In The Infiltrator muss sich Breaking Bad – Star Bryan Cranston in einen Drogenring einschleusen, um so Pablo Escobars Imperium zu Fall zu bringen. Im Film geht es aber eher um die Machenschaften der Regierung als um die der Drogenbarone. Kann das funktionieren oder scheitert der Streifen an seiner eigenen Idee?
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Titel | The Infiltrator |
Jahr | 2016 |
Land | United Kingdom |
Regie | Brad Furman |
Genres | Krimi, Drama, Thriller |
Darsteller | Bryan Cranston, Diane Kruger, John Leguizamo, Daniel Mays, Benjamin Bratt, Amy Ryan, Elena Anaya, Joseph Gilgun, Gino Picciano, Art Malik, Juan Cely, Jason Isaacs, Tom Vaughan-Lawlor, Olympia Dukakis, Saïd Taghmaoui, Tim Dutton, Michael Paré, Rubén Ochandiano, Carsten Hayes, Andy Beckwith, Dinita Gohil, Richard Katz, David Horovitch, Matthew Stirling, Juliet Aubrey, Leanne Best, Niall Hayes, Lara Decaro, Ekaterina Zalitko, Ashley Bannerman, Jordan Loughran, Georgia Braithwaite, Natalie Davis, Lucy Dean, Katherine Derry, Lauren Grigg, Kiri Jones, Marianne Prinelle, Ellie Spicer, Yul Vazquez, Ronald Fox, Samya Boulahri, Jasmine Jardot, Miguel Ruiz, Nathan Morse |
Länge | 127 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Freenet meinVOD |
Worum geht’s in The Infiltrator?
Der betagte Zoll-Beamte Robert Mazur steht kurz vor seiner Pensionierung, dennoch schleust er sich regelmäßig in Drogenbanden ein, um diese schlussendlich zu überführen. Nach einer erfolgreichen, wenn auch kleinen Razzia kommt Bob allerdings auf eine Idee: Was, wenn man die Finanzen der Drogen-Organisationen verfolgen würde, statt den Drogen selbst? So könnte man gigantische Ringe sprengen und die Verantwortlichen statt den kleinen Dealern dingfest machen.
Mazur gibt sich also selbst als Geldwäscher aus und schafft es, zum Freund eines der engsten Vertrauten von Pablo Escobar aufzusteigen. Dessen Drogen überschwemmen das Land bereits seit Jahren. Doch um die Hintermänner auszuschalten, muss der Undercover-Cop einige schwerwiegende moralische Entscheidungen treffen. Zur Seite stehen ihm dabei der unkonventionell arbeitende Emir und die junge Kathy, ebenfalls im Zoll tätig, allerdings deutlich weniger erfahren. Das sorgt wiederum für Probleme in Roberts Ehe, und der droht nun an seinem letzten großen Fall zu zerbrechen.
The Infiltrator mit rasantem Start
Man könnte nach dieser Inhaltsangabe vermuten, The Infiltrator würde einfach sämtliche gängigen Cop-Klischees runterrattern. Tut er in gewisser Weise auch, allerdings im absoluten Schnelldurchlauf. Die typischen Probleme, die man aus dem klassischen “ungleiche Partner” – Genre kennt, werden schon im ersten Drittel abgehakt und dienen lediglich als Auftakt. Das wirkt extrem erfrischend, immerhin hat nun ja wirklich jeder schon ein ähnliches Duo gesehen. Der Film beginnt sofort im Geschehen und macht uns mit den wichtigsten Figuren und ihren Charaktereigenschaften auf erinnerungswürdige Art und Weise vertraut. So schafft es The Infiltrator, viel Inhalt in relativ kurze zwei Stunden zu packen, ohne sich dabei zu gehetzt anzufühlen.
Das erlaubt der Handlung auch, sich in einige unerwartete Richtungen zu entfalten. Klar, die Geschichte basiert auf wahren Ereignissen und ist damit an gewisse Handlungselemente gebunden. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen kann man einige Momente kaum glauben und fühlt geradezu die Anspannung der Protagonisten. Ähnlich verhält es sich auch mit Kathy, von der man sofort erwarten würde, sie sei eine Femme Fatale. Tatsächlich verhält es sich mit ihrem Charakter aber ganz anders als zunächst vermutet, und genauso ist es beinahe mit dem gesamten Drehbuch. The Infiltrator schafft es, immer wieder zu überraschen und den Zuschauer mit seinen sich ständig überschlagenen Ereignissen bei der Stange zu halten. Leider hat das aber auch einen Haken…
Zu viel Story, zu wenig Zeit
Die vollgepackte Handlung von The Infiltrator geht nämlich leider auf Kosten seiner Nachvollziehbarkeit. Denn oft geschehen die Ereignisse so schnell und so dicht aneinander, dass man die Zusammenhänge gar nicht versteht. Meist fühlt es sich auch an, als wären gewisse Handlungselemente und ganze Szenen einfach entfernt worden, sodass besonders die Übergänge manchmal haarsträubend auseinandergerissen wirken. So fällt es wirklich schwer, der Handlung zu folgen, zumal das Thema nicht gerade das leichteste ist. Immerhin bekommen wir relativ tiefe Einblicke in die Machenschaften der Regierung und müssen uns stets Figuren und ihre Beziehungen zu anderen Charakteren merken, um alles nachvollziehen zu können.
Leider schlagen gerade zu Beginn viele der Dialoge in dieselbe Kerbe. Diese wirken nämlich nicht gerade elegant und versuchen aufgrund des knappen Zeitfensters sicherzugehen, dass der Zuschauer alles versteht. Das ist dann leider recht oft hölzern und gibt dem Ganzen einen gewissen ungewollten Trash-Faktor. Die Gespräche erfüllen zwar ihren Zweck, allerdings würde niemand jemals so reden wie hier. Das Gerede steht nur im Drehbuch, um den Zuschauer zu informieren, und lässt gerade Figuren wie Bobs Frau nicht sonderlich gut aussehen. Das trifft zum Glück nicht auf alle Charaktere zu und ist besonders im weiteren Verlauf des Films kein Problem mehr. Zu Beginn fällt es leider doch sehr negativ ins Gewicht.
Sehr gute Inszenierung
Gerade die 80er-Jahre Vibes bringt The Infiltrator aber hervorragend rüber. Das liegt nicht zuletzt an den immer mal wieder eingespielten Original-Fernsehsendungen aus der damaligen Zeit. So sehen wir etwa den damaligen Präsidenten Ronald Reagan bei einer Fernsehansprache. Das ist aber nie zu aufgesetzt oder setzt gar auf die aktuell allgegenwärtige Nostalgie-Cash-In-Welle, der die 80er ausgesetzt sind. Stattdessen dienen sie eher als Einleitung in eine Szene, oder man sieht einen Fernseher in der Ecke stehen. So umgeht der Film geschickt eine unelegante Art zu zeigen, in welcher Zeit man sich befindet. Man sieht also, The Infiltrator kann durchaus subtil sein wenn er will. Glücklicherweise will er das zum größten Teil auch, nur eben nicht am besagten Anfang.
Auch wie diese Bilder in Szene gesetzt werden, kann sich sehen lassen. Die Kamera fängt einige wirklich schöne, neon-getränkte Szenerien ein und sorgt damit für den richtigen Look des verruchten Nachtlebens Miamis. Und natürlich ist auch ein gelungenes Schauspiel wichtig, um die auf realen Menschen basierenden Charaktere richtig zu verkörpern. Mit Bryan Cranston und Diane Kruger, die tatsächlich erst ziemlich spät auftaucht, hat man da aber genau die richtige Wahl gefunden. Cranston schwankt konstant zwischen Walter White und einem rechtschaffenen Zollbeamten, der seine eigene Moral hinterfragen muss, und das kauft man ihm ausnahmslos ab. Kruger hingegen spielt die unerfahrene, aber keinesfalls wehrlose Beamtin gleichzeitig schlagfertig wie auch einfühlsam und verleiht ihr so eine ungeahnte charakterliche Tiefe. Auch die anderen Nebenrollen schlagen sich ausnahmslos gut, allen voran John Leguizamo als Bobs Partner Emir.
Fazit zu The Infiltrator
Wer bei The Infiltrator nur einen weiteren Drogenring-Thriller vermutet hat, der dürfte hier mehr als positiv überrascht werden. Zwar ist der Film nicht perfekt, weiß aber durchaus mit seinen die Erwartungen unterlaufenden Handlungselementen zu punkten. Zwar ist der anfängliche Schnelldurchlauf der Exposition Fluch und Segen zugleich, ist er doch zur selben Zeit leicht hölzern wie auch erfrischend, aber gerade auf inszenatorischer Ebene kann der Streifen seine kleineren Patzer wieder wettmachen. Freunde des gepflegten Thrillers erwartet hier ein mehr als unterhaltsamer Film im Drogenmilieu, der durchaus einige erinnerungswürdige Szenen parat hat.
Unsere Wertung: