Das japanische Erotik-Drama You’ve got A Friend geht dahin, wo es weh tut. Und das ist nicht nur auf die BDSM-Szene bezogen, in der der Film angesiedelt ist. Ob das eine lohnenswerte Angelegenheit ist, erfahrt ihr in unserer Review!
Titel | You've got a Friend |
Jahr | 2022 |
Land | Japan |
Regie | 廣木隆一 |
Genres | Liebesfilm, Drama |
Darsteller | Jun Murakami, 菜葉菜, Masao Yoshii, Momoka Ayukawa, 大西信満, 木口健太, Kensuke Tanaka, Masato Hyugaji, 宮崎吐夢, Tomorowo Taguchi, 烏丸せつこ, Wyolica |
Länge | 115 Minuten |
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Die Handlung von You’ve got A Friend
Der schüchtern Yoshida (Jun Murakami) ist ein Masochist, bei der Domina Miho (Nahana) lebt er seine Gelüste aus. Doch er trauert noch immer seiner früheren Herrin Mistress Yukiko (Wyolica) nach. Als er in der Auslebung seines Masochismus immer weniger Befriedigung zu findet, beginnt er, sich privat mit Miho zu treffen. Da gesteht ihm auch eine schüchterne Arbeitskollegin seine Liebe, zudem erfährt er, dass Yumiko wieder in der Stadt sein soll…
Ein Tabuthema, das keines mehr ist
Das Thema Masochismus ist sicherlich mit vielen Vorurteilen belastet. Schon die Ausrüstung, die für das sexuelle Ausleben einer S/M-Beziehung eingesetzt wird, löst bei vielen ein mulmiges Gefühl aus. Doch die japanischen Filme des Pinku eiga (Pink-Films) erkunden schon seit den späten 60ern die Untiefen menschlicher Gelüste. Und so verknüpft auch Regisseur Ryûichi Hiroki in seiner Manga-Verfilmung You’ve got a Friend offenherzig die masochistischen Neigungen seines Protagonisten mit tiefergehenden Themenkomplexen. Etwa kümmert sich Yoshida seit Jahren um seine Mutter, die seit dem Tod des Vaters das Bett nicht mehr verlassen hat. Auf der Arbeit werden seine sexuellen Vorlieben diskutiert und akzeptiert, während im Hintergrund die Wahl eines neuen Bürgermeisters der Szene in dieser kleinen Stadt ein Ende zu setzen droht.
Und inmitten dieses Umfelds entspinnt sich eine Romanze zwischen Yoshida und Miho, abseits ihrer Beziehung als Sklave und Herrin. Es ist ein gewöhnungsbedürftiger Umstand für beide, obwohl sie sich eigentlich schon sehr vertraut sind. Doch vor allem Yoshida trägt einen schweren seelischen Ballast mit sich herum. Die Trennung von seiner früheren Herrin Yukiko hat ihn mit einem Trauma zurückgelassen. Immer wieder suchen ihn die Erinnerungen an ihre letzte Begegnung heim. Diese hatte ihm zwar fast das Leben gekostet, doch seine Sehnsucht nach Yukiko, die ihn vollends befriedigen konnte, blockiert seine aufkeimende Liebe zu Miho. Und das lässt den Film bis zum Ende auch hin und wieder haarscharf an der Tragödie entlangschliddern.
Sensibel und leichtfüßig
Der Grund, warum die Geschichte von You’ve got a Friend so gut funktioniert, ist sicherlich darin zu finden, dass Ryûichi Hiroki seine Figuren ernst nimmt. Er besitzt die Sensibilität, sie zu beschreiben, ohne sie vorzuführen. Yoshida und Miho sind nahbar, ihre Charaktere nachvollziehbar. Sowieso ist der Film bevölkert mit sympathischen Charakteren aus diesem düster erscheinenden Milieu. Der Film spielt in einer kleinen Stadt, wo man sich eben untereinander kennt und respektiert.
Die Handlung schreitet leichtfüßig voran und nimmt sich auch die Freiheit, an den richtigen Stellen Humor einfließen zu lassen. Wenn Yoshidas Arbeitskollegin ihm ihre Liebe gesteht und von nun seine Gelüste bedienen möchte, weiß man gleich, dass das nicht gut gehen kann. Denn sie unterwirft sich damit seinen sexuellen Anwandlungen, was für ihn natürlich nicht funktionieren kann. Als er sich dann in seinem Wohnzimmer vor ihr auszieht, das Mobilar umschmeißt und danach von ihr fordert, ihn zu bestrafen, sucht sie schnell überfordert und geschockt das Weite. Genauso hat Yoshida anfängliche Probleme beim Geschlechtsverkehr mit Miho, weil er diese Art der körperlichen Liebe einfach nicht gewohnt ist.
Auch nimmt sich das Skript immer wieder mal die Zeit, um die beiden über Sexualität, speziell die sado-masochistischen Beziehungen, diskutieren zu lassen. So finden Yoshida und Miho durchaus Gründe in ihrem Wesen und ihrer Vergangenheit, die sie zu den Personen gemacht haben könnten, die sie heute sind. Doch sie kommen schließlich überein, dass dies genauso gut nur gängige Klischees darstellen könnten, die zu bedienen sie sicherlich nicht bereit sind.
Unser Fazit zu You’ve got A Friend
Ryûichi Hiroki gilt in Japan als einer der bedeutendsten Filmemacher des zeitgenössischen Pink-Films. Nun kann sich auch das deutsche Publikum ein Bild von seinem großen Talent machen, denn You’ve got a Friend ist ein rundum gelungener Film. Er besitzt Charaktere, die sympathisch sind, weil sie Höhen und Tiefen durchwandern müssen. Der Grundton des Erotik-Dramas ist durchaus beschwingt, jedoch kann die Stimmung schnell kippen, da You’ve got a Friend eben kein reiner Feelgood-Film sein will. Er nimmt die Zuschauerschaft zu einer emotionalen Reise von Yoshida und Miho an die Hand, lässt sie an ihren Gedanken und vor allem auch ihrer Entwicklung teilhaben. Er ist mehr als seine auf den ersten Blick anstößige Thematik, die eigentlich nur als Aufhänger dient. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem wunderschönen Film belohnt.
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Unsere Wertung:
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