Regisseur Diederik Van Rooijen betritt für sein internationales Regiedebüt bekannte Gefilde des Horrorkinos: Mit The Possession Of Hannah Grace frönt er den Exorzismen und Besessenen.
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Titel | The Possession of Hannah Grace |
Jahr | 2018 |
Land | United States of America |
Regie | Diederik Van Rooijen |
Genres | Horror, Drama |
Darsteller | Shay Mitchell, Kirby Johnson, Grey Damon, Stana Katic, Louis Herthum, J.P. Valenti, Larry Eudene, James A. Watson, Jr, Lexie Roth, Mickey Gilmore, Shawn Fitzgibbon, Jacob Ming-Trent, Arthur Hiou, Steven Weisz, Kenneth Israel, Nick Thune |
Länge | 86 Minuten |
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Megan (Shay Mitchell) ist eine ehemalige Polizistin und befindet sich an einem persönlichen Tiefpunkt. Um wieder auf die Beine zu kommen, ist ihr jeder Job recht. Über eine Freundin (Stana Katic) kommt sie so an eine Stelle im städtischen Krankenhaus, um dort Nachtschichten in der Leichenhalle zu schieben. Gleich in ihrem zweiten Dienst sorgt die mysteriöse Leiche der jungen Frau Hannah Grace für reichlich Fragen…und unerklärliche Vorkommnisse.
Hannah Grace ist dann auch sogleich der Aspekt, der The Possession Of Hannah Grace sich zumindest zeitweise aus der Masse an Exorzismus von…– und Possession of…-Filmen abheben lässt. Denn der Körper der Frau ist eine glanzvolle Arbeit des SFX-Teams (u. a. Adrien Morot: mother!, Sicario, Martyrs u. v. m.): Verbrennungen, tiefe Einschnitte, grotesk verdrehte Gliedmaßen. Diese verstörende Erscheinung des Leichnams ist der klaustrophobischen Atmosphäre in den Tiefen des Gebäudekomplexes enorm zuträglich. Vor allem, wenn sich dieser im Laufe des Films noch zu verändern beginnt. Doch nicht nur die Maske für Hannah Grace fällt äußerst positiv aus, auch ihre Darstellung durch Kirby Johnson ist erwähnenswert – dies geschieht aber an anderer Stelle.
Zufriedenstellende Darsteller
Die Darsteller verrichten ihre Arbeit grundsolide ohne Totalausfälle, jedoch auch ohne großen Wiedererkennungswert. Hauptdarstellerin Shay Mitchell (Pretty Little Liars, You) erscheint angenehm natürlich und deshalb auch recht sympathisch – nur passt das nicht wirklich zu der auf sie zugeschriebene Rolle. Für eine traumatisierte, suspendierte, vom Partner verlassene und zu guter Letzt tablettensüchtige Polizistin wirkt sie einfach zu makellos. Dem Set und der Story geschuldet verbringt sie die meiste Zeit allein in den Katakomben des Krankenhauses, dennoch geben sich in aller Regelmäßigkeit diverse Sidekicks die Ehre.
Deren Darsteller können auf etliche Erfahrungen an Film- und Seriensets zurückgreifen. Aufgrund des Drehbuches verhalten sich die Figuren aber äußerst stereotyp, sodass die Persönlichkeiten zwischen brauchbar/sympathisch und nervig/Kanonenfutter variieren. Grey Damon (True Blood, Oldboy) als besorgter Ex-Freund wäre für die Story tatsächlich verzichtbar gewesen. Nick Thune (Dave Made A Maze, Venom) mimt den hilfsbereiten Rettungswagenfahrer und einen der wenigen Nebendarsteller, der sich neben Shay Mitchell behaupten kann. Louis Herthum (Westworld, True Blood) gibt den verzweifelten und zu allem entschlossenen Vater, der jedoch auch seltsam pathetisch anmutet. Hinsichtlich der Dramatik sorgen vor allem die immer wieder eingestreuten Rückblicke in Megans Vergangenheit für Drosselung und ziehen vor allem den Einstieg des insgesamt kurzen Filmes in die Länge.
Star des Films ist aber definitiv Kirby Johnson. Sie spielt die besessene Hannah Grace mit beeindruckender Bodyperformance. Diese abgehakten, stakkatoartigen Bewegungen wirken aufgrund ihres übermäßigen Einsatzes in solchen Produktionen oft beliebig und weniger creepy als beabsichtigt – man sieht sich daran satt. Nichtsdestotrotz muss man Johnson attestieren, dass sie ein wahnwitziges Körpergefühl besitzt. Glaubt man dem Bonusmaterial, sind sämtliche Bewegungen echt von ihr ausgeführt. Nur leider kommt der Zuschauer nur selten in den allumfänglichen Genuss ihres Talents, da Hannah Grace in äußerst schummerig beleuchteten Gängen spielt.
Der Dämon im Raum
Die düstere Lichtstimmung verwehrt einerseits den Blick auf die wahnwitzige Performance, ist andererseits aber natürlich einer düsteren Atmosphäre zuträglich. Sanatorien, Krankenhäuser und speziell Leichenhallen wohnt per se Unheimliches und Beklemmendes inne. Ole Bornedal wusste schon 1994 Nikolaj Coster-Waldau in Nightwatch das Fürchten zu lehren. Sein skandinavischer Landsmann André Øvredal hat 2016 mit The Autopsy Of Jane Doe für neuen Gruselstoff vom Leichentisch gesorgt.
Was Diederik Van Rooijen im Jahre 2018 mit The Possession Of Hannah Grace abliefert, erreicht leider nicht die Qualität der beiden zuvor genannten Titel. Zu sehr fühlt sich Van Rooijens Film nach Reißbrett an. Sicherlich, ein Film kann und muss nicht zwingend das Rad neu erfinden – aber wenn nur schematisch die gängigsten Elemente abgearbeitet werden, bleibt die Überraschung und (An)Spannung des Zuschauers auf der Strecke. Ausfallende Lichter, sich wie von Zauberhand bewegende Objekte oder trotz Windstille schwingende Türen mögen noch zum verschmerzbaren Genrestandard gehören. Wenn sich die Tür zum Kühlfach in der Leichenhalle aber zum x-ten Mal öffnet, wird das Nervenkostüm des Publikums eher auf wenig erstrebenswerte Weise malträtiert.
Der Einstieg in den Film stimmt dabei auf wundervoll ruppige Art auf die Dinge ein, die da kommen…könnten. Während der Akt des Exorzierens in den meisten thematisch ähnlich gelagerten Filmen den Höhepunkt darstellt, beginnt Hannah Grace mit genau diesem. Dadurch wird dem Zuschauer eines unmissverständlich klargemacht. Mit der Leiche von Hannah Grace stimmt es etwas nicht. Hier sind üble Mächte am Werk, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Das Problem dabei: Was der Zuschauer somit von Beginn an vorgesetzt bekommt, raubt jegliche Spannung im späteren Verlauf. Während Megan und Co rätseln oder ihre Sinne in Frage stellen, weiß derjenige vor dem Bildschirm schon lange, wie der Hase läuft.
The Possession Of Hannah Grace im Heimkino
Die Rezeption zum Film fällt eindeutig wenig positiv, im besten Falle noch neutral aus. Überschwängliche Kritiken finden sich bisher noch nicht. Und diese wird das Werk allem Anschein nach auch nicht einheimsen. Dazu gebietet sich sein Aufbau zu generisch und vor allem schneidet der an sich gekonnte Prolog selber ins verbrannte Fleisch. Der Zuschauer weiß dadurch schon viel zu viel, das unerklärliche Mysterium wird von der ersten Sekunde an offenbart. Dennoch fällt The Possession Of Hannah Grace mit seinen knappen 80 Minuten Nettolaufzeit erstaunlich kurzweilig aus. Überraschungen sollte man nicht erwarten, stattdessen einen stringent inszenierten Film, der nicht mehr sein möchte als er ist: Kurz, knackig – straight on point nach Schema F.
Wer der Vielzahl an Filmen rund um Besessene und Dämonen noch nicht überdrüssig ist und eh schon Fan des Sujets ist, kann sicherlich einen Blick riskieren. Der Spuk hält ab dem 13.6.2019 durch Sony Pictures Einzug in die heimische Leichenhalle und wartet neben dem Hauptfilm mit einigen Featuretten (Maske, Schauspieler, entfallene Szene) auf.
Unsere Wertung:
© Sony Pictures Entertainment