In The Mother betritt Jennifer Lopez die Rache-Action-Thriller-Bühne. Das Feld scheint inzwischen übervoll zu sein, doch vielleicht kann der Netflix-Beitrag ja doch noch etwas Neues machen. Findet es zusammen mit uns heraus!
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Jennifer Lopez, Lucy Paez, Omari Hardwick, Joseph Fiennes, Gael García Bernal, Paul Raci, Jesse Garcia, Yvonne Senat Jones, Edie Falco, Michael Karl Richards, Link Baker, Mayumi Yoshida, Ryan Cowie, Todd Matthews, Yadier Fernández, Olivia Lucas, Mehdi Regragui, Jay Cardinal Villeneuve, Daniel Whittaker, Richard Miro, Juan Jose Rodriguez Gil, Karl McMillan, Noah Crawford, Fahim Fazli, Saif Mohsen, Gabriel Bonilla, Yorkie Joaquin, Leslie Lluvet, Carlos Robles, Isaac Gonzalez Rossi, Damon Zolfaghari
Länge
115 Minuten
Wer streamt?
Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads
Darum geht’s in The Mother
Eine Auftragskillerin taucht aus der Versenkung auf, um ihre Tochter zu beschützen, die sie vor Jahren auf der Flucht vor gefährlichen Männern weggegeben hatte.
„Sie können ihr Kind nur schützen, wenn sie von der Bildfläche verschwinden.“
So kompakt und reduziert die offizielle Synopsis von The Mother sich auch liest, mehr muss man wirklich nicht an Informationen über den Inhalt haben, um trotzdem schon das meiste von dem, was in den gut anderthalb Stunden passieren wird, zu antizipieren. Originell ist in diesem Thriller maximal, dass man die Rolle diesmal weiblich besetzt hat, die sonst von Liam Neeson und anderen männlichen Kollegen besetzt war. Naja aber eigentlich ist selbst die Geschichte der Mutter, die zum eigenen Schutz die Tochter in die Obhut Dritter gibt und dann doch Mutterinstinkte entdeckt und ins Leben ihres Kindes zurückkehren muss, auch nicht wirklich neu. Geradliniger, vorhersehbarer und uninspirierter könnte ein Drehbuch kaum noch sein. Damit reiht sich diese Netflix-Produktion in die lange Liste ähnlich gelagerter Exklusivtitel ein, denen man wirklich unterstellen könnte, rein durch die Kreativität eines Algorithmus entstanden zu sein.
Die Formel muss in etwa lauten: Top-Star in der Hauptrolle bekommt Kind an die Seite, mit dem man eine Identifikationsfigur für die jugendliche Zielgruppe ansprechen will. Dazu gibt es noch zwei bis drei weitere bekannte Namen, die nicht allzu viel Zeit für ihren Auftritt investieren müssen, aber mit denen man trotzdem werben kann. Dies wird dann mit einem inzwischen fast zum Markenzeichen gewordenen Netflix-Einheitslook kredenzt und voilà! Schon hat man für sieben bis zehn Tage eine neue Nummer 1 in den eigenen Streaming-Charts – bis sich halt herumgesprochen hat, dass unter der glänzenden Verpackung nur eine weitere Luftnummer war.
Lass krachen, Jenny!
The Mother wirkt von Beginn an, als wolle Netflix die Vorurteile gegenüber seinen Actionfilmen mehr bestärken als aus der Welt schaffen. Selten war ein Film wirklich so sehr nach Schema F wie hier. Hätte man sich dann, wenn schon die Story keine neuen Akzente setzt, wenigstens darauf konzentriert, dass die emotionale Ebene stimmt oder die technische Umsetzung punktet, dann hätte man zumindest ein weiteres kurzweiliges Star-Action-Vehikel für die Mainstream-Abonnenten und Fans der Beteiligten. Aber selbst hier ist dieses Projekt nur unterer Durchschnitt. Der Schnitt in den Actionszenen ist wirklich eine Katastrophe, die Kampfszenen bis zur Orientierungslosigkeit zerstückelt. Ein Frevel ist zudem, dass man zwar tolle Landschaften als Locations wählt, diese aber dann ebenfalls durch lieblos inszenierte Verfolgungsjagden ohne Wucht entwertet. Die Schneemobil-Sequenz im finalen Akt hat wirklich überhaupt keinen Drive. Man muss ja nicht unbedingt immer mit Härte versuchen, zu punkten, aber Tyler Rake: Extractionhat beispielsweise ja auch nicht nur mit der Brutalität gepunktet, sondern vor allem dadurch, dass die Kameraarbeit den Zuschauer überwältigt und mit ins Geschehen gezogen hat.
Was man dem Film noch positiv verbuchen kann, ist, dass die Entwicklung der Dynamik zwischen Lopez und ihrer Filmtochter Lucy Paez plausibel ist und es ein paar Momente gibt, die doch emotional überzeugen. Insbesondere – ohne zu viel zu verraten – ist das Ende konsequent und nachvollziehbar. Überhaupt kann man wohl dem Superstar der Produktion am wenigsten vorwerfen. Man könnte ihr zwar auch unterstellen, es stellenweise als stoische Killerin etwas zu übertreiben, aber dies passt in der Regel in Filmen, die es jetzt nicht sonderlich ernst im Bezug auf Logik und Realismus meinen, ja recht gut. Die Terminator-Referenz allerdings hätten sich die Macher besser verkniffen, denn die wirkt doch alles in allem sehr deplatziert. Die junge Paez ist hingegen die Entdeckung des Films, denn sie schafft den Spagat zwischen „Schutz bedürfen“ und „sich wehren wollen“, gut abzubilden.
Lahme Schurken, wenig Blut
Bevor der Film zu seinem Zeitsprung ansetzt und wir in der Jetztzeit ankommen, in der die Tochter bereits zwölf Jahre alt ist, beginnt der Film mit einer Szene, die zeigt, weshalb die Killerin überhaupt ihr Kind abgibt und wer die Bedrohung ist, die auch viele Jahre später sie aus dem Exil zurückbringt. Dabei macht der Film zum Glück nicht noch ein Geheimnis daraus, wer denn nun der Vater von Zoe ist. Das wird nie wirklich thematisiert und als selbstverständlich hingenommen. Die beiden Antagonisten, die ebenfalls namhaft besetzt wurden, schaffen beide nicht, noch die Kohlen aus dem Feuer zu holen. (Nein, dieser Wortwitz ist nicht zufällig gewählt, aber wird aus Spoilergründen mal im Vagen gelassen.)
Sowohl Bernal als auch vor allem Fiennes spielen Klischeefiguren, übertreiben es jeweils etwas und werden so fast zu Comicschurken in einem ansonsten bodenständigen Film, der sich bemüht, eigentlich nicht in die Comic-Gefilde abzugleiten, die in John Wick oder auch The Equalizer immer wieder tangiert werden. Wenn man schon überdrehte Bösewichte mit diabolischen Charakterzügen hat, dann sollte man doch, wie es die Zuschauer inzwischen gewohnt sind, auch etwas mehr Mut zur Härte haben und auch den ein oder anderen Blutstropfen fließen lassen.
Unser Fazit zu The Mother
Nein, The Mother ist keine Vollkatastrophe. Das liegt einerseits daran, dass bereits die Erwartungen an die Produktion recht niedrig waren und andererseits daran, dass Fans von Jennifer Lopez dank einer soliden Schauspielleistungen wohl doch auf ihre Kosten kommen. Allen anderen sei hingegen gesagt, dass dieser Film weder mit herausragender Action noch mit einem guten Skript aufwartet und daher ein weiteres Netflix-Projekt ist, über das nach ein paar Tagen keiner mehr sprechen wird.
The Mother ist ab dem 12. Mai 2023 bei Netflix abrufbar.