Ohne jeden Zweifel haben die Beatles die Musiklandschaft nachhaltig verändert Mit Yesterday zollt Regisseur Danny Boyle den liverpooler Pilzköpfen Tribut. Doch kann die romantische Komödie mit seiner interessanten Prämisse überzeugen? Oder trifft Boyle nicht die richtigen Töne?
Titel | Yesterday |
Jahr | 2023 |
Land | Lithuania |
Regie | Audrius Juzėnas |
Genres | Dokumentarfilm, Musik |
Darsteller | Telman Ragimov, Dmitrij Denisiuk, Jonas Mašanauskas, Kristupas Petkūnas, Vytas Paliušis, Algis Šešelgis, Feliksas Rotomskis, Povilas Girdenis |
Länge | 88 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Worum geht’s in Yesterday?
Yesterday erzählt die Geschichte von Jack Malik, dargestellt von Himesh Patel. Jack hat seinen Beruf als Lehrer vor einiger Zeit an den Nagel gehängt und versucht mit seiner großen Leidenschaft, der Musik, groß raus zu kommen. Doch außer seiner Schulfreundin und Managerin Ellie (Lily James) interessiert sich offenbar niemand für seine Singer-Songwriter-Fähigkeiten. Kurz bevor Jack seinen Traum endgültig aufgeben will, ändert sich sein Leben komplett.
Nach einem weltweiten 12-sekündigen Stromausfall und einem Fahrradunfall, den er wegen dieses Stromausfalls hat, ist er offenbar der einzige Mensch auf dem Planeten, der sich an die Beatles und deren Hits erinnern kann. Plötzlich wittert Jack seine große Chance, spielt fortan die Lieder der Beatles statt seiner eigenen und lässt die Öffentlichkeit glauben, dass er diese Songs selbst geschrieben hat. Natürlich lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten. Wie geht Jack mit dem ungewohnten Rampenlicht um? Und welche Rolle kann Ellie in seinem neuen Leben noch spielen?
Musikfilme
Musikfilme stehen aktuell hoch im Kurs. Das Freddie Mercury-/Queen-Biopic Bohemian Rhapsody hat im Jahr 2018 nur hauchdünn die magische Grenze von einer Milliarde US-Dollar Einnahmen an den Kinokassen verfehlt. Und auch Rocketman mit Taron Egerton als Elton John, der bislang das Vierfache seiner Produktionskosten eingespielt hat, kann bereits jetzt als Erfolg verbucht werden.
Yesterday schlägt mit einer Vielzahl von Beatles-Hits in eine ähnliche Kerbe, auch wenn der musikalische Unterbau hier vielmehr als Vehikel für eine romantische Komödie dient. Ob diese Verknüpfung Sinn und vor allem Spaß macht, das versuchen die folgenden Kapitel zu beantworten.
Kreative Köpfe
Die kreativen Köpfe hinter Yesterday könnten namhafter und spannender kaum sein. Für das Drehbuch zeichnet sich niemand Geringeres als Richard Curtis verantwortlich. Neben zahlreichen britischen Comedy-Serien wie Mr. Bean und Blackadder kennt man den Neuseeländer vor allem für seine Bücher zu Notting Hill, Bridget Jones, Tatsächlich… Liebe und Gefährten. Ein gewisses Talent für die Vermischung von Komödie und Romanze kann man Curtis damit sicherlich attestieren.
Auf Basis dieses Drehbuchs hat Danny Boyle die Inszenierung von Yesterday übernommen. Dieser machte sich nach seinem großen Durchbruch mit Trainspotting in allerlei unterschiedlichen Genres einen Namen. So führte er beispielsweise bei dem Zombie-Hit 28 Days Later, dem achtfachen Oscargewinner Slumdog Millionär und dem Bergsteiger-Drama 127 Hours Regie.
Eine wilde Mischung
Diese spannende Mischung erzeugt bei Yesterday einen großen Reiz und viele Schauwerte. Die wendungsreich geschriebene, wenn auch teils sehr schmalzige, Geschichte von Curtis trifft auf den unverkennbaren Inszenierungsstil von Boyle. Besonders im ersten Drittel verquicken sich diese beiden Zutaten zu einer wahnsinnig rasant und mitreißend erzählten Rom-Com, stimmig untermalt von den legendären Hits der Beatles. Im weiteren Verlauf der Geschichte gesellen sich dann noch einige mal kleinere, mal größere Überraschungen zu diesem Potpourri, auf die ich aus Spoilergründen an dieser Stelle nicht gesondert eingehen will. Es sei nur so viel gesagt: Langeweile kommt bei Yesterday nur sehr selten auf.
Kleinere Misstöne
Doch Yesterday ist auch nicht frei von Verfehlungen. So wirkt der sehr präsente Humor an manchen eher dramatischen Stellen der Geschichte etwas unpassend. Daran trägt vor allem die Figur der kompromisslosen Musiklabel-Managerin Mandi die Hauptschuld. Diese löst irgendwann Ellie als Managerin von Jack ab und dient dem Film einzig und allein als Comic Relief. Das verwundert an der Stelle kaum, denn verkörpert wird die Rolle von der als Komikerin aber auch als Schauspielerin bekannten Kate McKinnon (Ghostbusters (2016), Girls‘ Night Out).
Zudem wird die Erzählung im letzten Drittel des Films leider etwas zäh. Denn wer in seinem Leben mindestens eine amerikanischen Rom-Com gesehen hat, der wird in etwa wissen, auf was der Film gen Ende zusteuert.
Mein Fazit zu Yesterday
Wer von Yesterday ein Biopic im Stile von Bohemian Rhapsody erwartet, der wird den Kinosaal ziemlich sicher enttäuscht verlassen. Dafür liegt der Fokus des Films zu deutlich auf der Liebesgeschichte zwischen Jack und Ellie. Doch zusammen mit der sehr reizvollen und unverbrauchten Prämisse, der unverkennbaren Inszenierung von Dany Boyle und den legendären Hits der Beatles erzeugt Yesterday einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Da kann man über das checklistenartige Abarbeiten der Rom-Com-Must-Haves und über die leichten Probleme mit dem Pacing in der zweiten Filmhälfte gerne hinwegsehen. Alles in allem gut gemachtes Unterhaltungskino.
Yesterday ist seit dem 11. Juli in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
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