The Lost City ist ein Comedy-Action-Adventure mit romantischen Anleihen, welches sich einerseits über Genre-Vertreter mokiert, andererseits selbst in die Fußstapfen von unter anderem Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten tritt. Ob dreistes Rip-off oder kreative Neuinterpretation, erfahrt ihr hier!
Titel | The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Adam Nee |
Genres | Action, Abenteuer, Komödie |
Darsteller | Sandra Bullock, Channing Tatum, Daniel Radcliffe, Da'Vine Joy Randolph, Brad Pitt, Óscar Núñez, Patti Harrison, Bowen Yang, Stephen Lang, Joan Pringle, Héctor Aníbal, Thomas Forbes-Johnson, Sli Lewis, Olga Buccarelli, Adam Nee, Raymond Lee, Omar Patin, Anthony Alvarez, Ryan Orr, Alex Schoenauer, Edwin Polanco, Marcy Jarreau, Cynthia Guzmán, Carolina Rohana, Jonathan Lev, Katherine Montes, Toussaint Merionne, Luinis Olaverria, Emerson Gonzalez, Wilson Ureña, Roger Wasserman, Ryan Judd, Zachary Steel |
Länge | 112 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: RTL+ Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Microsoft Store, Freenet meinVOD |
Die Handlung von The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt
Die zurückgezogene Autorin Loretta Sage (Sandra Bullock) schreibt triviale romantische Abenteuerromane, die ihre Figuren an exotische Orte führen. Nach einem missglückten Promotour-Termin wird sie jedoch vom Milliardär Fairfax (Daniel Radcliffe) entführt. Der behauptet, Loretta sei die einzige Person, die ihn zum Schatz der verlorenen Stadt D führen kann. Plötzlich erleben sie ein Abenteuer, wie es sonst nur in ihren Romanen zu finden ist. Denn nun liegt es an Lorettas langjährigem Covermodel Alan (Channing Tatum), in seine fiktive Heldenrolle zu schlüpfen. Er muss nun beweisen, dass er nicht nur das hübsche Gesicht auf den Seiten ist, sondern auch im wirklichen Leben ein Held sein kann… .
Simples Remake oder originelle Variation?
The Lost City ist ein Genre-Vertreter, der wenig neu macht, aber genau weiß, was er ist: die Antagonisten sind simpel gestrickt, die Protagonisten viel zu heldenhafte Alltagsmenschen, die Jungfrau immer in Nöten. Es ist ein Adventure à la Die Mumie, Jumanji oder Tomb Raider. Warum sich der Film dagegen nicht von diesen abheben kann, liegt an der Dualität der Stimmung und Atmosphäre, die der Film verbreitet. Denn er lässt sich ganz einfach in zwei Seherlebnisse unterteilen.
Die erste Hälfte von The Lost City – Eine Parodie auf das Genre
Direkt zu Beginn erwartet uns eine Hommage an den ersten Indiana Jones, nur wird dieser prompt aufs Korn genommen. Was in anderen Filmen als gegeben angenommen wird, wird hier in unterhaltsamer Manier hinterfragt. Selbst über die üblichen Namen von sagenumwobenen Städten aus anderen Werken wird sich komödiantisch unterhalten.
Die Grundgeschichte weist einige Parallelen zu Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten von Robert Zemeckis auf. Das fängt an bei der ausgebrannten Bestseller-Autorin, die Hals Über Kopf in ein Szenario geworfen wird, das aufregender, abenteuerlicher sowie romantischer ist als alles, was sie seit Jahren geschrieben hat. Es führt sogar über kleine Anspielung, wie das Fehlen einer, für die Situation so typischen, Katze für die vereinsamte Loretta. Leider bleibt es nicht bei der gekonnten Satire der ersten Stunde des Films.
Die zweite Hälfte – Von Parodie zum Parodierten
Was die Freude über dieses spaßige Abenteuer trübt, ist die Vorhersehbarkeit. Klar, eine Parodie baut auf bekannten Stereotypen auf, ahmt nach, macht sich vielleicht sogar lustig darüber, so antizipierbar zu sein. Die zweite Hälfte von The Lost City verliert dieses leichtfüßige Durch-den-Kakao-ziehen aber zusehends und wird von Parodie zu dem, was sie zuvor parodiert hat. Die Lacher werden drastisch heruntergefahren, es wird ernster mit Versuchen von Charakterbögen. Alles in allem nicht schlecht umgesetzt, jedoch zu einfallslos und klischeebehaftet.
Hier hätte der Film ganz in seiner aufgedrehten Verrücktheit aufgehen sollen, anstatt das Beste, die satirische Comedy, zu verringern und noch den Versuch zu wagen, ernster zu wirken, als es die Vorlage zulässt. Böswillig könnte man behaupten, dass mit der Ähnlichkeit von Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten zu Indiana Jones, The Lost City in der letzten Stunde zu einer Kopie einer Kopie verkommt. Dabei hat der Film dennoch genug gute Dinge von Zemeckis Klassiker übernommen: die hervorragenden Performances, den Witz und…
… die authentische Atmosphäre und Chemie
Für den reinen Unterhaltungswert ist ein Film wie Jungle Cruise wahrscheinlich genauso gut geeignet, aber im Gegensatz zu der Themenpark-Verfilmung bietet The Lost City auch starke Schauwerte und eine authentische Atmosphäre. Der Film kann mit wirklich schönen Bildern aufwarten. Das liegt vor allem daran, dass in einem echten Dschungel in der Dominikanischen Republik gedreht wurde. Practical Effects und Stunts mit computergenerierten Bildern als Ergänzung, nicht Ersatz. Die echten Shots tun dem Gesamtgefühl des Genres einfach gut, wenn man feststellt, dass nicht alles im Studio vorm Greenscreen entstanden ist.
Die Chemie zwischen Bullock und Tatum hält diesen Film am Laufen. Ihre ständige Mischung aus Anziehung wie Abstoßung erinnert an die Auseinandersetzungen von Indiana und Marion in Jäger des verlorenen Schatzes. In Interviews sprachen Bullock/Tatum darüber, wie gut sie miteinander harmonieren, dass alles, was wir sehen, natürlich ist. So fühlt es sich auch an. Die Charaktere sind total drüber, dennoch so gut ausgearbeitet, dass man wirklich mit ihnen mitfiebert.
Dynamisches Duo
Weil man sich die Zeit nimmt, Loretta richtig einzuführen, ist man auch bereit, mit ihr dieses Abenteuer anzugehen. Sie trauert, ist vielerlei Sachen überdrüssig, hatte andere Ziele im Leben. Plötzlich ist sie indessen, mit dem was sie schreibt, erfolgreich, trotzdem sie sich teilweise schämt. Der Film geht erfrischend offen auf die Geschlechterrollen ein. The Lost City schafft es zudem, die am häufigsten verwendeten Romantikfilm-Tropen zu umgehen.
Bullock (zer)rockt den pinken Pailletten-Einteiler, denn da Loretta über fast jedes mögliche Action-Adventure geschrieben hat, verfügt sie über praktisches Wissen in jeder Situation. Die Rollen sind ein wenig vertauscht. Kein Macho-Mann kommt zur Rettung geeilt, höchstens ein liebenswürdiger treudoofer Begleiter, der selbst andauernd gerettet werden muss.
Die „damsel-in-distress“ ist der männliche Part, der zunächst wirkt wie ein Abziehbild des etwas einfältigen Weggefährten. Alan braucht immer zwei, drei Sekunden länger, um die Situation einzuordnen. Wo Michael Douglas im geistigen Vorbild noch einen sau-coolen Typen ala „harte Schale, weicher Kern“ gemimt hat, scheint Alan ein offenes Buch zu sein.
Dabei gelingt Tatum der Mix aus eben jenem durchschaubaren Covermodel und der sensiblen Seite von Alan. Er ist eben nicht nur Alan/Dash der Poser, vielmehr wohnt dieser Figur sehr viel Substanz inne. Einer der Regisseure, Aaron Nee, merkte an, dass es nicht lange brauche, um Channings Art lieben zu lernen. Recht hat er. Sowohl Tatum als auch Bullock wirken in ihren Rollen glaubwürdig, mit viel Spielfreude, Spaß und Elan.
Pitt glänzt, Radcliffe übertreibt
Hauptsächlich ist es Daniel Radcliffes Rolle, die im Vergleich zum Protagonisten-Duo weniger funktioniert und etwas hinten über fällt. Er kann mit seinen Augen diese verrückte Obsession, das Exzentrische gut porträtieren, aber wie so viele Actionfilme krankt der Bösewicht an Eindimensionalität. Im Endeffekt spielt er den gleichen seltsamen, reichen Schurken aus Die Unfassbaren 2. Als Gegenpol zu der Absurdität hätte in beiden Fällen etwas Subtilität besser gepasst.
Brad Pitt hingegen ist all das, was Alan gerne sein würde: Der langhaarige, kampferprobte Schönling, der immer weiß, was er zu tun hat. Pitt hat leider nur einen kurzen Auftritt, diese paar Minuten zählen gleichwohl zu den besten des gesamten Films. Seine wenigen Interaktionen mit Alan und Loretta garantieren mindestens ein Dauergrinsen.
Da’Vine Joy Randolph als Lorettas Agentin Beth hingegen sorgt für witzige Szenen. Diese Nebengeschichte wirkt jedoch sehr forciert als Comic Relief, um das Tempo immer mal wieder rauszunehmen. Etwaige Szenen hätte es schlicht nicht gebraucht. Man hätte entweder auf eine straffere, dafür noch rasantere Laufzeit kommen können, oder die Zeit nutzen für etwas mehr Investitionen in Radcliffes Charakter.
Unser Fazit zu The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt
Nicht originell, aber sympathisch – The Lost City erfindet das Genre nicht neu, hat allerdings alles, was wir von einer Abenteuer-Komödie erwarten: eine Schatzsuche, eine Dschungelkulisse, einige Schießereien. Er präsentiert eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Romantik sowie Humor, der sich vor allem aus der Fish-out-of-water Situation und der Persiflage des Genres ergibt. Die Kreativität z.B. der Eröffnungssequenz fehlt merklich in der zweiten Hälfte, welche die Gagdichte herunterfährt.
Der Film ist schablonenhaft, vermittelt andererseits den Eindruck, als wenn alle Beteiligten eine Menge Spaß an dem Projekt hatten. Das färbt auf das Gesamtergebnis ab. Beide Hauptdarsteller:innen harmonieren so gut miteinander, dass man wirklich Lust auf mehr von dem Duo hätte. Der Humor ist einfach, aber nicht dumm, und auch wenn manche Pointen nicht zünden, sind die flappsigen Sprüche nie peinlich oder anstrengend. The Lost City ist ein harmloses, seichtes Comedy-Adventure, das funktioniert für das, was es ist. Bullock sprach davon, schlicht eine Prise Abenteuer-Eskapismus für das Publikum schaffen zu wollen… . Der Plan ist definitiv aufgegangen!
The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt ist ab dem 11.08.22 auf 4K Ultra HD, Blu-ray und DVD erhältlich!
Unsere Wertung:
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