Mit Verotika beschert uns Misfits-Sänger Glenn Danzig die Verfilmung seiner eigenen Comicreihe. Diese bot offenbar genug Potenzial für eine Anthologie. Ob Danzigs Spielfilmdebüt ansatzweise an alte Erfolge anknüpfen kann, erfahrt ihr hier.
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Titel | Verotika |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Regie | Glenn Danzig |
Genres | Horror |
Darsteller | Kayden Kross, Rachele Richey, Rachel Alig, Alice Tate, Scotch Hopkins, Sean Kanan, Natalia Borowsky, Kansas Bowling, Nika Balina, Jody Barton, Brennah Black, Kris Black, James Cullen Bressack, Katarina Bucevac, Cody Renee Cameron, Sébastien Charmant, Frankie Cullen, Tabaré Dutto, Bobbi Dylan, Daria Amona Fe, Felicity Feline, Elisabeth Ferrara, Diane Foster, Emma Gradin, Aaliyah Hadid, Kyle Hancock, Emma Hix, Trae Ireland, Katrina Jade, Christopher M. Jimenez, Hunter Johnson, Mitchell L. Johnson, Michael Joseph, Tonya Kay, Naima Kelly, Noelle Ann Mabry, Sarah Marie, London May, Jason McNeil, Ego Mikitas, Alejandra Mikulan, Jackie Moore, Diana Popick, Kevin Porter, Devin Reeve, Veronica Ricci, Iryna Rutkivska, Chris Sapone, Courtney Stodden, Aimee Stolte, Alex Tran, Loretta Vampz, Paul Vandervort, Darija Varnas, Sean Waltman, Caroline Williams, Monica Wong, Ryan Kiser, Alice McMunn |
Länge | 90 Minuten |
Wer streamt? | Kaufen: Apple TV, Amazon Video Leihen: Apple TV, Amazon Video |
Verotika und Handlung?
In der ersten Episode beschwört eine Frau, die Augen statt Brustwarzen in ihrem Busen trägt, unbeabsichtigt eine Albino-Menschen-Spinne. Wenn sie schläft, beginnt die Kreatur ihr blutiges Treiben. Das Maximum an Kreativität schon überstrapaziert, erzählt die zweite Geschichte von einer exotischen, maskierten Tänzerin. Hinter ihrer, mehr gewollt als gekonnt, mysteriöser Maskierung versteckt sie ihre Entstellung. Grund genug, sich veranlasst zu sehen, anderen Damen die Gesichtshaut über die Schnute zu ziehen. Kann die Polizei sie stoppen oder das Publikum wach halten? Die Umsetzung der dritten Zeile von Danzigs Drehbuch (sollte es je eines gegeben haben) basiert auf Elisabeth Bathory. Der Legende nach soll die Gräfin in dem Blut von Jungfrauen gebadet haben, um sich jung zu halten. Perfekt, um Danzigs visuelle Folter abzurunden.
Vom Pionier des Horrorpunk zum Filmflickschuster
Der Name Glenn Danzig dürfte den meisten Musikinteressierten ein Begriff sein. Als Mitbegründer der Horropunk-Band Misfits wurde er zur Legende, seine an Jim Morrison und Elvis erinnernde Stimme sein Markenzeichen. Nachdem sich die Band getrennt hatte, gründete er die kurzlebige Band Samhain, ebenfalls im Horrorpunk beheimatet. Anschließend, unter seinem Nachnamen, kredenzte der Mann einige hochgeschätzte Blues Rock-Alben der härteren Gangart, gepaart mit kräftigem Doom Metal-Einschlag. Dies war lange bevor Shirts mit dem bekannten Misfits-Logo im H&M verscherbelt wurden und sein Output bei Kritikern und Fans gleichermaßen gut ankamen. Zudem versuchte er sich als Comiczeichner und veröffentlichte im Jahre 1994 sein erstes Verotika-Comic. 25 Jahre später setzte er sein Vorhaben um, die Comic-Reihe zu verfilmen.
“Please don’t feed my Television-Screen”
Die drei Episoden verbindet ein völliges Fehlen jeglichen erzählerischen und filmischen Geschicks, sodass allen Beteiligten Arbeitsverweigerung unterstellt werden könnte. In Danzigs Verotika treffen schauspielerische Untauglichkeit und dramaturgische Mangelerscheinungen in schwerstem Ausmaße aufeinander. Deformationsvollendet wird dies samt der Geschichten zu einer scheußlichen, filmischen Dreifaltigkeit. Ein paar bunte Lampen erzeugen noch keine Atmosphäre, minutenlange Kamerafixierungen auf die nackten Leiber der Protagonistinnen beim Blutbaden weder Spannung, noch eine Intensivierung der Schockmomente. Letztere müssten ohnehin erst einmal vorhanden sein. Der Schock, den Danzig verursacht, liegt vielmehr in dem Entsetzen darüber, diesen auf Bewegtbild festgehaltenen Fehlgriff ins Trainspotting-Klo in die Filmlandschaft zu entlassen.
Vergesst das Atmen nicht
Munter wird draufgehalten, während die Filmleichen sichtbar atmen, husten oder blinzeln. Minutenlange Aufnahmen ohne irgendeinen erkennbaren Nutzen werden gekrönt von fragenden Blicken der Darstellerinnen, ob die Szene beendet ist. Endlos anmutende Nacktszenen ohne jeglichen Hauch von Erotik werden überaus holprig bei völlig unnützen Dialogen oder Gewaltmomenten zwischengeschnitten. Dabei fehlt jedes Gespür für im Grunde alles, was einen Horrorfilm interessant machen könnte. Jedes Segment fühlt sich wie ein knapp zweistündiger Film an, da endlos-scheinende Aufnahmen aneinandergereiht werden, die besser auf dem Boden des digitalen Schneidetischs aufgehoben wären. Überhaupt wirkt der Film eher wie ein unbeholfener Versuch, einen Zusammenschnitt von Outtakes narrativ zu verbinden.
Mit keinem Parfüm gewappnet – Danzig beschwört Golgothan
Zugutehalten kann man diesem kollektiven Totalschaden einige Momente unfreiwilliger Komik. Beispielsweise stülpt das Elisabeth Bathory-Imitat die Zügel ihres Pferdes an einen dünnen Zweig eines Gebüschs. Wahrscheinlich wollte die Dame dem Hüssi eine Chance geben, vom Filmset zu fliehen. Dies und ähnliche Stupiditäten machen den Film jedoch nur wenig erträglicher. Vielmehr ist es, als würde ein Zahnarzt zwischenzeitig aufhören, auf einen Nerv zu bohren. Auch Make-Up und Effekten merkt man das beschränkte Budget deutlich an und vor allem die Fähigkeit, aus wenigen Mitteln überhaupt nichts herauszuholen.
Wenn Musiker Filme machen…
Überzeugt denn wenigstens der Soundtrack? Glücklicherweise hat sich Danzig, der seit einem Vierteljahrhundert nicht einmal ansatzweise an frühere Glanzzeiten anknüpfen konnte, mit eigenen Klangbeiträgen zurückgehalten. Lediglich mit einem Lied hat er den wenig erwähnenswerten Soundtrack angereichert. Die ebenfalls vertretenen Industrial-Metal-Pioniere Ministry haben auch schon deutlich bessere Musik hervorgebracht. Ansonsten wird Danzigs Verotika musikalisch von Songs untermalt, die irgendwie düster und horrormäßig klingen sollen. Nun ja. Für Freunde dunklerer und härterer Klänge wird unter Umständen der eine oder andere richtige Ton getroffen. Das ist nicht viel, aber mehr, als der Film verdient hat.
Verotika ist Teufelswerk
Als Haupteinfluss für sein Regiedebüt nennt Danzig Trilogy of Terror und Mario Bavas Black Sabbath. Heraus kam dabei ein Episodenfilm für all jene, denen Snoop Doggs Hood Of Horror zu artifiziell und Cradle Of Fear mit Dani Filth handwerklich zu professionell waren. Danzigs Verotika ist wie das Stoffwechselendprodukt eines Verdauungsvorganges, bei dem jedes beteiligte Organ schwersterkrankt ist. Wer nach der ersten Episode die Ansicht vertritt, es könne nur besser werden, befindet sich auf einem morschen Holzweg. Danzig durchbricht die niedrigsten Erwartungen, wie ein Jet die Schallmauer. Selbst, wem ein paar Blutspritzer und etwas nackte Haut ausreichen: Guckt irgendeinen anderen Film, nur nicht diesen!
Verotika ist bisher nicht in Deutschland erschienen und lediglich als Import Blu-ray/DVD, sowie als Stream in der OV verfügbar!
Unsere Wertung: