In The United States vs. Billie Holiday versucht der Chef der Drogenfahndung Jazzlegende Billie Holiday mundtot zu machen, da sie mit ihrer Interpretation des Songs „Strange Fruit“ Zündstoff für die Bürgerrechtsbewegung liefert. Ihre Heroinsucht bietet ihm einen guten Ansatzpunkt…
Titel | The United States vs. Billie Holiday |
Jahr | 2021 |
Land | USA |
Regie | Lee Daniels |
Drehbuch | Suzan-Lori Parks |
Genre | Biografie, Drama |
Darsteller | Andra Day, Trevante Rhodes, Rob Morgan, Garrett Hedlund, Da’Vine Joy Randolph, Natasha Lyonne |
Länge | 130 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Capelight Pictures |
Worum geht es in The United States vs. Billie Holiday?
Ende der 1930er-Jahre, zur Zeit der Rassentrennung in den USA, hat Billie Holiday (Andra Day) das Elend ihrer Jugend hinter sich gelassen und ist zu einer der erfolgreichsten Jazzsängerinnen der Welt aufgestiegen. Der US-Regierung ist die gefeierte „Lady Day“ jedoch ein Dorn im Auge – vor allem ihre Interpretation des Liedes „Strange Fruit“, in dem sie offen die rassistisch motivierten Lynchmorde in den Südstaaten anprangert. Weil sie das Lied trotz Aufführverbot weiterhin öffentlich singt, setzen die Behörden Bundesagent Jimmy Fletcher (Trevante Rhodes) auf sie an, um sie aufgrund ihres Drogenmissbrauchs hinter Gitter zu bringen. Nach ihrer Haftstrafe bekommt sie ihre Cabaret-Lizenz nicht zurück, was beinahe ihr Karriereende bedeutet. Als Fletcher sie später auf Tournee überwachen soll, verlieben sich die beiden.
Newcomerin als Oscar-Anwärterin
Die Figur von Billie Holiday selbst bietet schon reichlich Stoff für einen Film. In einer Rückblende bekommt der Zuschauer einen Eindruck davon, wie sie über das Grammophon im Bordell, in dem ihre Mutter arbeitete, in Kontakt zur Musik kommt, jedoch früh selbst als Prostituierte arbeiten muss. Ihr Gesangstalent blieb zum Glück nicht unentdeckt. Als eine der ersten Jazzsängerinnen trat sie auch mit weißen Musikern auf, musste jedoch als Star weiterhin Hintereingänge benutzen. Der Film zeigt das eindrücklich. Als Holiday aufgefordert wird den Lasten- statt den Personenaufzug zu nutzen, verlässt sie lieber das Hotel. Wie sie trotz ihrer Bekanntheit unter dieser Diskriminierung gelitten haben muss, sieht man allein an der Mimik von Sängerin Andra Day, die den Golden Globe und die Oscarnominierung als beste Hauptdarstellerin hierfür wirklich verdient hat.
Sie spielt Billie Holiday als selbstbestimmte Frau, zwischen lässig und glamourös – dabei durch ihre Heroinsucht und toxische Beziehungen immer nahe am Abgrund – absolut überzeugend und hält damit den ganzen Film zusammen, der in seiner Erzählweise oft zu sprunghaft ist und viele Figuren nur anreißt. Vor allem die Gesangs-Szenen, die Andra Day allesamt selbst singt, sind absolute Highlights des Films. Ihr rauer, erzählender Gesang erinnert sehr an Billie Holiday, wenn sie die ersten Zeilen von „Strage Fruits“ anstimmt, mit geschlossenen Augen, alleine im Spotlight des ansonsten dunklen Saals: „Southern trees bear a strange fruit, Blood on the leaves and blood at the root…“.
„Strange Fruit“ und die Bürgerrechtsbewegung
Die Auswirkungen von „Strange Fruit“ auf die Bürgerrechtsbewegung werden in The United States vs. Billie Holiday nur indirekt gezeigt. Die Besessenheit, mit der Drogenfahnder-Boss Harry Anslinger versucht, Billie Holiday mundtot zu machen, spricht aber für sich. Und so stirbt Billie Holiday 1959 mit nur 44 Jahren im Krankenhaus an ihrer Leberzirrhose – unter entwürdigenden Umständen an ihr Bett gekettet, während Anslinger immer noch versucht, sie wegen Drogenbesitzes verhaften zu lassen.
Die erfundene Liebesgeschichte
Die Liebesgeschichte mit Agent Jimmy Fletcher, dem einzigen Mann, der sie wirklich aufrichtig liebt und nicht ausnutzt und schlägt, gibt dem Film zumindest kurzzeitig etwas Leichtigkeit und Hoffnung. Leider kann Holiday damit nicht umgehen und geht erst einmal zu ihrem zwielichtigen Freund zurück. Die Geschichte um Jimmy Fletcher, den es wohl wirklich gab, könnte zwar tatsächlich so ähnlich passiert sein, allerdings nimmt er im Film viel Raum ein, den man vielleicht für andere Figuren hätte nutzen können. So wäre Billie Holidays Mutter, die viel Geld ihrer Tochter verzockte, sicherlich ein spannender Charakter im Film gewesen und nicht nur für eine kurze Rückblende.
Außerdem verliert die Figur von Holiday etwas an Stärke und Dramatik, wenn Fletcher ihr beispielsweise im Krankenhaus die Fingernägel lackiert und für sie da ist, kurz bevor Anslingers Leute ihr einen Besuch abstatten. Und die typischen Drogenszenen aus The United States vs. Billie Holiday hat man so ähnlich auch schon in anderen Filmen gesehen. Es gibt aber auch authentische Einblicke, wie dass sich Holidays Alkoholkonsum letztlich auch auf ihre Stimme und den Gesang auswirkt und insgesamt schwermütigere Songs entstehen.
Unser Fazit zu The United States vs. Billie Holiday
The United States vs. Billie Holiday ist allein aufgrund der zugrundeliegenden Geschichte und der schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin Andra Day sehenswert. Dabei kommen nicht nur Jazz-Fans auf ihre Kosten. Trotzdem: Bei Figurenzeichnung und Erzählstruktur wäre hier noch deutlich mehr drin gewesen. Denn wenngleich ein paar äußerst interessante Ansätze erkennbar sind, größtenteils verläuft das Biopic leider doch nach Schema F.
The United States vs. Billie Holiday ist am 03. Mai auf DVD und Blu-ray erschienen.
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures