Gruselfilme, die eher leise denn laute Töne anschlagen, sind aktuell in Mode. Nicht zuletzt Hereditary hat auf diesem Gebiet neue Standards gesetzt. Kann der irische Film The Hole In The Ground ähnlich überzeugen? Oder scheitert das Erstlingswerk von Lee Cronin an dieser hohen Messlatte? Lest alles dazu in unserer Rezension.
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Titel | The Hole in the Ground |
Jahr | 2019 |
Land | Belgium |
Regie | Lee Cronin |
Genres | Horror |
Darsteller | Seána Kerslake, James Quinn Markey, Simone Kirby, Steve Wall, Eoin Macken, Sarah Hanly, James Cosmo, Kati Outinen, Bennett Andrew, David Crowley, John Quinn, Miro Lopperi |
Länge | 90 Minuten |
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Worum geht’s in The Hole In the Ground?
Sarah, dargestellt von Seána Kerslake, ist mit ihrem kleinen Sohn Chris (James Quinn Markey) aufs Land gezogen, um ihrer schmerzhaften Vergangenheit zu entfliehen. Die beiden meistern das ruhige Leben am Rande einer Kleinstadt, bis Chris eines Tages in Folge eines Streits allein in den Wald läuft. Nach kurzer Suche entdeckt Sarah ihren vollkommen unverletzten Sohn, der sich ab diesem Zeitpunkt immer seltsamer zu benehmen beginnt. Was ist mit Chris geschehen? Welche Rolle spielt das riesige titelgebende Erdloch im Wald? Und wie passt die offenbar geistig verwirrte Nachbarin in das Gesamtbild?
Schocker vs. Gruselfilm
Das Genre des Horrofilms kennt im Grunde zwei Spielarten. Auf der einen Seite gibt es Filme, die ihren Horror, beziehungsweise in diesem Fall eher Terror, dadurch erzeugen, dass sie den Zuschauer mit Schockeffekten bombardieren. Oft mit laut aufgedrehten Soundeffekten garniert, sollen diese sogenannten Jump-Scares für permanente Anspannung durch die Angst vor dem nächsten so gearteten Effekt sorgen. Die aktuell berühmtesten Einträge dieser Liste sind wohl die im Conjuring-Universum angesiedelten The Nun und Lloronas Fluch.
Auf der anderen Seite gibt es die klassischen Gruselfilme. Hier spielen bedrohliche Stimmung und unheilvolle Atmosphäre die Hautrolle. Schockeffekte sind auch hier manchmal anzutreffen, allerdings werden diese viel pointierter eingesetzt und wirken daher oft noch deutlich nachhaltiger. Aus der jüngeren Vergangenheit sind da wohl besonders The Witch und Hereditary im kollektiven Gedächtnis der Genrefreunde hängengeblieben.
Eines haben aber fast alle Horrorfilme gemein. Sie wirken besser, je weniger man über die Handlung weiß. Oft verraten dabei die Trailer bereits die besten Szenen und/oder die größten Twists. Daher gilt an dieser Stelle wieder die Empfehlung möglichst unvorbelastet ins Kino zu gehen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Diese Rezension ist daher, so gut es geht, spoilerfrei.
Und was haben wir hier?
Wenn man von der Typisierung im vorhergehenden Kapitel ausgeht, dann ist The Hole In The Ground ein klassischer Gruselfilm. In der Exposition wird sich viel Zeit für das Kennenlernen der Figuren und für den Aufbau der bedrohlichen Stimmung genommen. Damit steigert Regisseur Lee Cronin von Minute zu Minute die Fallhöhe für den Zuschauer.
Das nahende Unheil baut sich dann sehr langsam und bedacht mit auf. Bis zum letzten Viertel des Films dominiert eine packende Atmosphäre, welche durch den, die meiste Zeit zurückhaltend agierenden, Score gestützt wird. Erst wenn der Zuschauer das sehr reduzierte und trostlos gezeichnete Setting komplett in sich aufgesogen und verinnerlicht hat, eskaliert die Lage schließlich. Hier beweist Lee Cronin in seinem Langfilm-Debüt ein ausgeprägtes Gespür für gutes Timing.
Häufiges Problem von Horrorfilmen
Oft bricht einem bis dahin guten Horrorfilm das Schlussdrittel das Genick. Denn dort wollen die zuvor mühsam aufgebauten Mysterien und Rätsel entwirrt werden. Unter einem unbefriedigenden Schlussakt leidet dann meist die Reputation des ganzen Filmes. Um dieser Stolperfalle zu entgehen, wählen viele Drehbücher einen einfach anmutenden Ausweg. Sie lassen viele Fragen unbeantwortet. Doch auch dies funktioniert nicht immer, wie geneigte Serienfans spätestens seit dem legendären Ende der Serie Lost wissen.
Der Film wählt hier einen selten gesehenen aber doch sehr effektiven Mittelweg. Manche der wichtigsten Fragen werden beantwortet. Andere wiederum werden der Fantasie des Zuschauers überlassen. Dadurch wirkt das Ende weder überkonstruiert und damit unglaubwürdig, noch zu offen und damit unbefriedigend.
Ansonsten trieft The Hole In The Ground, passend zur düsteren Grundstimmung, förmlich vor bedeutungsschwangerer Symbolik. Da ist das namensgebende riesige Erdloch im Wald nur ein Eintrag auf einer langen Liste. Die weiteren Einträge darf und sollte jeder Leser dieser Rezension selbst entdecken.
Mein Fazit zu The Hole In The Ground
Das Spielfilm-Debüt von Regisseur und Drehbuchautor Lee Cronin ist ein atmosphärisches Brett geworden. Ähnlich wie beim ebenfalls bockstarken 2018er Hit Hereditary von Ari Aster, geizt The Hole In The Ground mit Jump-Scares und setzt vielmehr auf eine düstere Grundstimmung, die vom überzeugenden Spiel des Cast noch unterstützt wird. Innovationspreise wird der Film damit wahrlich nicht gewinnen. Ein sehr überzeugender Genre-Beitrag ist er aber allemal.
Unsere Wertung:
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