In The Witch Next Door schicken die Brüder Brett und Drew T. Pierce eine Kinder fressende Hexe in eine kleine Küstenstadt und landeten damit in den USA mehrere Wochen auf dem Spitzenplatz in den von Corona gebeutelten Kinocharts. Nun startet der Hit auch in den deutschen Kinos und ob sich ein Besuch lohnt, erfahrt ihr hier.
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Titel | The Witch Next Door |
Jahr | 2020 |
Land | United States of America |
Regie | Brett Pierce |
Genres | Horror, Mystery, Thriller |
Darsteller | John-Paul Howard, Piper Curda, Jamison Jones, Azie Tesfai, Kevin Bigley, Gabriella Quezada, Amy Waller, Tug Coker, Richard Ellis, Blane Crockarell, Judah Abner Paul, Ja'layah Washington, Ross Kidder, Kasey Bell, Harry Burkey, Trudie Underhill, Sydne Mikelle, Madelynn Stuenkel, Owen Thomas Pierce, Pamela Gray, Ryan Alexander Holmes, Kenzie Jones, Zarah Mahler |
Länge | 95 Minuten |
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Die Nachbarshexe in The Witch Next Door
Die Sommerferien stehen an und diese verbringt der aufgeweckte Ben (John-Paul Howard) nach der Trennung seiner Eltern bei seinem Vater. Dieser lebt in einer Küstenstadt und betreibt dort eine Marina, in der Ben den Sommer über aushelfen soll. Neben seinem Job versucht er den Sommer zu genießen und freundet sich mit seiner Kollegin Mallory (Piper Curda) an. Doch der Spaß will sich nicht so richtig einstellen, denn privilegierte Teenager und die neue Freundin seines Vaters schlagen ihm aufs Gemüt. Das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was sich in seinem Nachbarhaus abspielt. Denn dort verhält sich die zweifache Mutter Abbie (Zarah Mahler) auf einmal höchst seltsam und deren beide Kinder sind auf einmal verschwunden. Doch das scheint weder sie noch ihren Mann zu interessieren. So ist sich Ben sicher – eine Hexe treibt dort ihr Unwesen.
Sommer, Sonne, Meer und die 80s
Der Einstieg von The Witch Next Door zeigt schon mal, dass hier keinerlei Gefangenen gemacht werden. Denn in einer Retroperspektive wird man mitten in die achtziger Jahre geschickt und beobachtet eine blutgierige Hexe dabei, wie sie genüsslich ein kleines Kind verspeist. Damit wird direkt klar gemacht, wonach das Böse hier trachtet und welchem Jahrzehnt hier gefrönt wird. Der Film spielt zwar in der heutigen Zeit, atmet aber den Charme lauwarmer Sommernächte der 80s. Dafür sorgt schon allein das Setting der kleinen Küstenstadt, das weit entfernt von allem Trubel ist und sowohl Ben als auch dem Zuschauer sämtliche Hektik nimmt. Beschaulich geht er seinem Nebenjob nach und fängt an, sich in der Gegend einzugewöhnen. Überzeugend ist dabei die von Piper Curda gespielte Mallory, die mit ihrer forschen und charmanten Art sofort ein Sympathieträger ist.
Die Beziehung zwischen den beiden verläuft bisweilen etwas holprig, mündet aber trotz einiger Hindernisse in einem „Wir gegen den Rest“-Szenario. Der Weg dahin lässt aber nur vereinzelt eine stimmige Chemie zwischen den beiden erkennen, denn Ben agiert größtenteils eigenbrötlerisch und abwesend ihr gegenüber. Schuld daran ist natürlich die mutmaßliche Hexe, die es sich direkt in seiner Nachbarschaft gemütlich gemacht hat und seine größte Aufmerksamkeit einfordert. Da geraten die klischeebeladenen Auseinandersetzungen mit der neuen Freundin seines Vaters und den lokalen „Bullys“ selbstverständlich in den Hintergrund.
Dein Nachbar der Voyeur
Natürlich wird in The Witch Next Door nicht nur in der Sonne gechillt, sondern auch aufs Horror-Thriller-Knöpfchen gedrückt. Für den größten Spannungspart zieht sich der Film aber selbst den Stecker. Denn man versucht im Stil von Das Fenster zum Hof, Disturbia oder Die teuflischen Nachbarn ein Mysterium bezüglich der nachbarschaftlichen Aktivitäten aufzubauen. Immer wieder sieht man Ben dabei zu, wie er mit einem Fernglas bewaffnet die Nachbarn beobachtet. Anfänglich erhoffte er sich einen Blick auf deren Sexualleben, doch schnell erlangt dann doch etwas viel beängstigenderes seine Aufmerksamkeit. Blöd nur, dass man parallel zu seinen Erlebnissen eben auch die der Nachbarsfamilie gezeigt bekommt. Daher ist man als Zuschauer ziemlich gut im Bilde darüber, was sich da gerade abspielt und sowohl Spannung als auch Mysterium gehen dabei flöten. Natürlich bleiben noch einige Fragen und Hintergründe ungeklärt, der Spannungsgrad genannter Alternativbeispiele wird dabei aber nicht erreicht.
Das ist zwar schade, aber nicht wirklich schlimm. Denn die Brüder Pierce spielen viele interessante Aspekte bei ihrer Hexe aus. So haben sie sich unterschiedlicher Hexen- und Gestaltwandler-Mythologien bedient und damit einen eigenen und stimmigen Mix kreiert. Gerade der Letztere bekommt hier eine tragende Rolle. So schafft es der Film durchaus immer wieder spannende Momente zu kreieren, wenngleich er besonders im Mittelteil einige zu klischeebeladene und routinierte Kreise fährt. Dabei hält sich The Witch Next Door erfreulicherweise mit Jump-Scares zurück und baut vermehrt auf einen bedrohlichen Stimmungsaufbau. Das kommt dann vor allem im letzten Drittel zu tragen, wenn sich die Ereignisse überschlagen und die Hexe ihr wahres Gesicht präsentiert. Da wird es durchaus mal hektisch und man fühlt sich phasenweise sogar an ein Creature-Feature erinnert.
Unser Fazit zu The Witch Next Door
Hexenfolklore, Nachbarschaftsthriller und Teenie-Sommer – die Brüder Pierce mixen hier einiges zusammen und frönen dabei die Achtziger, ohne dabei auf aufdringliche Musik oder Popkultur zu setzen. Und der Cocktail weiß durchaus zu gefallen. Mit sympathischen und unverbrauchten Jungdarstellern zieht man die Sympathien und mit einer schonungslosen Hexe bedient man wirkungsvoll die Horrorgelüste, ohne dabei auf penetrante Jump-Scares zu setzen. Nur die Stelle mit dem Nachbarschaftsthriller will nicht so recht aufgehen, da man dafür vorab zu viel von seinem Mysterium preisgibt. Der Part gestaltet sich dadurch eher ermüdend als spannend. Und auch wenn Ben einiges an Background-Story spendiert bekommt, setzt man hier leider zu sehr auf ausgelutschte Klischees. Unterhaltsam und schaurig ist The Witch Next Door dennoch und gerade für die Sommerzeit ein willkommener und wirkungsvoller Horror-Ausflug.
Der Film startet am 13.08.2020 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
© Koch Films