Die Erwartungen an den neuen Film des 38-jährigen amerikanischen Filmemachers Robert Eggers waren hoch. Nach seinen erfolgreichen Filmen The Witch (2015) und Der Leuchtturm (2019) wurde The Northman nun mit ordentlich Budget und einem prominenten Cast gedreht. Ob der Film überzeugen kann, lest ihr in unserer Kritik!
Titel | The Northman |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Robert Eggers |
Genres | Action, Abenteuer, Fantasy |
Darsteller | Alexander Skarsgård, Nicole Kidman, Claes Bang, Ethan Hawke, Anya Taylor-Joy, Gustav Lindh, Elliott Rose, Willem Dafoe, Phill Martin, Eldar Skar, Olwen Fouéré, Edgar Abram, Jack Gassmann, Ingvar E. Sigurðsson, Oscar Novak, Jack Walsh, Björk, Ian Whyte, Katie Pattinson, Andrea O’Neill, Rebecca Ineson, Kate Dickie, Ísadóra Bjarkardóttir Barney, Kevin Horsham, Seamus O'Hara, Scott Sinclair, Tadhg Murphy, James Yates, Hafþór Júlíus Björnsson, Ian Gerard Whyte, Ralph Ineson, Murray McArthur, Nille Glæsel, Jonas Lorentzen, Magne Osnes, Ineta Sliuzaite, Finn Lafferty, Jon Campling, Helen Roche, Faoileann Cunningham, Gareth Parker, Mark Fitzgerald, Gavin Peden, Joel Hicks, Chris Finlayson, Eric Higgins, Matt Symonds, Luca Evans, James Harper-Jones, Thomas Harper-Jones, Sheila Flitton, Lily Bird, Sunil Beniwal, Michael McGeown, Peter Vamos |
Länge | 137 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: MagentaTV Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Die Handlung von The Northman
Der Wikingerkönig Aurvandil (Ethan Hawke) kehrt 895 schwer verletzt aus der Schlacht zurück. Er möchte, dass sein 10-jähriger Sohn Amleth nun König wird. Amleths Onkel Fjölnir hat jedoch andere Pläne und tötet den Vater um selbst König zu werden. Mutter Gudrún (Nicole Kidman) wird gefangen genommen und auch Amleth kann nur knapp entfliehen. Wie er es gelernt hat, schwört er eines Tages zurückzukommen und seinen Vater zu rächen.
Als Erwachsener überfällt Amleth (Alexander Skarsgård) mit dem plündernden Stamm, der ihn aufgenommen hat, ein Dorf der Rus. Sie verbrennen Alte und Kinder und verkaufen den Rest der überlebenden Bevölkerung als Sklaven. Amleth erfährt, dass einige Sklaven an Fjölnir verkauft werden, der sein Königreich verloren hat und mittlerweile auf Island lebt. Eine blinde Seherin (Björk) erinnert ihn, dass er sich an das Schicksal halten muss, das die Nornen ihm gesponnen haben. Für die Wikinger ist ihr Schicksal unumstößlich. Also mischt Amleth sich unter die Sklaven und findet mit Olga vom Birkenwald (Anya Taylor-Joy) bereits an Bord des Sklavenschiffs eine Verbündete, um Fjölnir zu töten und Island frei wieder zu verlassen…
„Ich werde dich rächen, Vater. Ich werde dich retten, Mutter. Ich werde dich töten, Fjölnir.“
Der Schwur des jungen Amleth gibt bereits die Richtung des Films vor. Die Geschichte beruht grob auf der dänischen Amleth-Sage, auf der auch Shakespeares Hamlet beruht, in der ein Königssohn mitansehen muss, wie der Onkel seinen Vater tötet. Anders als der Trailer vermuten lässt, ist The Northman dann vor allem in der zweiten Hälfte ein eher ruhig erzählter Thriller und Amleth mutiert zum Serienkiller. Dabei kommt der Film mit wenigen Dialogen aus und ist trotz aller Brutalität auch ein intimer Film.
Robert Eggers recherchierte viel über die Epoche, über die es gar nicht so viele Informationen gibt, und erzählt den Film aus der Wahrnehmung, die die Wikinger damals von der Welt gehabt haben könnten. So schafft er es das Märchenhafte und das Alltägliche wie selbstverständlich miteinander zu verweben. Dabei erhielt er Unterstützung des isländischen Lamb-Autors Sjón Sigurdsson.
Spätestens seit Vikings sind Seher*innen beliebte Ratgeber für die Protagonisten in Wikingerfilmen und auch der Filmheld hat so einige Begegnungen mit ihnen. Björk, als blinde Seherin, tritt hier seit Längerem erstmals wieder in einem Film auf, Willem Dafoe als Narr Heimir führt schamanische Rituale durch und auch ein Zauberer kreuzt Amleths Weg.
Eggers setzt bei den Darstellern auf Bewährtes. Anya Taylor-Joy castete er bereits für The Witch, Willem Dafoe spielte neben Robert Pattinson die Hauptrolle in Der Leuchtturm und auch Jarin Blaschke an der Kamera sowie Louise Ford im Schnitt waren bereits bei beiden Filmen mit an Bord.
Kapitel für Kapitel in eine mystische Welt
Auch wenn die Geschichte in The Northman nicht besonders ist, besticht der Film vor allem durch die für Eggers typische detailgetreue Umsetzung. Die Kulissen, Waffen, Schiffe, Maske und Kostüme wirken extrem echt. Dreck, Blut und Matsch kann man nahezu riechen. Vor allem tonal ist The Northman dann wirklich herausragend. Der Regen klingt so dreidimensional und echt, dass man im Kino die Hand ausstrecken möchte um zu prüfen ob es wirklich nicht regnet. Während Vikings eher in der deutschen Synchronisation überzeugte, weil die Namen im englischen Original kaum mehr nach Wikingernamen klingen, wurde sich hier richtig viel Mühe bei Sprache und Aussprache gegeben, was den Film gerade im Originalton absolut sehenswert macht.
Auch die visuelle Umsetzung ist trotz der teuren Produktion erfrischend anders, als die typische Hollywood-Rache-Action. Beeindruckend ist zum Beispiel die lange Plansequenz in der das Dorf der Rus überfallen wird. In einer Einstellung gedreht, passiert an jeder Ecke etwas und der Ton gibt dem Publikum das räumliche Gefühl, dass sich auch hinter und neben ihnen weitere Gräueltaten ereignen, währen die Kamera an der Seite von Amleth durch das Dorf pflügt. Diese perfekt durchchoreografierte Sequenz kommt deshalb ohne Handkamera aus und obwohl hier sicher alles minutiös geplant war, wirkt es nicht so und gibt den Actionszenen eine erstaunliche Intensität, die die Gräueltaten umso eindrücklicher machen.
Ein unsympathischer Held
Während Söhne ermordeter Könige in anderen Filmen eine spannende Entwicklung durchmachen, ändert sich bei Amleth nicht viel und gar nichts zum Guten. Er kennt nichts Anderes als Rache, metzelt nieder und geht teilweise auch ziemlich heimtückisch vor um seinem Onkel das Leben zur Hölle zu machen, ob das nun zivile Opfer fordert ist ihm ebenfalls egal. Ein Held sieht irgendwie anders aus und so gibt es noch einige verwaiste Söhne mehr die Rache schwören können. Dem Zuschauer wird dieses Dilemma dafür häufig vor Augen geführt.
Wo The Northman in punkto Rache noch ein bisschen Distanz zu den emotionslosen Ansichten des Hauptdarstellers schafft, fehlt diese jedoch komplett in Sachen Geschlechterrollen. Die Wunder und Heldenverehrungen nordischer Sagen mit ihrer veralteten Sichtweise werden auch hier konsequent aus damaliger Sicht erzählt. Frauen wissen sich hauptsächlich mit Intrigen zu helfen, sind teilweise grotesk opportunistisch und treten in traditionellen Funktionen auf, während der Männlichkeitskult teilweise schon lächerlich pathetisch ist. Männlichkeitsrituale seit frühester Jugend, martialisches Gebrüll, gestählte Muskeln, Dreck, Bärte und Ballsport machen die Sache rund. Zwischen Ehre und Vergeltung geben die Väter das Erlernte von Generation zu Generation weiter.
Trotzdem sind die meisten Figuren interessant. Der Onkel ist doch gar nicht so böse wie man glaubt, Nicole Kidman spielt Gudrún teilweise herrlich undurchsichtig und wenn Olga sagt, dass Amleth Männern die Knochen brechen kann, sie hingegen ihren Verstand, ist klar, dass sie damit jeden, einschließlich Amleth, meinen könnte. Die Themen und die Art der Erzählung machen den Film mit der klassischen Geschichte ebenfalls interessant.
Unser Fazit zu The Northman
The Northman ist ein gut gemachter Wikingerfilm, der trotz Starbesetzung kein typischer Blockbuster oder gar ein Historienepos ist. Fans von Robert Eggers werden nicht enttäuscht sein, aber auch andere Filmliebhaber werden an dem Film ihre Freude haben. Während die Story sowie ihre Figuren und Ansichten sind nicht gerade neu sind, sogt die detailverliebte Umsetzung hingegen den ganzen Film über für eine spannende Atmosphäre und macht die Zeit der Wikinger in der Gegenwart erlebbar. Die Intensität der Schlachten, aber auch die der spirituellen Erfahrungen ist fast im Kino spürbar. Ein wilder Ritt durch die Vergangenheit, den man im Kino gesehen haben muss.
The Northman läuft ab 21. April in den deutschen Kinos!
Unsere Wertung:
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