Im Animationsfilm Wendell & Wild von Henry Selick (Coraline, 2009), produziert von Jordan Peele (Get Out, 2017), wird die Geschichte der 13-Jährigen Kat erzählt, die in jungen Jahren bei einem Unfall ihre Eltern verloren hat. Sie paktiert nun mit den Dämonenbrüdern Wendell und Wild. Ein faustisches Märchen oder inhaltlose Stop-Motion?
Titel | Wendell & Wild |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Regie | Henry Selick |
Genres | Animation, Komödie, Fantasy, Horror |
Darsteller | Lyric Ross, Keegan-Michael Key, Jordan Peele, Sam Zelaya, James Hong, Angela Bassett, Gabrielle Dennis, Gary Gatewood, Igal Naor, Tamara Smart, Seema Virdi, Ramona Young, Maxine Peake, David Harewood, Ving Rhames, Michele Mariana, Natalie Martinez, Tantoo Cardinal, Serelle Strickland, Phoebe Lamont, Nick E. Tarabay, Joseph Tran, Carolyn Crawford, Mandy Hutchings, Samantha Fawaz |
Länge | 106 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Wendell & Wild – Die Handlung
Nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall, für den sich Kat selbst die Schuld gibt, ums Leben gekommen sind, ist das 13-Jährige Mädchen gegenüber dem Leben äußerst verbittert eingestellt. Sie wird von einem Heim ins andere gereicht, bis sie in einem Mädcheninternat landet, das von der Nonne Helley (Angela Bassett) geleitet wird. Der dortige Pater Bests (James Hong) ist ihr gegenüber sehr hilfsbereit. Doch er wird im Hintergrund vom Unternehmen der Klaxon-Familie unter Druck gesetzt, das versucht, so viele Grundstücke wie möglich aufzukaufen, um ein Gefängnis zu bauen, und auch nicht vor Mord und Totschlag halt macht.
Kat lebt sich ein, kommt mit den anderen Mädchen jedoch nicht klar. Einzig mit dem Transjungen Raul (Sam Zelaya), selbst ein Ausgestoßener, freundet sie sich an. Währenddessen schuften die Dämonen Wendell (Keegan-Michael Key) und Wild (Jordan Peele) in der Unterwelt für ihren Dämonenvater Buffalo Belzer (Ving Rhames), der verlorene Seelen in einem Vergnügungspark der Verdammten quält. Wendell und Wild spielen mit der Haarcreme ihres Vaters und bemerken, dass damit Lebewesen wieder zum Leben erweckt werden können. Kat wird zwischenzeitlich als „Höllenmädchen“ auserwählt. Kat willigt ein, als die Dämonen mit ihr Kontakt aufnehmen und sie bitten, sie in die Welt der Lebenden zu führen, um dort an Geld für ihren eigenen Vergnügungspark zu kommen. Dafür stellt das Mädchen jedoch eine Bedingung.
Ein Abenteuer für jedermann
Mit Wendell & Wild haben Selick und Peele eine kunstvoll animierte und auch humorvolle Horrorgeschichte für Klein und Groß geschaffen. Auch wenn die Handlung manchmal etwas abstrus und verwirrend scheint, so stört dies den Fluss des Films nicht wirklich. Die technische Umsetzung ist einwandfrei und die Stop-Motion-Methode kann hier ein weiteres Mal überzeugen. Wie bei Selicks früheren Animationsfilmen, etwa Nightmare Before Christmas (1993) oder Coraline (2009), überzeugen Kreativität und visuelle Kraft auch in diesem Film. Sie gleichen den streckenweise zu skurrilen und hanebüchenen Plot aus.
Ernst im Humor
Selicks schaurig-schönes Abenteuer geht einige ernste Themen sehr gekonnt an. Zum einen wäre da die Trauer eines Mädchens über den Verlust ihrer Eltern. Die Bilder fangen diese Emotionen effektiv ein – bleiben für jüngere Zuschauer aber zugänglich. Außerdem ist Kat zu einem Gothic-Punk-Rock-Mädchen geworden, was ihre Gefühle nochmal besser nach außen kehrt. Das sorgt für einige bewegende Momente. Nachvollziehbar ist ihre Entscheidung, einen Pakt mit den Dämonen einzugehen, um ihre geliebten Eltern wieder zu sehen. Das erinnert hier natürlich Goethes Faust.
Doch die Dämonen Wendell und Wild sind nicht die eigentlichen Bösewichte des Films – und damit wären wir auch schon beim zweiten Thema. Der Film suggeriert nämlich, dass es auf der Erde Schlimmeres gibt als Dämonen: Menschen, die vom Elend anderer profitieren. Das monsterhafte Unternehmerpaar Lane und Ingmar Klaxon ist für ihren Profit bereit, über Leichen zu gehen. Vor nichts schrecken sie zurück. Hier wird der Film zu einer Kritik an Kapitalisten. Am Ende sogar zu einem Kommentar zur Lange in überfüllten und menschenunwürdigen Gefängnissen. Diese gesellschaftskritischen Aspekte tauchen teils unvermittelt auf, verlieren sich aber etwas in der Geschichte. Trotzdem sind sie begrüßenswert.
Unser Fazit zu Wendell & Wild
Wendell & Wild beweist ein weiteres Mal das meisterhafte Handwerk Henry Selicks im Stop-Motion-Animationsfilm. Das Netflix-Original überzeugt durch originelle Ideen, kreative Bilder und seine Herangehensweise an ernstere Themen. Es leidet aber streckenweise an einem Überhang an Subplots. Dadurch bleibt die Entwicklung und Vertiefung der Charaktere etwas auf der Strecke.
Wendell & Wild ist seit dem 28. Oktober 2022 bei Netflix zu sehen.
All unsere Reviews und viele andere Videos findest du auch auf unserem YouTube-Kanal.
Unsere Wertung:
© Netflix