Nicht gerade neu, aber zeitgemäß: In You Die – Du lebst noch 24 Stunden bringt eine App den Tod – es sei denn, Du hängst sie einem anderen an. Dann erhältst Du eine weitere Galgenfrist von 24 Stunden. Könnte spannend sein, ist es aber nur bedingt. Hier erfahrt Ihr mehr.
Titel | You Die - Du lebst noch 24 Stunden |
Jahr | 2018 |
Land | Italy |
Regie | Alessandro Antonaci |
Genres | Horror, Drama, Thriller |
Darsteller | Carola Cudemo, Simone Valentino, Erica Landolfi, Simone Moretto, Micol Damilano, Alice Piano, Rocco Marazzita, Daniele Marmi, Theodoro Garruto, Ja'Michael Darnell, William Angiuli |
Länge | 94 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disaster X Amazon Channel Kaufen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop Leihen: Apple TV, Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, maxdome Store, Videobuster, MagentaTV, Videoload, Verleihshop, Freenet meinVOD |
Darum geht’s in You Die – Du lebst noch 24 Stunden
Asia (Erica Landolfi) ist in You Die – Du lebst noch 24 Stunden eine junge Frau, die sich nicht so recht entscheiden kann, ob sie nun in ihren Sandkastenfreund Leo (Rocco Marazzita) verliebt ist oder eher nicht. Zum gemeinsamen Essen mit ihrem Bruder und dessen Frau will sie ihn lieber nicht einladen. Doch beim Horror-Film gucken in ihrer Zwei-Mädels-WG ist er willkommen. Was fehlt ist das Popcorn. Asia zieht los, um welches zu besorgen. Horror-Fans wissen, dass sie das lieber hätte lassen sollen.
Im Supermarkt begegnet ihr ein schräger Vogel, der sie mal kurz um ihr Handy bittet. Zurück in der Wohnung klingelt’s und Asia stellt fest, dass der Unbekannte ihr eine seltsame App auf das Handy geladen hat. Sie heißt: „You Die“, hat die Angewohnheit, sich selbst zu aktivieren und beginnt, einen 24-stündigen Countdown herunterzuzählen. Gleichzeitig kann man mit dieser App über die Handykamera seltsame Gestalten in der Gegend herumstehen, sich sogar bewegen sehen.
Das erinnert ein bisschen an Pokemon Go, durch das man vor Jahren zahllose Handy-User mit ins Telefon versunkenen Blicken durch die Straßen irren sah. Schnell aber wird Asia klar, dass es sich bei „You Die“ nicht um ein Spiel handelt, sondern um tödlichen Ernst. Die App ist ein Tor in die Welt der Toten, die ihr bald auch in der Realität erscheinen. Und wenn sie nicht selbst dazu gehören möchte, muss sie die App innerhalb der 24 Stunden weitergeben. Nur dann fängt der Countdown von vorne an.
Das Thema liegt im Zeitgeist
You Die – Du lebst noch 24 Stunden erfindet mit seiner Storyline das Rad nicht gerade neu. Den Reigen moderner Horrorstreifen, bei denen einem ein bildgebendes Medium eine Art Restlaufzeit ankündigte, eröffnete der japanische Ring bereits 1998. Vom VHS-Tape aufs Handy wanderte das Konzept 2019 in Countdown von Justin Dec. Wer nun glaubt, das italienische Regie-Trio Allessandro Antonaci, Stefano Mandalam, David Lascar hätte gnadenlos abgekupfert, muss nur auf das Entstehungsjahr des Films gucken, um seinen Irrtum einzusehen. Aber irgendwie liegt ein solches Sujet zeitgeistmäßig ja auf, oder besser in der Hand.
Der italienische Horrorfilm hat neben den genretypischen Massenprodukten auch immer wieder Regisseure ins Spiel gebracht, denen der Stil wichtiger war als der Gore-Faktor. Man denke an Mario Bava, Dario Argento, Michele Soavi oder in neuerer Zeit an das Duo Hélène Cattet und Bruno Forzani, das 2009 mit der Giallo-Homage Amer das Prinzip des „style over substance“ auf die Spitze getrieben hat. Eine Tradition, der sich offenbar Antonaci, Mandalam und Lascar in You Die – Du lebst noch 24 Stunden in gewisser Weise verpflichtet fühlten. Vielleicht nannten sie ihre Protagonistin auch deshalb nach der Argento-Tochter Asia. Das Regie-Trio entstammt ganz offensichtlich einem Fan-Milieu. Für einen wirklich guten Film reicht das leider nicht.
You Die – Du lebst noch 24 Stunden startet interessant
Dabei fängt es ziemlich gut an. Eine junge, etwas fertig aussehende Frau sitzt in einer verlassenen U-Bahn-Station. Nur auf dem gegenüberliegenden Bahngleis steht ein Mann, der ihr den Rücken zukehrt. Die ausgefeilte Weitwinkelfotografie visualisiert die bedrohliche Leere dieser Umgebung. Doch die Gefahr geht nicht von dem Mann auf dem anderen Gleis aus. Sie nähert sich in Form einer seltsamen Gestalt aus dem Tunnel. Die Szene ist atmosphärisch dicht aufgebaut. Der minimalistische, wummernde Score unterstreicht das gelungen.
Wenig später sieht man die Frau wieder bei einem Freund. Sie bittet ihn um sein Handy und verzieht sich damit ins Bad. Dort lädt sie ihm die Todes-App runter. Was ihr allerdings nicht viel nutzt, da ihr eigenes Handy zu Bruch geht. Das vermeintliche Spiel hat Regeln, und Verstöße verkürzen die Frist gnadenlos. So werden wir schon vor der Titeleinblendung in die wesentlichen Elemente von You Die – Du lebst noch 24 Stunden eingeführt.
Weder gruselig noch spannend
Es gibt noch andere gelungene Einstellungen, die sich gut ansehen lassen. Und auch wenn eine geschickte Kameraführung gelegentlich so etwas wie Spannung aufkommen lässt, kann das nicht über den grundsätzlichen Mangel des Films hinwegtäuschen. You Die – Du lebst noch 24 Stunden ist weder gruselig noch wirklich spannend. Die sichtbar werdenden Toten jagen niemandem Angst ein, und auf funktionierende Jump-Scares wartet man vergeblich. Die wenigen Versuche sind viel zu vorhersehbar, um mehr als ein müdes Lächeln hervorzuzaubern. Und auch die schauspielerischen Leistungen wirken nicht überzeugend, was zu der statischen Wirkung etlicher Dialogszenen beitragen dürfte.
Wenn das Handy zweimal klingelt
Ein paar nette Gags trösten dann doch. Etwa wenn sich Asia zu Beginn mit ihrer Freundin über Dating-Apps unterhält. „Umgebracht haben diese Apps bislang aber noch niemanden“, sagt die Freundin. Wir wissen es besser, denn wir ahnen ja, dass Asia bald die App zum Dating mit dem Tod auf ihrem Handy finden wird. Nett ist auch der Verweis, wenn sich die Drei das billige Horror-Video angucken und sich in einer Fluchtsequenz über die dumme Handlung ärgern: „Das ist ja ein bekloppter Film. Hat die denn gar kein Handy dabei?“ Nun, Asia hat eins. Und das wird gleich zweimal klingeln.
Viel Gewicht legt You Die – Du lebst noch 24 Stunden wohl auch wegen des niedrigen Budgets, das keine großartigen Spezialeffekte zuließ, auf den inneren Konflikt Asias. Soll sie ihr Leben verlängern und die App einem Anderen anhängen? Ein moralisches Problem, das zu einem spannenden Drama hätte ausgebaut werden können. Wie sähe eine Welt aus, in der fast alle dies App bereits verwenden würden? Eine moderne Variante des Paranoia-Schockers Die Körperfresser kommen? Doch die Dialoge, die sich um dieses Dilemma herum entspinnen, sind zu banal und oberflächlich. Und die endgültige Lösung des Konflikts ist nur schwer nachvollziehbar – und nicht wirklich logisch.
Mein Fazit zu You Die – Du lebst noch 24 Stunden
Dank in weiten Teilen recht guter Kameraarbeit und dem ernsthaften Stil-Bemühen ist You Die – Du lebst noch 24 Stunden kein vollständiger Rohrkrepierer. Gute Ansätze versacken jedoch in banalen Dialogen, mittelmäßigen Schauspielleistungen und fehlender Spezialeffekte. In einem Horrorfilm möchte man sich halt wenigstens etwas gruseln. Dem sichtlich ambitionierten Regie-Trio gelingt es nicht, die fehlenden finanziellen Möglichkeiten durch kreative Kompetenz auszugleichen.
You Die – Du lebst noch 24 Stunden ist ab dem 5. August 2021 auf DVD und Blu-ray erhältlich. Digital gibt es den Film bereits seit dem 22. Juli.
Unsere Wertung:
© Tiberius Film