Mit Wolf Man erscheint 2025 wieder ein klassisches Filmmonster von Universal Pictures auf der großen Leinwand. Saw– und Insidious-Mitschöpfer Leigh Whannell hat dafür auf dem Regieposten Platz genommen. Erwartet uns das erste Horror-Highlight des Jahres oder nur die nächste Verwurstung eines altbekannten Stoffs?
Titel | Wolf Man |
Jahr | 2025 |
Land | United States of America |
Regie | Leigh Whannell |
Genres | Horror, Thriller |
Darsteller | Christopher Abbott, Julia Garner, Matilda Firth, Sam Jaeger, Ben Prendergast, Benedict Hardie, Zac Chandler, Milo Cawthorne, Leigh Whannell, Rob MacBride |
Länge | 103 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Die Handlung von Wolf Man
Blake Lovell (Christopher Abbott) lebt mit seiner Familie in San Francisco. Die Beziehung zu seiner Frau Charlotte (Julia Gardner) bröckelt zunehmend. Dafür hat der aufopferungsvolle Vater eine enge Bindung zu seiner Tochter Ginger (Matilda Firth).
Als er die traurige Nachricht vom Tod seines Vaters erhält und deshalb sein Elternhaus in den Wäldern Oregons ausräumen möchte, sieht er auch die Chance gekommen, mit seiner Familie eine gemeinsame Auszeit vom Alltag zu nehmen.
Doch schnell entwickelt sich der Familientrip zu einem waschechten Alptraum. Denn bereits bei der Ankunft macht ein mysteriöses wildes Tier Jagd auf sie.
Es beginnt ein Überlebenskampf in Blakes Elternhaus, bei dem sich schnell zeigt, dass die Bedrohung für die Lovells nicht nur draußen, sondern auch drinnen in den eigenen Reihen lauert.
Natürlich Blumhouse…
Es verdient eigentlich keine Bemerkung mehr, dass das Horrorfilm-Jahr mit einem Film aus der “Schnell-und-Günstig”-Schmiede Blumhouse startet. Seit Jahren werden entweder Kurzfilme auf Spielfilmlänge breit getreten (Night Swim) oder bekannte Marken und Vorlagen aufgewärmt (Der Exorzist: Believer, Halloween). Per se wäre das kein Problem, ganz Hollywood scheint mittlerweile so zu funktionieren.
Im Falle Blumhouse hat sich aber eine Formel etabliert, die da lauten könnte: Sich reichlich an der (Horror-)Filmgeschichte bedienen und das Ganze günstig produziert einem unerfahrenen, meist jungen Publikum vorzusetzen, das nicht bei jeder zweiten Szene das Gefühl hat: “Das hab ich irgendwo schon mal besser gesehen…”.
Nun bei Wolf Man waren die Vorzeichen allerdings positiver. Das liegt zum einen daran, dass wieder ein klassisches Filmmonster aus der Universal-Lizenzkiste gezückt wurde. Dass mit dem Wolfsmenschen/Werwolf auch viel Müll produziert wird, ist klar. Hier wurde nun allerdings Leigh Whannell auf den Regiestuhl gesetzt. Man denke nicht nur an Saw und Insidious (und vergesse natürlich nicht James Wan dabei), sondern vor allem auch an Der Unsichtbare von 2020.
Hier zeigte Whannell schon, dass er ein angestaubtes Universal-Monster enorm spannungsreich und mit schlauem Subtext in die Moderne hieven kann.
Der innere Kampf
Wolf Man ist kein Film über die heile Welt der Familie, die durch die mysteriöse Wolfskrankheit (“das Gesicht des Wolfes”) brutal zerstört wird. Familie, das heißt vor allem die Eltern-Kind-Beziehung ist hier durch und durch problematisch, wie eine ungemein spannende Exposition über Blakes Kindheit eindrucksvoll beweist. Als Erwachsener ist Blake tief gezeichnet von der Erziehung seines Vaters Grady.
Dieser transgenerationale Konflikt ist der Subtext des Films, der auch die Tür zum Charakterdrama öffnet und ihn zu mehr macht als einen reinen Schocker. An dieser Stelle vielen Dank an die 2010er-Jahre und ihre zahlreichen grandiosen elevated-horror-Vertreter. Bereits die erste gemeinsame Szene in der Gegenwart mit Blake und seiner Tochter unterstreicht: Er versucht Zeit seines Lebens schon, die väterliche Erziehung in sich zu unterdrücken und sie nicht gleichermaßen bei seiner Tochter anzuwenden. Später – und das ist eine ganz pfiffige Doppelcodierung – wird er auch gegen das Animalische ankämpfen müssen, was aus ihm herausbrechen will.
Genau dieser neu herausgearbeitete Aspekt im altbekannten Stoff dürfte Whannell und seine Frau Corbett Tuck gereizt haben, als sie das Drehbuch verfassten.
Eine auseinanderbrechende Familie
Wolf Man ist bis auf wenige Momente ein Drei-Personen-Stück, also Vater, Mutter, Kind. Während Blake (gewohnt gut: Christopher Abbott) die große spannende Wandlung durchmacht, ist Julia Gardners Figur Charlotte eine kolossale Enttäuschung. Das soll sie als Journalistin, die zu oft die Karriere über ihre Familie stellt, auch sein. Gardner darf hier aber durchgehend nur den gebrochenen Hundeblick aufsetzen und sich als völlig überforderter Elternteil durch den Film schleppen. Eine so schwache Frauenfigur erscheint mir im Jahr 2025 geradezu beschämend.
Auch Matilda Firth spielt mit nahezu ausdrucksloser Mimik und darf nur hilflos-dümmliche “Kindersätze” von sich geben, um auf “Daddys” mysteriöse Krankheit zu reagieren. Ihre Figur hätte schon deutlich jünger sein müssen, um das halbwegs glaubhaft rüberzubringen.
Kurzum: Der Überlebenskampf der dreiköpfigen Familie, der in Wolf Man überraschend früh beginnt, funktioniert wegen seiner Figuren außerordentlich schlecht. So schlecht, dass offensichtlich noch eine äußere Bedrohung als klassisches Slasher-Szenario hinzugeschrieben werden musste (sie ergibt zumindest inhaltlich Sinn). Es ist spürbar, dass der Stoff von Wolf Man als intime und zugleich unheimlich gruselige Kammerspielgeschichte im Kreis der Familie besser dran wäre.
Vor allem weil Whannell doch oft genug auf Grusel und Stimmung statt explodierender Jumpscares setzt. Aber wo Blumhouse draufsteht, müssen in der Regel auch “Buh!”-Schreckeffekte drin sein, um die junge Zielgruppe zu unterhalten. Und so fühlt sich dieser Film oftmals quälend lang und langweilig an, weil die bedrückende Geschichte des infizierten Familienvaters sich mit dem Slasher-Teil abwechseln muss. Erstere entwickelt so nie eine emotionale Wucht. Letztere ist absolut austauschbar und hätte mit jeder anderen Bedrohung auch funktioniert.
Die zwei Absichten in Wolf Man arbeiten also schlecht zusammen und kannibalisieren sich regelrecht. Auch die Entscheidung, den im Horrorfilm obligatorischen Ausnahmezustand früher einzuleiten, entpuppt sich als schwierig. Zwei Drittel des Films wirken so wie ein ständig verschlepptes Finale. Überraschungen am Ende des Weges? Fehlanzeige!
Unser Fazit zu Wolf Man
Das Horror-Jahr beginnt (fast schon erwartungsgemäß) mit der ersten Gurke von Blumhouse. Wolf Man ist trotz einiger spannend inszenierter Momente und dem durchaus ansprechenden Subtext ein erschreckend ideenarmer Aufguss des altbekannten Stoffs. Nach einem starkem Einstieg geht dem Film auf der Horrorseite schnell die Luft aus, weil das Geschehen zwischen emotional unausgegorenem Familiendrama und generischem Slasher-Terror changiert. Die schwachen Figuren (vor allem Mutter Charlotte) tun ihr Übriges, dass der Überlebenskampf der Familie nie wirklich mitreißt und schon nach einer Stunde mit einem rund gespannten Bogen hätte zu Ende sein können (oder müssen).
Wolf Man erscheint ab 23. Januar 2025 im Kino.
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