In den 90ern mit zwei Filmen ad hoc Kult geworden, nun kehrt die schräge Familie Addams zurück. Im Fokus steht dabei die Tochter der Familie Wednesday, die in der gleichnamigen Serie bei Netflix nun Familienangelegenheiten, Detektivarbeit und Schulalltag unter einen Hut bringen muss. Welchen Eindruck hinterlässt die Neuauflage?
https://www.youtube.com/watch?v=q3jlyar1_mM
Titel | Wednesday |
Jahr | 1974 |
Land | |
Regie | Marvin Kupfer |
Genres | Thriller |
Darsteller | Jack Lemmon |
Länge | 17 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Wednesday – Die Handlung kompakt
Diese Serie ist ein übernatürlich geprägter Detektivspaß, in deren Mittelpunkt Wednesday Addams steht, die Schülerin an der kuriosen Nevermore Academy ist. Wednesday muss versuchen, ihre aufkeimenden übersinnlichen Fähigkeiten zu meistern, eine monströse Mordserie vereiteln, die die Stadt in Atem hält, und das übernatürliche Geheimnis aufdecken, in das ihre Eltern vor 25 Jahren verstrickt waren – und das alles, während sie ihre neuen und sehr verworrenen Beziehungen an der Schule in den Griff bekommen muss.
Was zeichnet die Miniserie / erste Staffel aus?
Diese Kritik bezieht sich auf die ersten sieben Folgen, die Netflix uns vorab zur Verfügung gestellt hat. Noch ist nicht klar, ob die Serie nur auf eine Staffel ausgelegt ist oder ob man auf eine Fortsetzung spekulieren darf. Auf Spoiler wird unabhängig davon aber verzichtet.
Mit Wednesday wächst möglicherweise zusammen, was zusammen gehört: Kaum ein Filmemacher würde einem wohl spontan einfallen, der besser zur morbiden Atmosphäre dieser Welt passt, wie Tim Burton. Burton geht hier sehr behutsam mit dem kultigen Zweiteiler seines Kollegen Barry Sonnenfeld um und behält die Stimmung 1:1 bei. Die notwendige Frischzellenkur ergibt sich durch den modernen, digitalen Look quasi von selbst. Das sieht zwar im direkten Vergleich fast etwas zu “clean” aus, aber die krassen Kontraste zwischen der schwarzweißen Addams-Farbpalette und den bonbonbunten “Anderen”, auf die Wednesday trifft, unterstreichen nur nochmal visuell ihre faktische Außenseiterrolle.
Jenna Ortega – als Wednesday ein Volltreffer
Das Highlight ist zweifelsohne die Hauptdarstellerin Jenna Ortega, die in einige erfolgreichen Horrorfilmen der letzten Jahre schon Aufmerksamkeit erregt hat. Wie sie hier – ohne mit der Wimper zu zucken – ihre fiesen, aber stets feingeistigen, Gemeinheiten nahezu im Minutentakt raushaut, ist ein wahrer Genuss. Ihr permanent stoisch bis grimmiger Ausdruck in ihrem blass geschminkten Gesicht und zwischen ihren strengen, schwarzen Zöpfen – jetzt schon genauso kultverdächtig wie ihre Vorgängerin Christina Ricci, die in der Serie in einer neuen Rolle cameo-artig wieder mitwirkt und auch wieder einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Auch der Rest des Cast hat einfach Spaß hier mitzuwirken. Das merkt man in jeder Einstellung. Wednesday ist ein Herzensprojekt aller Beteiligten, was die Fans des Originals, die vielleicht noch etwas skeptisch waren, sehr schnell ruhig stimmen wird. Auch der Krimiplot in dieser bizarr-schrulligen Filmwelt mit dem Anspruch zum Mitraten zu ermuntern, fügt sich gut ins große Ganze. Die Ausstattung, die Dialoge, der Humor – hier passt vieles zusammen. Spaß ist über die ganze Laufzeit garantiert.
Wer sollte sich Wednesday nicht entgehen lassen?
Vor kurzem hat Netflix versucht mit The School for Good and Evil eine ganz ähnliche Parallelwelt aufzubauen. Doch mit Paul Feig war dort eindeutig der falsche Mann am Werk. Die Schulaspekte in Wednesday sind kleiner gehalten, aber trotzdem nachhaltiger. Die Optik ist stimmiger und der Humor ist nicht so überdreht und deplatziert. Beide Formate dürften auf die selbe Kernzielgruppe abzielen. Besser ankommen aber, auch wegen der zeitgemäßeren Inszenierung, wird definitiv das Addams-Family-Spin-Off. Fans von Ortega sind ohnehin an Bord und auch die Fans der 90er-Filme werden das Gefühl einer Heimkehr beim Schauen bekommen. Die Serie bringt die ikonischen Aspekte der Reihe zurück (Stichworte: Onkel Fester und Eiskaltes Händchen) und reichert alles mit modernen Stilmitteln an. Die poppige Inszenierung mit einer Prise Selbstironie, schwarzem Humor, gut gemachter, aber wohldosierter Action und passendem Musikeinsatz dürfte auch Fans der Umbrella Academy und ähnlicher, moderner Comicverfilmungen ansprechen.
Unser Fazit zu Wednesday
Ein exzellenter Auftakt mit toller Musik, einem spannenden World Building und liebenswert morbiden Charakteren. Schon mit der ersten Folge ist man bei Wednesday am Haken. Jenna Ortega fügt ihrer jungen Schauspiel-Vita eine weitere starke Performance hinzu und wird von ihren Mitstreitern, die teils große Namen mitbringen, exzellent unterstützt und in Szene gesetzt. Tim Burton hat hier eine charmante, kurzweilige Detektivgeschichte in einem extravaganten Setting kreiert, das alte Fans abholen und neue Fans in Windeseile gewinnen wird. Ein starkes Stück kurz vor Jahreswechsel beim Streamingriesen.
Wednesday ist ab dem 23. November komplett bei Netflix im Streamingabo abrufbar.
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Unsere Wertung:
© Netflix