Pünktlich zu Halloween lieferte The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte letztes Jahr eine Handvoll Gruselgeschichten für die Lichtspielhäuser. Leider konnten wegen der Pandemie nur wenige Zuschauer einen Blick reinwerfen. Doch das ändert sich jetzt mit dem Heimkino-Release und wir sagen euch, ob der Episodenfilm ins Schwarze trifft oder nicht.
Titel | The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte (OT: The Mortuary Collection) |
Jahr | 2020 |
Land | USA |
Regie | Ryan Spindell |
Drehbuch | Ryan Spindell |
Genre | Horror |
Darsteller | Clancy Brown, Caitlin Custer, Jacob Elordi, Ema Horvath, Jenniver Irwin, Christine Kilmer |
Länge | 111 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Capelight Pictures |
[/su_table]
Vier Episoden und ein mysteriöser Rahmen
Montgomery Dark (Clancy Brown) arbeitet seit vielen Jahren als Leichenbestatter in der amerikanischen Kleinstadt Raven’s End. Kaum einer kennt sich so gut mit den Toten und ihren Geheimnissen aus wie er. So kümmert er sich um alle Arbeitsschritte von der Präparation über die Grabrede bis hin zur Verbrennung im Krematorium. Als er eines Tages die Suche nach einem Lehrling zur Unterstützung ausschreibt, erscheint die furchtlose Sam (Caitlin Custer). Sie spricht für die Stelle vor und hört sich die Geschichten von Montgomery Dark an, doch irgendwas scheint mit ihr nicht zu stimmen.
The Mortuary – Ein Film mit Vorgeschichte
Der Regisseur und Drehbuchautor Ryan Spindell ist noch ein recht unbeschriebenes Blatt. So stellt die Horror-Anthologie The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte auch seinen ersten Langfilm dar. Zuvor realisierte der 41-jährige diverse Kurzfilme, von denen The Babysitter Murders (2015) eine ganz besondere Bedeutung für sein jetziges Kinodebüt hat. Denn dieser Kurzfilm von 22 Minuten Länge ist 1 zu 1 in seinem Spielfilmdebüt als vierte und letzte Episode wiederzufinden. Genau diese schließt den durch die Jahrzehnte hüpfenden Genre-Mix mit einer liebevolle Hommage an das 80er-Jahre Slasher-Kino ab. Denn in den einzelnen Episoden durchwandert man prägende Abschnitte des Horrorgenres und erweckt diese gekonnt zum Leben. Klassischer Monstergrusel, Body-Horror und Geisterspuk macht es sich hier neben dem bereits angesprochenen Slasher-Part gemütlich. Doch auch die Rahmenhandlung schafft es, eigene Akzente zu setzen und gibt dem Ganzen eine gewisse Bedeutung.
Rückblickend war The Babysitter Murders ein Meilenstein, um die Finanzierung von The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte über Crowdfunding voranzutreiben und letztlich zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Und was daraus gemacht wurde, ist wirklich beeindruckend, denn Ausstattung und Inszenierung können sich absolut sehen lassen und erzeugen eine dichtere Atmosphäre als viele höher budgetierte Genre-Kollegen. Zwar spielt man dabei mit bekannten Genre-Konventionen, kann diese aber immer mit einem besonderen Kniff aufwerten. Dabei greift man auch immer wieder auf humorvolle Momente zurück, die sich wunderbar ins Gesamtbild einfügen und nicht befremdlich oder gar störend für die Atmosphäre wirken. Eher lockern sie die Situationen kurzfristig auf. Voran geht dabei vor allem Clancy Brown als sarkastischer Montgomery Dark, der gleichzeitig bedrohlich und liebenswert wirkt. Damit ist sein Verhalten selten vorhersehbar, während sein Äußeres Erinnerungen an den Tall Man aus der Phantasm-Reihe weckt.
Richtig guter Anthology-Horror
Episodenfilme haben es in der Gesamtbetrachtung selten leicht. Meistens werden sie nämlich nach dem schlechtesten Beitrag bewertet. Das beste Mittel dagegen ist ein konstant hohes Level. Genau das schafft The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte. Hier werden kleine gemeine und feine Geschichten erzählt über eine Trickbetrügerin mit einem speziellen Spiegel, einen schwangeren Studenten, einen Mann, der seine paralysierende Frau erlöst, sowie über eine Babysitterin im Slasher-Setting. Dabei wird vor allem nicht mit eindeutigen Splatter-Szenen gegeizt. Sie überschreiten zwar nicht die FSK-16-Grenzen, sind aber garantiert nicht ohne. Im Laufe des Films macht sich in den Geschichten auch eine vertraute Atmosphäre breit, da einige Schauspieler:innen in verschiedenen Rollen anzutreffen sind. Dabei machen sie ihre Sache wirklich ordentlich und passen sich den hohen Produktionsstandards an. Hervorzuheben ist dabei Caitlin Custer, die einige Facetten zu ihrem Besten geben darf und das mit Bravour meistert.
The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichten baut auf Horror-Hommagen, die sehr gelungen sind. Doch das birgt natürlich auch die Gefahr, dass eigene Ideen auf der Strecke bleiben. Gerade die erste Episode weckt diesen Eindruck, da sie sehr klassisch und überraschungsarm gehalten ist. Dazu sind die Sets zwar unheimlich atmosphärisch, punkten aber nicht unbedingt mit ausgefallenen Einfällen und bewegen sich in vertrautem Terrain. Allein das Haus des Leichenbestatters schreit in seinem viktorianischen Stil nach Horror-Klischees. Doch das ist so gewollt und man schafft es durchaus noch, im weiteren Verlauf eigene inhaltliche Akzente zu setzen. Dafür sorgt besonders die Rahmenhandlung, die sogar die Tür für einen Nachfolger öffnet. Eine Tür, die wir gerne durchschreiten würden, um zu sehen, was Herrn Spendell noch so einfällt.
Unser Fazit zu The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte
Auszusetzen gibt es an The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichten wirklich wenig, da man in allen Disziplinen hochwertige Arbeit abgeliefert hat und auch den ein oder anderen Kniff in der Hinterhand hat. Letztlich bekommt man eine typische Horror-Anthologie geliefert, die keinen überschwänglichen Ausreißer nach oben macht. Aber eben auch keinen nach unten und das ist alles andere als selbstverständlich. Mit Leidenschaft und Charme reiht man sich in die Klasse eines Trick ‚r Treat ein und avanciert zu einer ernsthaften Option, die jedes Jahr zu Halloween im Player landen dürfte. Job vollends erfüllt, dürfte man sagen.
The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichten ist ab den 26.02.2021 digital, auf Blu-ray und DVD erhältlich.
Unsere Wertung:
[su_table]
[/su_table]
© Capelight Pictures