Schlappe 36 Jahre nach Tony Scotts Top Gun folgt am 26. Mai 2022 die sehr späte Fortsetzung. Lohnt sich das Lösen eines Kinotickets? Erfahrt es in unserer Kritik zu Top Gun: Maverick.
Titel | Top Gun: Maverick |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Joseph Kosinski |
Genres | Action, Drama |
Darsteller | Tom Cruise, Miles Teller, Monica Barbaro, Lewis Pullman, Jay Ellis, Danny Ramirez, Glen Powell, Bashir Salahuddin, Jon Hamm, Charles Parnell, Jennifer Connelly, Jack Schumacher, Manny Jacinto, Kara Wang, Greg Tarzan Davis, Jake Picking, Raymond Lee, Val Kilmer, Jean Louisa Kelly, Lyliana Wray, Ed Harris, Chelsea Harris, Darnell Kirkwood, Austin Bowerman, Stephanie Andrea Barron, Alec Williams, Rachel Winfree, Peter Mark Kendall, Ian Gary, Bob Stephenson, Landon Gordon, Margaret Strabala, Ryan Heilmann, Shantel Limbo, James Handy, Whylip Lee, Tristan Henry, Jason Robert Boles, Brian Ferguson, Chido Nwokocha, Chaz Ingram, Rachael Markarian, Shannon Kane, Norman Ralph Eliasen, Tommy Kijas |
Länge | 131 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD |
Die Story von Top Gun: Maverick
Pete “Maverick” Mitchell (Tom Cruise) ist noch immer Pilot bei der US-Navy. Trotz seiner 30-jährigen Dienstzeit zieht er das Cockpit noch immer dem Schreibtisch vor. Auch deshalb ist er “nur” Captain. Bei einem Testflug geht Maverick wie gewohnt über das Limit. Der Flug endet in einem Desaster, doch sein alter Kumpel Tom “Iceman” Kazansky, seines Zeichens Admiral, beruft ihn als Lehrer an die Top Gun- Ausbildungsstätte in San Diego. Er soll eine neue Gruppe von Ausnahmepilot:innen für eine äußerst gefährliche Mission ausbilden. Vor Ort begegnet er nicht nur seiner ehemaligen Liebelei Penny (Jennifer Connelly), sondern auch Bradley “Rooster” Bradshaw, dem Sohn seines verstorbenen Wingman “Goose”…
36 Jahre in the Making und kein bisschen weise
Nach den vielen späten Fortsetzungen der letzten Zeit ist Top Gun: Maverick ohne Zweifel die Spitze des Eisberges. Stattliche 36 Jahre stehen zwischen Teil 1 und 2. Und nicht nur Corona-Pandemie bedingte Verschiebungen, sondern auch eine jahrelange Entwicklungszeit hat die Produktion hinter sich. 2010 sollte Tony Scott ein Drehbuch von Christopher McQuarrie verfilmen, der fertige Film 2013/14 in die Kinos kommen. Cruise’ Charakter hätte in einer Nebenrolle auftreten sollen. Doch mit dem Selbstmord von Scott und weiteren kreativen Umwälzungen wurde aus der Neben- wieder die Hauptfigur “Maverick” und Cruise installierte dazu einen ihm vertrauten Regisseur, den durch Tron: Legacy bekannt gewordenen Joseph Kosinsky, auf dem Regiestuhl. Beide arbeiteten zuvor beim Sci-Fi-Film Oblivion zusammen.
Was dies für die Figur “Maverick” bedeutet? Nun, sie ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Cruise’ überlebensgroßes Superstar-Charisma trägt die Figur ohnehin mühelos und man nimmt ihm sofort ab, dass sein Pete Mitchell nach all den Jahren kein bisschen weise ist oder etwa weniger brachial und tollkühn am Steuerknüppel agiert. Und dennoch bekommt der Charakter im Vergleich zum Original eine deutliche bessere Figurenzeichnung, ohne ihn komplett auszuerzählen. Besonders die emotionalen Momente sind weitaus überzeugender, als sie es im 80er-Actioner von Tony Scott oder bei vergleichbare Revival-Sequels à la The Matrix Resurrections sind. Doch wie sieht es mit den neuen Figuren aus? Können sie ebenfalls so überzeugen?
Neue Gesichter, bewährte Dynamik
Während der 2022- Scream andere Wege ging und die Legacy-Figuren eher als Kirsche auf der Sahnehaube präsentierte, bleiben bei Top Gun: Maverick aus der Gruppe der neuen Flieger-Anwärter:innne lediglich Miles Tellers Bradley Bradshaw und Glen Powells “Hangman” Seresin etwas mehr im Gedächtnis und erhalten die größte Screentime. Tellers sicher nicht zeitgemäßen Schnäuzer mal außen vor gelassen, ist dessen optische Ähnlichkeit zu Anthony Edwards “Goose” verblüffend. Sicher wäre gerade bei seiner Figur noch deutlich mehr Potenzial für Charaktertiefe vorhanden, doch reicht sie vollkommen aus, um an seinem Schicksal interessiert zu sein. Die Gruppendynamik ist fast 1:1 der aus Scotts Original nachempfunden. Hier der Heißsporn, da der überhebliche Gegenpart, doch funktioniert sie genug, um bei den Figuren mitzufiebern, wenn sie in ihre Jets steigen und halsbrecherische Manöver vollführen.
Jennifer Connelly ersetzt Kelly McGillis als love interest, womit wir bei einem weiteren Plus des neuen Top Gun-Films wären. Denn auch wenn sie ihre Penny Benjamin sicher im Schlaf spielen könnte, ist sie um einiges cleverer angelegt, als es McGillis’ Figur Charlie war. Weniger cringe Momente, sondern eine deutlich bessere Chemie zwischen ihr und Cruise sowie ihre unaufdringlichere Liebesgeschichte stehen dem Film besser zu Gesicht. Die weitere Besetzung mit Jon Hamm und Charles Parnell als Admirale Simpson und Bates erfüllt ihre vom Drehbuch zugedachte Funktion, ohne wirklich in Erinnerung zu bleiben. Wobei zumindest eine Szene für einen der größeren Lacher im Film verantwortlich ist und eine von vielen weiteren Stärken ist.
Die bisher größte Blockbuster-Überraschung 2022
Denn der Film überragt seinen Vorgänger in fast allen Bereichen. Die Oneliner wirken nie zu cool, der Humor ist wohl dosiert und entwickelt sich aus Situationen. Wie zu erwarten ist die audio-visuelle Umsetzung absolut über jeden Zweifel erhaben. Die Flugszenen wirken so realistisch und sind dermaßen packend inszeniert, dass man am Rande des Kinosessels sitzt und die Armlehnen einer Belastungsprobe unterzieht, so sehr presst man seine Finger in sie. Nach der Pressevorführung wartet man jetzt schon gespannt auf Making-Of-Material, denn bis auf Explosionen scheint es so, als sei minimalster Einsatz von CGI das Ziel aller Beteiligten gewesen. Einzig die Übersichtlichkeit der Flugszenen leidet ein wenig unter dem, Scott alle Ehre machen wollenden, Stakkato-Schnitt von Cutter Eddie Hamilton.
Hinzu kommt der Score unter Verwendung bekannter Motive von Harold Faltermeyer, die vom seit wenigen Wochen zweifachen Oscar-Preisträger Hans Zimmer ergänzt werden. Dieser drängt sich nie zu sehr in den Vordergrund, untermalt das Leinwandgeschehen allerdings wunderbar. Kurzum: Top Gun: Maverick ist einer dieser Filme, den man unbedingt auf der größtmöglichen Leinwand sehen sollte. Doch dies liegt nicht zuletzt nur an seiner (erwartbaren) technischen Qualität, sondern an dem Umstand, dass der Film eines hat, was vielen Blockbustern meist fehlt. Denn auch wenn es den Autoren dieser Zeilen selbst wohl am meisten überrascht, hat Kosinskis Film das Herz am rechten Fleck und er drückt genau die richtigen Knöpfe. Val Kilmers persönliches Schicksal seiner Krebserkrankung macht aus dem Auftritt seiner Figur “Iceman” einen der emotionalen Momente des Films, ohne die große Nostalgie-Keule zu schwingen.
Eine Lobeshymne mit kleineren schiefen Tönen
Die stattlichen 131 Minuten, das Original kam mit unter zwei Stunden aus, nutzt Regisseur Kosinski auch für einen weitaus packenderen Showdown im dritten Akt. Dessen Verlauf hält zudem letztlich die einzige echte Überraschung des Skripts parat. Denn, um nicht vollumfänglich in Lobeshymnen abzugleiten, haben wir es mit einem Requel zu tun, welches fast exakt die gleichen Handlungspfade des Originals beschreitet. Statt Volleyball spielt man eben Football am Strand und es wird erst später so stark geschwitzt, wie es in Scotts Original der Fall war.
Wenn zudem in den ersten zehn Minuten fast sämtliche Tropen von damals schnellstens abgearbeitet werden, droht der Film, zur Persiflage seiner selbst zu werden. Dies befriedigt vor allem die Fan-Herzen, doch letztlich bekommt Kosinski mit seinen (zahlreichen) Drehbuchautoren schnell die Kurve. Wer allerdings mit unkritischer Militärdarstellung in Filmen ohnehin ein Problem hat, sollte einen Bogen um den Film machen. Nicht nur stand die US- Navy der Produktion zur Seite, auch musste das Drehbuch (angeblich) vom Verteidigungsministerium abgesegnet werden. Doch selbst diese kleineren Kritikpunkte lassen am Ende die Einschätzung zu, dass Top Gun: Maverick die bisher größte Blockbuster-Überraschung des noch jungen Kinosommers 2022 ist.
Unser Fazit zu Top Gun: Maverick
Es erstaunt, wie gut die späte Fortsetzung funktioniert. Selbstverständlich geht das Duo Cruise/Kosinski komplett auf Nummer sicher, wenn der Film weitestgehend der Dramaturgie von Top Gun folgt. Doch neben der audio-visuellen Brillanz hat der Film vor allem die richtige Emotionalität und Herz, nicht zuletzt, weil er seine Figuren Ernst nimmt, ohne komplett ins Pathetische abzudriften. Natürlich liegt der Fokus ein wenig zu stark auf Cruise und zu wenig auf den neuen Gesichtern. Doch diese Konstellation spielt der Film durchaus clever aus und merzt damit eine Schwäche des Originals aus, da es hier genau die richtige Dosis an zusätzlicher Charakterisierung der Hauptfigur gibt. Wenn dann noch selbst die gängige Fortsetzungsformel des “Höher, schneller, weiter” so genutzt wird, wie es bei Top Gun: Maverick der Fall ist, kann das Fazit nur lauten: Kinoticket buchen, anschnallen, mitfiebern!
Top Gun: Maverick startet am 26. Mai 2022 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
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