The Ring, A Tale Of Two Sisters, Dark Water: Die Liste der japanischen Horror-Filme, die mittlerweile ein US-Remake bekommen haben, könnte man noch eine ganze Zeit fortführen. Auch Ju-on: The Grudge hat im Jahr 2004 bereits eine amerikanische Interpretation bekommen. 16 Jahre später widmet sich mit Nicolas Pesce erstmals ein westlicher Regisseur dem Thema. Wie er die Geschichte des von einem Geist heimgesuchten Hauses erzählt, lest ihr in den folgenden Kapiteln.
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Titel | The Grudge |
Jahr | 2019 |
Land | Canada |
Regie | Nicolas Pesce |
Genres | Horror, Mystery |
Darsteller | Andrea Riseborough, Demián Bichir, John Cho, Lin Shaye, Jacki Weaver, Betty Gilpin, William Sadler, Frankie Faison, Nancy Sorel, Tara Westwood, Joel Marsh Garland, Stephanie Sy, Bradley Sawatzky, Robin Ruel, Ernesto Griffith, Robert Kostyra, Lorrie Papadopoulos, Derek James Trapp, Junko Bailey, David Lawrence Brown, Zoe Fish, John J. Hansen, Steven Ratzlaff |
Länge | 94 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Microsoft Store |
Worum geht’s in The Grudge?
Die alleinerziehende Polizistin Muldoon (gespielt von der als Mandy aus dem gleichnamigen Film bekannten Andrea Riseborough) wird mit dem Fall einer Frau betraut, die unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist. Gemeinsam mit ihrem Partner Goodman (Demián Bichir aus The Nun) gerät sie im Laufe der Ermittlungen in eine Geschichte, die sich in unregelmäßigen Abständen zu wiederholen scheint.
Beunruhigende Erscheinungen und angsteinflößende Begegnungen führen schließlich auf die Spur eines Fluchs, dem man mit weltlichen Mitteln scheinbar nicht Herr werden kann. Als Muldoon selbst Ziel dieses Fluchs wird, beginnt die Uhr zu ticken.
Gab es das nicht schon?
Man sollte sich nicht wundern, wenn einem der Titel des Films und auch die kurze Inhaltsangabe bekannt vorkommen. In Japan existiert die Filmreihe um den rachsüchtigen Geist bereits seit dem Jahr 2000. Denn da inszenierte Takashi Shimizu den Film Ju-on: The Curse als Direct-to-Video-Produktion und begründete damit einen Großteil seiner Filmografie. Denn er ist es auch, der sowohl die direkte Fortsetzung Ju-on – The Curse 2 als auch die beiden Kinoadaptionen namens Ju-on: The Grudge und ebenfalls die amerikanischen Remakes The Grudge – Der Fluch inszeniert hat.
Beim hier vorliegenden Spin-off hält mit Nicolas Pesce erstmals ein neuer Regisseur das Zepter in der Hand. Und dieser Name dürfte Genrefans wegen des gefeierten schwarz-weiß-Horrorfilms The Eyes of My Mother ein Begriff sein. Doch kann Pesce der in zig Teilen auserzählt scheinenden Geschichte neue Aspekte hinzufügen? Oder tritt er womöglich doch nur die bekannten Pfade weiter aus?
Was bekommt man bei The Grudge?
Rein erzählerisch wählt Pesce, der das zuerst von Jeff Buhler verfasste Drehbuch selbst final überarbeitet hat, eine im Kern interessante Erzählstruktur. Denn The Grudge springt fröhlich zwischen mehreren Zeitebenen hin und her. Während der Fall von Ermittlerin Muldoon im Jahr 2006 spielt, werden in ausgiebigen Rückblenden zwei weitere Geschichten rund um den rachsüchtigen Geist erzählt. In einer der beiden sieht man mit John Cho sogar ein sehr bekanntes Gesicht. Denn Cho kennt man beispielsweise aus den Filmen des Star Trek Reboots, in denen er Lt. Hikaru Sulu verkörpert, oder ganz aktuell aus seiner Hauptrolle im sehr sehenswerten Thriller Searching aus dem Jahre 2018.
Schauspielerisch bietet The Grudge allerdings keinerlei Herausforderungen. Vor allem Cho wirkt in seiner Rolle hoffnungslos unterfordert und kann dies auch nur schwerlich kaschieren. Einzig Andrea Riseborough darf ein wenig ihres definitiv vorhandenen Könnens abrufen, wenn sie den Zwiespalt zwischen Erziehung ihres Sohnes und dem kräftezehrenden Beruf als Polizistin darstellt.
Weiterhin verlaufen die unterschiedlichen Storystränge leider weitestgehend identisch. Der Träger des Fluchs versucht sich dem Geist und den mit ihm verbundenen Konsequenzen zu erwehren und durchlebt dabei eine Reihe mal mehr mal weniger schauerlicher Ereignisse. Leider vergisst der Film bei seinen Zeitsprüngen völlig, die Rahmenhandlung ansprechend weiterzuerzählen. Die an sich interessante Figur der alleinerziehenden Polizistin, die sich gegen eine übernatürliche Macht zur Wehr setzen muss, dient leider nur als Vehikel für eine recht generische Geistergeschichte, die sich massiv auf das Stilmittel des Jump-Scares verlässt.
Buh!
Vor allem im letzten Drittel konzentriert sich The Grudge fast ausschließlich auf seine Schreckmomente. Ab diesem Zeitpunkt tritt die bis dahin einigermaßen schlüssig aufgebaute Geschichte vollkommen in den Hintergrund. Jeder kleinste Suspense-Moment wird per Jump-Scare aufgelöst und echte Spannung kommt kaum mehr auf. Da diese Effekte immer nach dem gleichen Muster verfahren, welches James Wan mit seinen Insidious– und Conjuring-Franchises zur Perfektion ausgearbeitet hat, funktionieren sie leider nur selten. Das mag Genre-Einsteigern, an die sich The Grudge mit seiner wohlwollenden FSK-Freigabe ab 16 Jahren auch richtet, noch das Fürchten lehren. Kennt man aber den ein oder anderen Vertreter dieser Machart, dann entlocken einem die Effekte nur bedingten Schrecken.
Zwischen diesen zahllosen Schocks muss man echte Gruselmomente zwar mit der Lupe suchen, sie sind aber da. Hier und da entdeckt der aufmerksame Beobachter auch Mal einen flüchtigen Schatten im Hintergrund, der nicht mit laut dröhnendem Soundeffekt präsentiert wird. Als Genre-Kenner hätte man sich mehr von diesen Lichtblicken erhofft, wie sie zuletzt beispielsweise Mike Flanagan in seiner Serie Spuk in Hill House in nahezu perfekter Form präsentiert hat.
Trotz allem gibt es für The Grudge sicherlich eine Zielgruppe. Zuschauer, denen Filme wie Ari Asters Hereditary oder Midsommar zu ruhig sind. Oder auch Zuschauer, die sich an den Jump-Scare-Festivals der letzten Jahre noch nicht satt gesehen haben. Oder eben Einsteiger ins Genre, die vollkommen unbedarft an den Film herangehen und die Vorlagen beziehungsweise die Originale nicht kennen. Dieses Publikum kann mit dem neusten Werk von Nicolas Pesce durchaus ihren Spaß haben.
Mein Fazit zu The Grudge
Für einen Totalausfall zu schön gefilmt, aber für eine positive Überraschung viel zu generisch und plump. The Grudge ist eine 94-minütige Geisterbahn für Einsteiger und überzeugt maximal als Einstiegsdroge in ein Genre, welches so viel mehr und auch deutlich bessere Filme zu bieten hat. Irgendwie schade, denn die Hintergrundgeschichte um den rachsüchtigen Geist bietet durchaus Potential.
The Grudge läuft seit dem 9. Januar 2020 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
© Sony Pictures