuren auch eher blass bleiben, verliert sich die Spannung weit vor dem Ende, denn die Handlung ist da schon auserzählt. Während also die ersten zwei Drittel des Films mit reichlich Atmosphäre punkten können, ohne das eigentlich Nennenswertes geschieht, versandet er am Boden des Sees als 08/15-Grusler, der zuvor von seinem starken Setting getragen wurde.
Schade, wenn man bedenkt, welche Bemühungen betrieben wurden, um möglichst nah an die Vorstellungen der beiden Regisseure heranzureichen. Denn gearbeitet wurde mit echtem Bühnenbild, welches versenkt wurde. Sämtliche Unterwasserszenen sind in den damals erst kürzlich eröffneten Lites Studios in Belgien entstanden. Die Unterwasseraufnahmen koordinierte Jacques Ballard, der als einer der besten Kameramänner für entsprechende Arbeiten gilt. Auch Ben und Tina werden nur an Land von Jagger und Rowe verkörpert. Sämtliche Drehs unter Wasser werden stattdessen vom Taucherpaar Justine und Thibault Rauby absolviert. Die Gesichter Rowes und Jaggers wurden in der Postproduktion eingefügt.
Unser Fazit zu The Deep House
Eine einzigartige Idee garantiert noch keinen perfekten Film. Denn außer seinem famosen Setting liefert The Deep House keine nennenswerten neuen Einfälle. Stattdessen zehrt er über weite Strecken von seiner grandiosen Kulisse, die vor allem auf der Zielgeraden dank immer wieder auftauchender verwackelter POV-Einstellungen an Effektivität einbüßt. Wer sich an Unterwasserwelten und –aufnahmen jedoch nicht sattsehen kann und noch dazu ein Faible für klaustrophobische Horrorfilme hat, sollte dank der knackigen Nettolaufzeit von knapp 80 Minuten dennoch eine unterhaltsame Zeit verbringen.
Drei limitierte Mediabooks enthalten den Film auf Blu-ray und UHD (inklusive Dolby Atmos-Tonspur). Außerdem liegt ein Booklet mit Hintergründen zu Film und Produktionsgeschichte, geschrieben von Tobias Hohmann, bei. Abgerundet wird der informative Buchteil mit einem Interview des Regieduos. Als passende Ergänzung findet sich ein knapp 26 minütiges Making of. Außerdem finden sich noch entfallene Szenen so wie Trailer auf den Scheiben.
Die Mediabooks zu The Deep House erscheinen am 23.06.203 über Turbine Medien im Handel!
Unsere Wertung:
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© Turbine Medien