Sieben Jahre nach Mad Max: Fury Road hat Regisseur George Miller postapokalyptische Wüstenlandschaften gegen die Basare Istanbuls eingetauscht. Ob Three Thousand Years of Longing halten kann, was Team und Cast versprechen, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Titel | Three Thousand Years of Longing |
Jahr | 2022 |
Land | Australia |
Regie | George Miller |
Genres | Drama, Fantasy, Liebesfilm |
Darsteller | Tilda Swinton, Idris Elba, Erdil Yaşaroğlu, Sabrina Elba, Sarah Houbolt, Seyithan Özdemir, Aamito Lagum, Nicolas Mouawad, Ece Yüksel, Matteo Bocelli, Lachy Hulme, Megan Gale, Oğulcan Arman Uslu, Jack Braddy, Zerrin Tekindor, Anna Adams, George Shevtsov, David Collins, Burcu Gölgedar, Vincent Gil, Melissa Jaffer, Anne Charleston, Pia Thunderbolt, Berk Ozturk, Anthony Moisset, Alyla Browne, Sage Mcconnell, Abel Bond, Agani Gecmez, Ayantu Usman, Peter Bertoni, Lianne Mackessy, Harlan Norris, Leslie Krahner, George Zammit, Feride Eralp, Matthew Khoury, Burwaiss Ahmed, Edoardo Michelotti, Ronny Mouawad, Paul Prakash, Olivia Porter, Quaden Bayles, Botan Ozer, Georgiou Thomas, Arshia Dehghani, Talia Tulin Sert, Jean-Marc Agbogba, Kaan Guldur, Hugo Vella, Simon Abraham, Bryony Pyke, Hana Habbouche, Jyoti Barry, Madeline Berner, Kathleen Coffey, Nikki Hooppell, Stephanie Julien, Elyse Metaxas, Debbie Correira, Laura Foster, Ashleigh Geitzmann, Hannah Robinson, Felicity Tchorlian, Kate Wake, Mary P, Ron Hicks, Glenn Levett, Danny Lim, Rellim Egroeg, Eva Maria Barboza, Lulu Pinkus, Karen Ainley, Aska Karem, Melissa Kahraman, Bridget Maizey, Eric Presnall, Nolan Zadarnowski, Patryk Zadarnowski, Nathan Susskind, Peter Stephens |
Länge | 108 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Microsoft Store, Kino on Demand, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Die Handlung von Three Thousand Years of Longing
Die britische Literaturwissenschaftlerin Alithea Binnie (Tilda Swinton) kauft auf einer Forschungsreise nach Istanbul als Andenken auf dem Basar eine Glasflasche. Als sie diese reinigen will, entschlüpft ihr ein Dschinn (Idris Elba), der Dr. Binnie als Dank für seine Befreiung drei Wünsche erfüllen muss. Doch als Expertin für Märchen und Mythen zweifelt sie an der Ehrlichkeit des Flaschengeistes; zu viele Geschichten kennt sie, in der ein gewährter Wunsch nichts als Pech gebracht hat.
Um sie von seinen Absichten zu überzeugen, berichtet der Geist ihr aus seiner tragischen Vergangenheit. Je mehr Dr. Binnie erfährt, desto sicherer ist sie, dass sie keinen Wunsch aussprechen müsste, um sich nicht in Gefahr zu begeben. Wenn sie sich aber weigert, droht dem Dschinn ein grausames Schicksal, das er um jeden Preis abwenden muss…
Geschichten über Geschichten
Dass die Anthologie so gut wie gänzlich aus den Kinos verschwunden ist, ist schade. Mit Three Thousand Years of Longing beweist George Miller nämlich, dass der Episodenfilm auch ohne Weiteres cineastisch sein kann. Der Großteil der Rahmenhandlung der Geschichte spielt lediglich in einem Hotelzimmer, dennoch fühlt sich nichts an dem Film klein an. Eine Vielzahl an Sets, Statisten, Kostümen und Bildern lassen die Zeitreise, auf die uns der Flaschengeist begleitet, unfassbar variantenreich erscheinen. So hätte ich mir noch problemlos eine weitere Stunde lang zehn- bis zwanzigminütige Fabeln ansehen können, ohne mich auch nur für einen Moment zu langweilen. Auch wenn das Motiv eines unglückbringenden Wunsches alle Episoden verbindet, sind die Lektionen und Botschaften, welche in ihnen stecken, auf subtile Art und Weise unterschiedlich.
Da die Protagonistin studiert auf dem Gebiet der Geschichtenerzählung ist und die Berichte des Geistes kommentiert, fließen außerdem interessante Selbstreferenzen in die Handlung ein. Three Thousand Years of Longing stellt Fragen über die Grenzen unserer Fantasie und den Vorgang des Erzählens an sich. Auch Konventionen und Klischees werden direkt angesprochen und aufgearbeitet. Dieses Konzept hätte auch rasch eintönig werden können, doch der erwartbar gute Cast des Films weiß wunderbar mit dem Drehbuch umzugehen. Mit überzeugenden Schauspielleistungen gelingt es dem Duo aus Tilda Swinton und Idris Elba, auch reine Dialogszenen fesselnd zu gestalten und die Aufmerksamkeit gänzlich auf sich zu ziehen. Dass etwa die Hotelzimmer-Szenen weit weniger eindrucksvoll und abwechslungsreich bebildert sind als die Rückblicks-Sequenzen, fällt dementsprechend nur bei genauerer Betrachtung auf.
Ein unausgereifter Abschluss
Leider kann die Qualität des Spannungsbogens nicht über die gesamte Lauflänge gehalten werden. Im dritten Akt des Films bricht Miller mit der bisherigen Struktur und führt die Geschichte in eine neue Richtung. Diese ist nicht uninteressant und bietet Futter zum Nachdenken, tritt sich andererseits aber auch recht schnell fest. Die ulkigen Ideen, welche in den Fabeln des Flaschengeists unterhalten konnten, wirken in der Gegenwart der Handlung eher albern und büßen mächtig an Charme ein. So nerven beispielsweise Dr. Binnies schrullige Nachbarinnen mehr, als dass sie positiv zum Gesamteindruck beitragen. Man wünscht sich stattdessen zurück zur Königin von Saba und Salomo.
Der letzte Akt mutet fast wie eine eigene Kurzgeschichte an, die entweder ausführlicher gestaltet oder ersatzlos gestrichen hätte werden müssen. Völlig neue Konzepte werden eingeführt, die Konzentration auf die Hauptthematik verschwindet, die Geschichte verwässert. Vernünftig auserzählt hätte dieser Teil des Films für eine eigene Fortsetzung gereicht. In seiner aktuellen Form wirkt er vielmehr überhetzt und zusammengestaucht; als wäre er lieblos hinten angehangen worden, weil Miller aufgefallen war, dass er die Laufzeit von zwei Stunden noch nicht ganz erreicht hatte. Gerade hier lässt sich erneut erkennen, dass das Talent des Regisseurs eher in der visuellen Präsentation als in Strukturierung und Aufbau liegt.
Handwerkliche Schwächen, aber mit Herz
Dass George Miller das Beste aus einem begrenzten Budget herausholen kann, ist bereits seit Mad Max: Fury Road kein Geheimnis mehr. Das Action-Spektakel sieht auf der Leinwand mindestens doppelt so teuer aus, wie es in Wirklichkeit war. Three Thousand Years of Longing scheint ebenfalls wertig zu sein, jedoch sind die Nähte, die ihn zusammenhalten, deutlicher erkennbar als in seinem Vorgänger. Die flirrende Aura, die den Flaschengeist umgibt, bevor er auf menschliche Größe herabschrumpft, täuscht nur schwer über die schwache Kompositionsarbeit hinweg, die für die visuellen Effekte geleistet wurde. Nie scheint es, als würden Elbas und Swintons Figuren sich im selben Raum befinden, solange eine von ihnen offensichtlich künstlich vergrößert wird.
Durch die märchenhafte Atmosphäre des Films zerstören die teilweise nicht überzeugenden CGI-Versuche nie die Illusion und bleiben verzeihbar. Aber an der einen oder anderen Stelle ertappt man sich dann hingegen doch dabei, eine eigentlich ernst präsentierte Szene unfreiwillig lächerlich zu finden. Der faszinierende visuelle Eindruck ergibt sich konsequent eher durch die Opulenz des Bildes als durch seine reine Qualität.
Lobend erwähnt werden muss dennoch die Kreativität, die sich auf der Leinwand jederzeit wiederfinden lässt. Kein Palast in Three Thousand Years of Longing sieht aus wie ein Palast in einem beliebigen anderen Film. Vom Design der zerbröckelten Kacheln in einem verwahrlosten Waschraum bis hin zu einem detailreichen Studierzimmer – beinahe jede Kulisse trägt einen unverwechselbaren Stempel. Die meisten modernen Blockbuster hätten aus einem Vielfachen des Geldes, das hier zur Verfügung stand, nicht einen Bruchteil der Identität herauskitzeln können, die Miller uns bietet. Ecken und Kanten muss man nicht lange suchen. Dadurch kann man sich auch meist darüber hinwegtrösten, dass die technische Umsetzung nicht immer zu hundert Prozent perfekt gelungen ist.
Unser Fazit zu Three Thousand Years of Longing
Zwei gut aufgelegte Hauptdarsteller und ein mühelos wiedererkennbarer Stil tragen diese interessante Meta-Erzählung und machen sie mehr als sehenswert. Ähnlichen Nervenkitzel wie in Millers Vorgängerwerk bekommen wir nicht geboten, allerdings konnte man diesen auch schwerlich erwarten. Vielmehr sind die weitestgehend ungewöhnliche Struktur und der meditative Ansatz, die für diesen Film gewählt wurden, angenehm erfrischend. Eine passendere Atmosphäre hätte man für eine Geschichte über das Erzählen von Geschichten kaum finden können. Ein allzu gehetzter dritter Akt und visuelle Unstimmigkeiten verhindern jedoch, dass Three Thousand Years of Longing vollkommen seine Wirkung entfalten kann. Bisweilen kann es schon frustrierend sein, wie unfokussiert sich das Drehbuch entwickelt, sobald ihm die Fabeln ausgehen. Bis dahin sorgen die ausgeklügelte Ausstattung und einzigartige Stimmung aber für gute Unterhaltung.
Three Thousand Years of Longing erschien am 1. September 2022 in den deutschen Kinos!
Unsere Wertung:
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