In dem Netflix-Film You People nimmt sich der Black-ish-Schöpfer Kenya Barris dem Cultur-Clash an und entwirft eine hochkarätig besetzte Liebeskomödie. Ob die Komödie mit Jonah Hill in der Hauptrolle das Thema neu erfindet oder wieder nur aufwärmt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Titel | You People |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Regie | Kenya Barris |
Genres | Liebesfilm, Komödie |
Darsteller | Jonah Hill, Lauren London, Eddie Murphy, Julia Louis-Dreyfus, Sam Jay, Nia Long, Travis "Taco" Bennett, David Duchovny, Molly Gordon, Deon Cole, Andrea Savage, Elliott Gould, Rhea Perlman, Mike Epps, La La Anthony, Yung Miami, Khadijah Haqq McCray, Bryan Greenberg, Jordan Firstman, Andrew Schulz, Matt Walsh, Emily Arlook, Hal Linden, Winnie Holzman, Richard Benjamin, Doug Hall, Anthony Anderson, Malik S., Ian Sargent Phillips, Ahmad Dugas, Nelson Franklin, Rob Huebel, Murray Gray, Felipe Esparza, Kym Whitley, Doris Hancox, Romy Reiner, Marla Garlin, Marcus Mullins, Kash Abdulmalik, Emily G. Miller, Reese Levine, Alana Jackson, Amy Bernstein, Todd Shotz, Chayim Frenkel, DJ Drama, Kenya Barris, Robert Diago DoQui, Chinyere Dobson, Pason |
Länge | 117 Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
Die Handlung von You People
Der 35-jährige Ezra (Jonah Hill) ist ein weißer jüdischer Broker in der Finanzwelt von Los Angeles und betreibt mit seiner besten Freundin einen Podcast über die afro-amerikanische Kultur. Durch einen Zufall lernt er eine junge, schwarze Frau (Lauren London) mit muslimischen Hintergrund kennen. Die beiden verlieben sich ineinander und Ezra beabsichtigt Amira zu ehelichen. Doch der eigentliche Beziehungstest steht den beiden noch bevor: das Kennenlernen der Eltern.
Was darf Humor?
Der Regisseur Kenya Barris, der zusammen mit Jonah Hill auch das Drehbuch verfasst hat, nimmt sich für You People ein durchaus beliebtes Thema, welches schon in unzähligen Filmen erzählt wurde. (Klar: Meet the Fockers lässt grüßen…) Doch sind Filme über die Unterschiede von Menschen, ob nun dem Geschlecht, der Religion oder eben der Kultur nicht zwangsläufig humoristisch. Barris trifft in seinem Film allerdings oft ins Schwarze und kreiert Situationen, die so oder so ähnlich auch in unserem Leben auftreten könnten. Man spürt, dass Barris und Hill bei den Arbeiten am Drehbuch eigene Erfahrungen mit eingearbeitet haben. Zudem bleibt jedoch kein Klischee ungenutzt. Eine romantische Komödie mit culture clash kann dabei wohl kaum frei von Klischees oder Stereotypen sein. Doch fragt man sich in You People schon, warum man das Gezeigte immer komplett bis zum Erbrechen auserzählen muss.
Gerade Shelley (Julia Louis-Dreyfus), die Mutter von Ezra, ist so naiv-weltfremd und tappt in jedes rassistische Fettnäpfchen. Das ist bis zu einem bestimmten Punkt durchaus amüsant, weil die Episoden eben aus dem echten Leben gegriffen sein könnten. Doch der Fremdscham will nicht enden ehe das Faß des guten Geschmacks überläuft. Die Gags mit beleidigenden und unpassenden Bemerkungen erschöpfen sich nach einer Weile doch. Ähnlich überzogen kommt der Vater von Amira her – Eddie Murphy als Akbar. Er hat sich für seine Tochter – und daran lässt er nicht den geringsten Zweifel – keinen weißen Mann vorgestellt hat. Analog zur DeNiro-Figur in Meet the Fockers setzt er alles daran die Hochzeit zu verhindern und die Beziehung zu torpedieren. Ja, auch die Murphy-Rolle ist nicht frei von Klischees, doch mit deutlich mehr Biss und politischen Subtext passt das etwas besser ins Sujet.
Holocaust vs. Sklaverei – Was war schlimmer?
You People widmet sich zwar wichtigen und aktuellen Themen. Leider aber nur sehr oberflächlich: Der erste Auftritt von Akbar mit einem „Fred Hampton Was Murdered“-Shirt kann als politischste Statement gewertet werden. Die RomCom von Kenya Barris kratzt politische Diskurse nur an. Biss und Schlagfertigkeit? Keine Spur. So kommen die Vergleiche zwischen Holocaust und Sklaverei eher einer beiläufigen Bemerkung gleich, statt zur Rampe einer ernsthaften Auseinandersetzung genutzt zu werden. Ähnlich die Diskussion um Forrest Gump und dessen Freund Bubba: Hier stecken tatsächlich durchaus rassistische Denkweisen drin, die man aufdecken hätte können. Angesichts der Ausgangslage ist das leider verschenktes Potential, denn Barris und Hill zeigen, dass sie ein gewisses Gespür für diese Themen haben.
Jonah Hill zeigt vor der Kamera, was für ein unglaublicher Sympathieträger er sein kann. Zwar dürfte Eddie Murphy in seiner unverwechselbaren Art, vor allem für Fans das Highlight sein. Doch das Kennenlernen und Zusammenleben von Jonah Hill und Lauren London ist einfach bezaubernd. Die beiden haben eine wunderbare Chemie miteinander und überzeugen als liebendes Paar. Doch auch die weiteren Darsteller:innen zeigen eine tolle Leistung – Julia Louis-Dreyfus als kulturaneignende Übermutter, David Duchovny als Xzibit-Verehrer oder eben Murphy als Vater, der eigentlich nur das Beste für seine Tochter will. Inszenatorisch zeigt Kenya Barris sein Gespür für die Menschen und auch die kalifornische Metropole: Mit einigen schönen Bildern und einem tollen Soundtrack möchte man durchaus mehr von Los Angeles oder dem besonderen Menschenschlag dort sehen.
Unser Fazit zu You People
Kenya Barris ist mit You People eine gelungene Momentaufnahme im Leben zweier Mittdreißiger gelungen. Doch der eigentliche Kern des Films, das Aufeinandertreffen von Kulturen, scheitert leider zu oft am Humor und der inhaltlichen Auseinandersetzung. Wenige starke Momente reichen dabei nicht aus. Sollte man mit der reinen Oberflächlichkeit, mit der die Thematik behandelt wird, kein Problem haben, kann man sich immerhin am tollen Cast erfreuen. Hill, Louis-Dreyfus oder der stark aufspielende Murphy machen aus You People dann doch einen durchaus kurzweiligen Film für einen lockeren Abend mit Freunden oder der Familie vor dem Fernseher.
You People ist seit dem 27.01.2023 auf Netflix verfügbar!
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