Nachhaltige Landwirtschaft ist in aller Munde. Unsere große kleine Farm behandelt dieses Thema als Dokumentation über das Leben eines Aussteigerpärchens, welches einen Hof nach genau diesem Konzept aufbauen will. Ob die Dokumentation an einem mahnend erhobenen Zeigefinger leidet oder ob sie das Thema differenziert und unaufgeregt transportiert? Das und mehr lest ihr in unserer Rezension.
[su_youtube URL=“https://www.youtube.com/watch?v=NzIEHaQtxuo“]
Titel | Unsere große kleine Farm |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | John Chester |
Genres | Dokumentarfilm |
Darsteller | John Chester, Molly Chester, Beaudie Chester |
Länge | 91 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Videoload Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Kino on Demand, Videoload |
Worum geht’s in Unsere große kleine Farm?
Die Dokumentation Unsere große kleine Farm erzählt die Geschichte von Molly und John Chester. Als die beiden wegen ihres Hundes Todd und seinem Gebell ihre Mietwohnung aufgeben müssen, setzen sie Hals über Kopf einen lang gehegten Traum um. Sie kaufen 80 Hektar verwildertes Land nördlich von Kalifornien um darauf eine Farm zu errichten. Und zwar eine Farm ganz im Geiste einer natürlichen, diversifizierten und sanften Landwirtschaft.
Bis zur Realisierung dieses Ziels erleben die beiden Neufarmer und ihre Weggefährten eine Reihe an Herausforderungen mit vielen kleinen Erfolgen aber auch einigen herben Rückschlägen.
Aktuell und wichtig
Obwohl der Beginn der Aufnahmen zum jetzigen Zeitpunkt über acht Jahre zurückliegt, könnte das Thema der Dokumentation aktueller kaum sein. Ein natürlicheres Leben im vermeintlichen Einklang mit der Natur und tierische Produkte, insbesondere Fleisch, aus biologischer und artgerechter Haltung. Gerade Stadtbewohner streben immer mehr nach solchen Werten. Das Stichwort lautet Nachhaltigkeit. Die wissenschaftlich belegte und vom Menschen induzierte Klimakatastrophe und der Umgang mit ihr hat richtigerweise in weiten Teilen der Bevölkerung die Sinne für solcherlei Themen geschärft.
Ob Unsere große kleine Farm einen sinnvollen Beitrag zu diesen Diskussionen leistet, oder ob es sich nur um eine weitere Aussteigerdoku ohne Tiefgang handelt, das klären die folgenden Kapitel.
Probleme
Zu Beginn ihres ehrgeizigen Projekts stehen Molly und John vor zwei großen Problemen. Erstens haben die auf Ertrag getrimmten Monokulturen der Gegend den Boden unfruchtbar werden lassen. Und zweitens fehlt dem Paar das nötige Kleingeld, damit sie dem Land neues Leben einhauchen können. Während sie für das zweite Problem nach und nach diverse Investoren finden, hat die Lösung des ersten Problems einen Namen: Alan. Denn der sehr erfahrene Landwirtschaftler bringt den beiden alles bei, was sie über das Farmen wissen müssen. Und zwar immer nach dem Credo „Diversity, diversity, diversity“, zu Deutsch „Vielfalt, Vielfalt, Vielfalt“. Verschiedene Tiere und deren Hinterlassenschaften beleben den Boden und allerlei unterschiedliche Bäume und Pflanzen starten einen unaufhaltsamen Kreislauf der Biologie und des Lebens.
Optik und Emotionen
All dies wird in teils großartigen Bildern eingefangen. Das verwundert kaum, wenn man weiß, dass John in seinem früheren Leben Kameramann war. Und in diesem Geschäft hat er offenbar, Ebenso wie in der Landwirtschaft, ein großes Talent. Man bekommt als Zuschauer das Gefühl, dass man die beiden und ihren Traum regelrecht kennenlernt. Man durchlebt die Höhen und Tiefen mit den beiden, freut sich über die Ferkel von Sau Emma (dem heimlichen Star der Dokumentation) und fiebert mit, wenn John versucht ein Mittel gegen den Hühner-reißenden Kojoten zu finden.
Alle Herausforderungen innerhalb der acht Jahre versuchen die beiden und ihr Team mit natürlichen Mitteln zu lösen. Gegen die aufkommende Schneckenplage helfen hungrige Enten. Um die Felder umgrabenden Wühlmäuse kümmern sich gefräßige Eulen. Dabei schafft es Unsere große kleine Farm auf bemerkenswerte Weise nicht missionarisch daherzukommen. Es geht in keinster Weise darum dem Zuschauer den Spiegel mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten vorzuhalten. Einen erhobenen und damit mahnenden Zeigefinger sucht man indes vergebens. Vielmehr wird gezeigt, wie positiv sich ein Leben im Einklang mit Flora und Fauna auswirken kann. Angenehm weit weg von jeglichen Hippie- oder Öko-Klischees.
Nur Licht und kein Schatten?
Unsere große kleine Farm ist der Inbegriff der (fast) perfekten Dokumentation. Negative Dinge muss man mit der Lupe suchen. Es hat maximal einen kleinen faden Beigeschmack, dass mit keiner Silbe erwähnt wird, dass Molly und John auch das Fleisch ihrer, zugegebenermaßen sehr glücklichen, Tiere verkaufen. Ohne sich zu informieren, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das einzige Einkommen der beiden und des Teams aus den ausladenden und perfekt bewirtschafteten Obstflächen herrührt. Doch das ist, wenn überhaupt, ein überschaubar kleines Haar in der sonst wunderbar natürlich-schmackhaften Suppe.
Mein Fazit zu Unsere große kleine Farm
Aktueller denn je, wunderschön gefilmt, emotional berührend und dabei noch enorm informativ. Die Dokumentation Unsere große kleine Farm überzeugt auf ganzer Linie. Die Geschichte von Molly und John ist eine Ode an die Nachhaltigkeit und verdient eine uneingeschränkte Schauempfehlung meinerseits!
Unsere Wertung:
© Prokino/Studiocanal