Einen wirklich starken Beitrag im Kriegsfilmgenre bietet uns Regisseur Rod Lurie mit The Outpost – Überleben ist alles. Lest in dieser Filmbesprechung, was diese Verfilmung wahrer Ereignisse neben namhaften Akteuren wie Orlando Bloom und Scott Eastwood noch auszeichnet.
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Titel | The Outpost - Überleben ist alles |
Jahr | 2020 |
Land | Bulgaria |
Regie | Rod Lurie |
Genres | Kriegsfilm, Drama, Historie, Action |
Darsteller | Scott Eastwood, Caleb Landry Jones, Orlando Bloom, Ernest Cavazos, Taylor John Smith, Cory Hardrict, Milo Gibson, Bobby Lockwood, Jacob Scipio, Jack Kesy, Celina Sinden, Jonathan Yunger, Alexander Arnold, Will Attenborough, Scott Alda Coffey, Sharif Dorani, Jack DeVos, Henry Lloyd-Hughes, James Jagger, Josiah-Jack Kalian, Kwame Patterson, Daniel Rodriguez, Alfie Stewart, Trey Tucker, Brandon Wengrzynek, Peter Petrov, Aleksandar Aleksiev, Jeremy Ang Jones, Ahmad Sakhi, Anton Trendafilov, Soel Sidiki, Mobin Asoli, Marin Rangelov, Anna Bankina, M. Scott Mortensen, Simon Feek, Anthony Kenmore, Derek Morse, Todor Berov, Nikolay Savov, Tymon Carter, Fahim Fazli |
Länge | 123 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Filmtastic Amazon Channel, Filmtastic Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
The Outpost – Überleben Ist Alles
Afghanistan im Oktober 2009: Der strategisch ungünstig gelegene Außenposten Keating nahe der Stadt Kamdesh wird von 400 schwerbewaffneten Talibansoldaten attackiert. Eingekesselt von dieser zahlenmäßigen Übermacht müssen sich 54 US-Amerikaner ohne Unterstützung in einer der blutigsten Auseinandersetzungen des Afghanistan-Konflikts verteidigen. Zwölf Stunden lang geht es einzig und allein ums nackte Überleben. Unter den Soldaten befinden sich unter anderem Clint Romesha (Scott Eastwood), Justin Gallagos (Jacob Scipio), Michael Scusa (Scott Alda Coffey) und Josh Kirk (Jack Kesy).
The Outpost erzählt von den Vormonaten der “Schlacht von Kamdesh” und entblößt dabei einige strategische Fehler, die ein erschreckendes Beispiel für militärisches Versagen der US-Streitkräfte sind. Letztlich ist aber dann der Zusammenhalt und die Courage in der Truppe der Grund, dass eine noch größere Katastrophe verhindert werden konnte.
Ein Kriegsfilm, der sich Zeit nimmt…
Fans rastloser Action kommen mit diesem Film erst spät auf ihre Kosten. The Outpost ist für einen Großteil seiner knapp über zwei Stunden Lauflänge eher ein fast schon dokumentarischer Einblick in den Missionsalltag dieses Außenpostens. Im Gegensatz zu Kriegsfilmen wie im letzten Jahr beispielsweise 1917 kommt dem Zuschauer womöglich die erste Stunde sehr entschleunigt vor. Doch während man im Kino beim letztjährigen Oscargewinner der Kamera-Kategorie nahezu keine Gelegenheit bekommt, durchzuschnaufen oder schon während des Schauens über die menschlichen Dimensionen nachzudenken, will dieser Film von vornherein den Figuren mehr Raum für Charakterisierung geben.
Durch die Eindrücke vom ganz normalen Tagesgeschäft der Einheit vor Ort wirkt der Film sehr authentisch und realitätsnah. Ähnlich wie in Kubricks Full Metal Jacket zeigt uns die Darstellung des Soldatenlebens hier mit aller Schonungslosigkeit, wie zermürbend die permanente Anspannung und wie belastend das Wissen der eigenen Angreifbarkeit ist. Der Tod ist ständiger Begleiter und auch wenn man etwas den Eindruck gewinnen könnte, dass viele der Männer sich nicht mehr durch das Ableben eines Kameraden aus der Fassung bringen lassen, so sieht man es doch in den folgenden Handlungen und in den Gesichtern immer deutlicher: Jeder Verlust hinterlässt eine Narbe auf der kollektiven Haut des Korps.
…und dann mit voller Wucht zuschlägt
Der Beginn des Kriegsdramas ähnelt einer Montage, wenn jede neu auftauchende Person mit einer Einblendung vorgestellt wird. Beim Zuschauer sorgt das für eine engere Bindung zu den Soldaten, die hier eben nicht wie in vielen Werken des Genres nur wie austauschbare Bauern auf dem Schachbrett des Krieges im Gedächtnis bleiben werden. Durch die Szenen, in denen man sich viel Zeit lässt, um menschliche Figuren aufzubauen, trifft einen dann jeder Verlust mit voller Härte. Während es dabei in den ersten sechzig Minuten eher stoßartig auf den Zuschauer einprasselt, entlädt sich, sobald die entscheidende Schlachtszene startet, die Wucht gewitterartig und sorgt dafür, dass man zusammen mit den hilflos wirkenden Amerikanern jede Orientierung verliert.
Im dann sehr intensiven Finale von The Outpost ist es der exzellenten Kameraarbeit zu verdanken, dass man sich wie im Geschehen wägt und fast als Teil der Truppe fühlt, die man vorher mit Tugenden und Schwächen kennenlernen durfte. Die Gewehrsalven sind kaum noch zu verorten, immer wieder wechselt die Perspektive zwischen den Soldaten. Großartig ist dabei auch der dynamische Einsatz der Kamera, insbesondere in mehreren aufwendigen Plansequenzen. Und obwohl es durchaus brutale Nahaufnahmen von verletzten Personen und toten Körpern gibt, sind es eher die Staubwolken und die wilden Explosionen, die sich auf die Netzhaut brennen. All die Eindrücke, die auf jeden einzelnen der Protagonisten vor Ort einwirken, empfindet man durch die Unmittelbarkeit zumindest in Ansätzen mit.
The Outpost bringt die Sinnlosigkeit des Krieges auf den Punkt
Doch ganz abgesehen von den Schauwerten ist es auch die Aussage des Films, die ihn aus der Masse hervorstechen lassen. Schon in einer der ersten Szenen, in der die Soldaten fast scherzhaft über die strategisch schlechte Lage des Camps sprechen, hört man heraus, wie ziellos die Mission dort eigentlich war. Es gibt diplomatische Gespräche zwischen dem Anführer der Streittruppen und Vertretern der Zivilbevölkerung, bei denen man im Anschluss meinen könnte, dass eigentlich jeder endlich Frieden im gebeutelten Land haben möchte. Doch was nützt es, wenn man mit denjenigen zu einer Übereinkunft kommt, die gar keinen Einfluss mehr haben? Und was soll eine Friedensmission zum Schutz der Einwohner, wenn Menschen der selben Ethnie, womöglich aus dem selben Dorf, keinerlei Interesse an einem friedlichen Miteinander haben?
In The Outpost werden nicht nur gravierende Strategiedefizite offenbart, sondern vor allem die Sinnlosigkeit eines Einsatzes, den man wie Don Quixote im Kampf gegen die Windmühlen führt. Dass man hier nicht eine reine Huldigung amerikanischen Heldenmuts präsentiert bekommt, liegt an der über weite Strecken rohen, nüchternen Inszenierung. Auf laut tönende Filmmusik wird dabei weitestgehende genauso verzichtet wie auf andere unnötige Dramatisierungsmethoden. Lediglich im Finale traut man sich, die Atmosphäre dezent mit dem ein oder anderen Kniff nochmals aussichtsloser wirken zu lassen. Das bleibt jedoch im Rahmen des Vertretbaren, die Warnleuchten bei Feinden überschwänglichen Pathos’ werden nicht aufleuchten.
Scott Eastwood führt den Cast souverän an
Aus dem großen und durchwegs gut aufspielenden Cast sticht in The Outpost wenn überhaupt Scott Eastwood heraus. Ihm gelingt es endlich einmal, als Sympathieträger und Anführer wahrgenommen zu werden und nicht in der zweiten Reihe von den großen Alphamännern Hollywoods unterzugehen wie etwa in den Fast and Furious-Filmen. Neben Eastwood ist es auch Caleb Landry Jones (Get Out), der einen psychisch fragilen Soldaten spielt und damit seiner Filmografie eine interessante neue Facette hinzufügen kann. Aus Spoilergründen sollte man über eine detaillierte Besprechung der anderen namhaften Schauspieler besser verzichten.
Unser Fazit zu The Outpost
The Outpost erzählt auf sehr intensive Art und Weise von einem Kapitel der Militärgeschichte Amerikas in Afghanistan, das exemplarisch für die strategische Hilflosigkeit in einem Land steht, in dem ein Teil der Bevölkerung einfach kein Interesse an Frieden hat. Der Film ist ein Denkmal für die Opfer und Helden der Schlacht von Kamdesh. Die Verfilmung eines Sachbuchs ist zwar nicht gänzlich frei von Heroisierung. Aufgrund der überwiegend authentischen und ungeschönten Bilder regt sie jedoch auch zum Nachdenken an. Nach einem langen Einblick in die tristen und doch angespannten Vorwochen vor der blutigen Eskalation, gelingt es mit dem wuchtigen Finale, auch Freunde actionlastiger Kriegsfilme zufriedenzustellen.
The Outpost ist ab 28. Januar als DVD, Blu-Ray und digital erhältlich
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