Daniel Konze liefert mit The Rise Of Valhalla sein Spielfilmdebüt ab und besteht den Balanceakt zwischen Amateurfilm und professioneller Arbeit mit Leichtigkeit. Als besonderes Schmankerl folgt auf die Rezension noch ein ausführliches Interview mit dem Regisseur.
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Titel | The Rise of Valhalla |
Jahr | 2019 |
Land | Germany |
Regie | Daniel Konze |
Genres | Horror |
Darsteller | Moloch, Uwe Choroba, Kai Henschel, Martin Krawinkel, Daniel Konze, Thomas Binder, Mario Kas, Andreas Konze, Marc Bluhm, Manuel Biele, Sebastian Badenberg, Daniel Denecke, Javier Wolf, Jan Haaken, Michael Konze, Torben Zimmermann, Fabio Sorgini |
Länge | 0 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Amazon Video Leihen: Amazon Video |
In meinen Reviews zu Fetus und Weakness Of A Sick Mind habe ich mich teils schon recht ausführlich zu meiner Einstellung gegenüber des (deutschen) Amateurfilmes geäußert, weshalb ich an dieser Stelle darauf verzichte, meine Meinung erneut kundzutun.
Nach längerer Abstinenz in Konsum und Informationssammlung von niedrig budgedierten Filmen hat mich mit Daniel Konzes The Rise Of Valhalla doch wieder ein Werk aus den Gefilden des deutschen Amateursektors erreicht. Inhaltlich sorgt das Werk weniger für Überraschungen und bietet gewohnten Genrestandard.
Der Zweite Weltkrieg liegt in den letzten Zügen. Ein Trupp deutscher Widerstandskämpfer verfolgt eine SS-Division. Als sie deren Feldlager ausfindig machen, stoßen sie auf die grausamen Überreste eines Gemetzels: Irgendjemand hat die Soldaten des dritten Reiches erbarmungslos geschlachtet…
Die Darsteller in The Rise Of Valhalla
Darstellerisch weiß The Rise Of Valhalla zu überzeugen. Die Schauspieler entspringen zum Teil Konzens Freundes- und Verwandtenkreis, es stehen aber auch bereits etablierte Darsteller aus dem Amateurbereich vor der Kamera. So geben sich neben dem hünenhaften Moloch (Hi8: Resurrectio, Sky Sharks) und Thomas Binder (Lommbock, Rush: Alles für den Sieg) auch Uwe Choroba (Tal der Skorpione, Nocta) oder Marc Bluhm (Abgeschnitten) die Ehre.
Auch wenn The Rise Of Valhalla keine schauspielerischen Totalausfälle zu verzeichnen hat, kommt nur wenig Spannung auf. Denn obwohl etliche Figuren der Widerstandskämpfer eine plausible Hintergrundgeschichte spendiert bekommen, fehlt es an Personalisierung und Emotionalisierung. Mitunter fällt es im Verlauf des finalen Kampfes auch recht schwer, einzuordnen, wer da gerade wen bekämpft und verletzt oder tötet.
Das kann daher rühren, dass der Trupp die ersten zwei Drittel des Films zwar atmosphärisch dicht durch die Wälder schleicht, dies aber fast ausnahmslos schweigend tut – was in Anbetracht des inhaltlichen Umfeldes wiederum wenig überrascht. Dadurch kommen dem Zuschauer die einzelnen Figuren nicht wirklich näher. Auch die etwas komödiantisch anmutenden Namenseinblendungen helfen da wenig weiter. Oder zeigen auf, dass den einzelnen Figuren doch nicht der Wiedererkennungswert zugetraut wurde.
Dennoch: Die Ausstattung trägt zur gelungenen düsteren und ausweglosen Atmosphäre bei und kann die mangelnde Charakterisierung kaschieren.
Die technische Seite von The Rise Of Valhalla
Auf technischer Seite kann The Rise Of Valhalla dafür nahezu durchgehend überzeugen. Kameraführung und Effektarbeit sind auf hohem Niveau, auch wenn bisweilen leicht erkennbare CGI-Effekte zur Anwendung kommen.
Vor allem die Kameraarbeit ist an dieser Stelle lobend zu erwähnen. Die Szenerie wird von langsamen, ruhigen Schwenks und Fahrten dominiert. Außerdem kommt der Zuschauer so in den Genuss einiger schöner Landschaftspanoramen. Es ist wohltuend, kein Schnittstakkato vorgesetzt zu bekommen, sondern klare Bilder. So ergibt sich demzufolge auch der Blick für Details und auf die Ausstattung des Films.
Die verwendeten Effekte sind, wie bereits erwähnt, praktischer Natur, auch wenn für „imposantere“ Szenen klar der Computer zu Hilfe kam. Wirklich effektgeleitet definiert sich The Rise Of Valhalla jedoch gar nicht. Zwar gibt es zu Beginn eine obligatorische Folterszene, diese wurde aber nur im Rahmen der Möglichkeiten gezeigt – schreckt also nicht durch dilettantische Maskenarbeit ab und überlässt so außerdem der Fantasie des Betrachters das Grauen.
Wenn im Finale wild geschossen und gefressen wird, ist auch dies ziemlich ruhig und nachvollziehbar von der Kamera festgehalten. Lässt aber leider etwas Druck und Durchschlagskraft vermissen. Da pfeifen die Kugeln im Sekundentakt durch das Bild, hinterlassen aber in den wenigsten Momenten Wirkung. Leider zeigt sich die Szenerie zu zahm, zu wenig krachend. Bedacht werden sollte natürlich an dieser Stelle, dass es sich „nur“ um einen Low Budget-Streifen handelt (und manch einer würde vermutlich mit den Ohren schlackern, wenn er die geschluckte Summe dieses „nur“ Amateur-Streifen wüsste). Treffen die Kugeln ihr Ziel, zeigt sich dies aber mit herrlich oldschoolig platzenden Blutpäckchen.
Der von Stephan Ortlepp (im Low Budget-Bereich kein Unbekannter: Flesh Of The Void, Sonato Del Corvo – Das Lied der Vögel, diverse Shorts von René Wiesner) komponierte Soundtrack passt wie immer und bietet düstere, aber auch atmosphärische Klangbilder, die den Grundton des Films unterstreichen.
Veröffentlichung von The Rise Of Valhalla
Die Veröffentlichung des Films erfolgte am 7.11.2019 im Eigenvertrieb des Labels. Zur Wahl stehen DVD, Blu-ray und der VOD über das Portal Vimeo. Zuvor drehte das Werk einige Runden auf diversen Filmfestivals.
Unsere Wertung:
© Boredom Productions
Interview mit Regisseur Daniel Konze:
Filmtoast: Bei der Recherche bin ich auf etliche Bilder gestoßen, die mit Datumsangaben aus dem Jahre 2014 versehen waren. Der Film kam aber nun erst Ende 2019 auf den Markt – wie lange waren die Dreharbeiten beziehungsweise was hat die Post Production so in die Länge gezogen?
Daniel Konze: Die ersten Ideen zu einem neuen Film entstanden 2012, nach der Fertigstellung unseres ersten Kurzfilmes Limbless. Es wurden erste Überlegungen angestellt und Recherche betrieben in Sachen Kostüm, Requisiten und Drehorte. Nach den ersten kleineren Überlegungen wurden die ersten Ideen angepasst. Im Anschluss wurde die erste Fassung des Drehbuches geschrieben und ein Plan zu einem ersten Vorab-Teaser entworfen. […]
Dann ging es endlich los, Drehbeginn Mai 2014, der Drehort wurde eingerichtet. Alleine der Aufbau des Set-Designs benötigte 2 Tage. Nicht mit eingerechnet ist die Befüllung der Sandsäcke mit etwas über einer Tonne Sand. Dann reisten die Schauspieler an und es begann eine zweiwöchige Zeit in welcher zu 90% nachts gedreht wurde. Und es sei erwähnt, dass ein Nachtdreh die größten Schwierigkeiten mit sich bringt. Hier einige Punkte: Datensicherung geschieht am Morgen, also entfällt ein Großteil der benötigten Schlafphase. Schauspieler sind tagsüber gelangweilt und unternehmen die absurdesten Unternehmungen, die man sich wünschen kann. Tagsüber muss das Set bewacht werden, also wird im Auto vor Ort geschlafen, mega entspannend. Hinzu kommen einige nicht geplante, normale Set-Überraschungen. So sind zwei Tonaufnahmegeräte defekt ausgefallen, ein Generator wurde gestohlen, ein Generator ist defekt ausgefallen, der Dreh wurde stellenweise zu einer Schlammschlacht und das vorhandene Budget für die Dreharbeiten reichte vorne und hinten nicht.
Allerdings war das Team vor Ort eine super Zusammenstellung mit dem einen Ziel, das Bestmögliche aus dem Ganzen zu machen, einen Film mit großartigen Drehorten und geilen Effekten. Nachdem der Dreh überstanden wurde, begann die Zeit des Aufräumens, der Setabbau betrug drei Tage, die Herrichtung der Unterkunft für die Schauspieler benötigte einen Tag. Es ist kaum vorstellbar, wie nach zwei Wochen eine Ferienwohnung aussehen kann, in welcher gelangweilte Männer den Tag verbringen. Abreißen wäre meine Empfehlung gewesen. Und zu guter Letzt die Reinigung der Requisiten mit knapp einer Woche.
Dann kam endlich die Post-Produktion, Sommer 2014. Zuerst stand die große Datensichtung an. Da in RAW gedreht wurde, befasste sich das Ganze auf 12 TB Daten plus 12 TB Sicherungsdaten. […]
Im Anschluss wurde anhand des Drehbuches ein erster Rohschnitt angefertigt. Nach mehrmaligem Schauen des Rohschnittes und vielen Anmerkungen wurde der Film neu geschnitten, Nachdrehs organisiert und neues Material eingefügt. Dies geschah bis zur fertigen Fassung sechsmal, dann konnte es endlich in die Farbbearbeitung gehen. Zumindest war so der Plan, leider wurde die Post Produktion an dieser Stelle zwangsweise unterbrochen durch eine Hausdurchsuchung der Polizei inklusive SEK und Sprengstoffroboter [Konze wurde nach eigener Aussage von einem Konkurrenten angeschwärzt, Anm. des Autors]. Anschließend wurde die Post-Produktion fortgeführt und die Farbbearbeitung in den kommenden 15 Monaten durchgeführt, bei einer Wochenarbeitszeit von knapp 30 Stunden neben der normalen Arbeit.
Im Anschluss ging der Film zum Sound Designer und zum Komponisten. Leider stellte sich nach einiger Zeit heraus, dass der Sound Designer sehr unzuverlässig arbeitete und sich nach einiger Zeit gar nicht mehr meldete, egal auf welchem Kontaktweg. Also wurde das Sound Design wieder selbst in die Hand genommen und von Daniel Konze erstellt. Dies umfasste eine Einarbeitung in die Programme, ein Fernstudium zum Thema Filmton, lesen von Themen bezogenen Fachbüchern und dann endlich den Dialogschnitt, Sound Design, Foley Aufnahmen, Mischung und spätere Abmischung in Dolby Digital und DTS 5.1. Die Mischung wurde aus insgesamt 783 Tonspuren erstellt, ohne die Spuren der Musikkomposition mitzurechnen. Die komplette Sound Bearbeitung dauerte insgesamt 23 Monate. Und nach Erstellung der DVD- und Blu-Ray-Menüs konnte endlich im September 2019 das Master zum Presswerk geschickt werden. […]
FT: The Rise Of Valhalla ist dein erster eigener Film in Spielfilmlänge. Außerdem warst du neben der Regie an der Kameraführung, dem Editing, dem Schreiben und Produzieren – quasi allem – beteiligt. Eher belastend oder wäre in Zukunft doch eine breitere Aufgabenverteilung von Vorteil?
DK: Für die Post-Produktion war das so schon OK, da ich keinen Zeitdruck hatte, um mit dem Projekt fertig zu werden. Dort habe ich auch alle Posten übernommen, bis auf die des Komponisten. Am Set allerdings hätten es ruhig schon ein paar weitere Helfer sein können, obwohl wir schon jeden wichtigen Posten besetzt hatten und meine zwei Brüder immer helfend zur Verfügung standen.
FT: Die größten Schwierigkeiten, die euch von den Dreharbeiten bis zur endgültigen Fertigstellung ereilt haben? Möglichkeiten, diese bei der nächsten Arbeit zu umgehen?
DK: Die größte Schwierigkeit war die Unterbrechung durch die Polizei, aber darauf hat man leider keinen Einfluss. Beim nächsten Projekt werde ich definitiv einige Monate mehr in das Drehbuch investieren und mehr Helfer an den Drehtagen einplanen.
FT: Woher kam die Idee, den Film im Zweiten Weltkrieg anzusiedeln beziehungsweise die okkulte Seite des Nationalsozialismus aufzugreifen?
DK: Durch mein Lieblingscomputerspiel Return to Castle Wolfenstein und Filme wie Outpost. Ich finde diese Geschichten rund um die SS und die Wewelsburg in Verbindung zum Okkulten sehr interessant.
FT: Was wünscht du dir für die Zukunft – ganz egal, ob für dein eigenes Schaffen oder die (deutsche) Amateurszene im Allgemeinen?
DK: Ein gutes Gelingen bei unserem nächsten Projekt, eventuell in Zusammenarbeit mit einigen anderen Filmemachern aus dem deutschen Kreis. Da gibt es viele, mit denen ich mal gerne zusammenarbeiten würde.
FT: Standardfrage zum Abschluss: drei Filme für die einsame Insel?
DK: The Thing, Southern Comfort, The Deer Hunter