Der koreanische Thriller The Phone bedient sich mal nicht des Rache-Motivs, sondern eines Mystery-Plots, der eine Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit schlägt. Ob dies dann auch innovativ und erfrischend daherkommt, erfahrt ihr in unserer Review!
Titel | The Phone |
Jahr | 2015 |
Land | South Korea |
Regie | Kim Bong-joo |
Genres | Thriller, Action, Mystery |
Darsteller | 손현주, 엄지원, 배성우, 노정의, Jang In-sub, 조달환, 이철민, 황석정, 황보라, 김종구, 김기천, Seo Byeong-cheol, 아누팜 트리파티, Jung Jong-woo |
Länge | 115 Minuten |
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Die Handlung von The Phone
Es ist gerade ein Jahr her, dass Jo Yeon-soo (Uhm Ji-won), die Frau von Ko Dong-ho (Son Hyun-joo), von einem Einbrecher ermordet wurde. Der Anwalt hatte den Abend lieber mit Kollegen in einer Bar verbracht, anstatt nach der Arbeit nach Hause zu fahren. Er ist jetzt soweit, seine Trauerphase hinter sich zu lassen und sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Da klingelt sein Telefon und am anderen Ende der Leitung erklingt die Stimme von Jo Yeon-soo. Zuerst hält er es für einen schlechten Scherz. Doch als er begreift, dass es sich tatsächlich um seine Frau handelt, die ihn aus der Vergangenheit, an jenem schicksalhaften Tag anruft, versucht er, diese Chance zu nutzen und den Lauf der Zeit zu verändern.
Es gelingt Jo Yeon-soo seine Frau zu überzeugen, am Abend nicht die Tür zu öffnen und später aus der Wohnung zu fliehen. Doch dieser Eingriff in den Lauf der Zeit hat unerwartete Konsequenzen. Das Schicksal von Jo Yeon-soo wurde nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Er sucht nun selbst nach dem Grund für den Mord und bringt dadurch nicht nur sich selbst, sondern auch seine Tochter Ko Kyung-rim (Roh Jeong-eui) in Gefahr…
Die Krux mit dem Eingriff in die Zeitlinie
Regisseur und Autor Kim Bong-joo griff in seinem Debütfilm Motive von westlichen Filmen Butterfly Effect (2004) und vor allem Frequency (2000) auf. Trotz dem eher unbekümmerten Umgang des Skripts mit den Ideen der Vorbilder, entspinnt sich ein durchaus spannender Thriller. Dabei verlegt sich The Phone nach dem eher mysteriösen Beginn gerade in der zweiten Hälfte auf ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den recht früh bekannten Killer und dem Anwalt, der nun in der Gegenwart dessen Beweggründe recherchiert. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen bleibt dabei im großen und ganzen stets nachvollziehbar. Trotzdem hält Kim Bong-joo das Tempo der Handlung ab dem zweiten Drittel auf einem hohen Level. Das liegt vor allem daran, dass Jo Yeon-soo eben nicht weiß, wie lange er noch Verbindung mit der Vergangenheit hat und bei ausbleibenden Erfolg seiner Bemühungen immer mehr verzweifelt.
Nur leider werfen die Veränderungen in Vergangenheit und Gegenwart einige Fragen auf, die der Film nicht beantworten kann. So verbleibt Protagonist Ko Dong-ho stets auf dem Wissensstand seiner Ausgangsrealität, nimmt deren Veränderung erst wahr, wenn er mit ihr konfrontiert wird. Alle anderen Menschen verändern sich hingegen mit der jeweiligen Zeitlinie. Nur einmal bemerkt ein Polizeibeamter, dass er sich an etwas erinnert, was aber nicht mehr der veränderten Realität entspricht. Das ergibt in dem Zusammenhang dann auch überhaupt keinen Sinn, weswegen sich Zuschauerinnen und Zuschauer mal kräftig am Kopf kratzen dürften. Auch die Andeutung, dass eine atmosphärische Störung für das mysteriöse Telefonat verantwortlich ist, muss man erst einmal schlucken. Doch solche Momente sind glücklicherweise rar gesät. Allerdings lässt sich so manche Wendung leicht erahnen, was die Spannung teils erheblich drückt.
Gute Inszenierung, aber durchwachsener Cast
Rein inszenatorisch bewegt sich The Phone auf durchgehend hohem Niveau, weswegen die Ungereimtheiten im Drehbuch einigermaßen zu verkraften sind. Gerade die Bildgestaltung gestaltet sich vorbildlich. Sind die Szenen anfangs noch meist am Tag und an belebten Orten angesetzt, wird der Film mit fortschreitender Laufzeit zunehmend düsterer, was sich auch in Tageszeit, Lokalitäten und auch dem Wetter niederschlägt. Dies transportiert sehr gut die Auswegslosigkeit und Panik, in die sich Jo Yeon-soo manövriert.
Schauspielerisch entpuppt sich die Besetzung als zweischneidiges Schwert. Gerade Antagonist Bae Sung-woo (Inside Man, The Great Battle) zieht oftmals mehr vom Leder als nötig, es fällt wirklich schwer ihn ernstzunehmen. Auch Hauptdarsteller Son Hyun-joo (Hide and Seek – Kein Entkommen) kann leider nicht durchgehend überzeugen, weiß in seinem Spiel kaum Nuancen anzubringen. Am besten zieht sich da noch Uhm Ji-won als seine Frau Jo Yeon-soo (The Cursed) aus der Affäre. Sie agiert glaubhaft, egal ob sie Seitenhiebe an ihren Mann verteilt, der kaum zu Hause ist oder in brenzligen Situationen über sich hinauswachsen muss.
Unser Fazit zu The Phone
Für eine klare Empfehlung reicht es bei The Phone leider nicht wirklich. Zu viele Ungereimtheiten fordern den Suspension of Disbelief der Zuschauerschaft heraus. Aber das hohe Niveau der Inszenierung hilft dem geneigten Fan sicherlich darüber hinweg. Und wer von Korea-Thriller ehedem nicht genug bekommen kann, wird sich über neues Futter sicherlich freuen. Denn um knapp zwei Stunden an einem ansonsten langweiligen Abend rumzukriegen, dafür reicht die Qualität des Films sicherlich aus.
The Phone ist seit 20. August 2022 als Blu-ray, DVD und im Mediabook im Handel erhältlich!
Unsere Wertung:
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