In der Zeit der Indianerkriege kämpft Hollywood-Haudegen Kirk Douglas Zwischen zwei Feuern. Ein wiederentdeckter Klassiker der 50er Jahre, gelungen restauriert. Warum es sich lohnt, den Film auch heute noch anzusehen, erfahrt Ihr in dieser Rezension.
Titel | Zwischen zwei Feuern |
Jahr | 1955 |
Land | United States of America |
Regie | André de Toth |
Genres | Western |
Darsteller | Kirk Douglas, Elsa Martinelli, Walter Matthau, Diana Douglas, Walter Abel, Lon Chaney Jr., Eduard Franz, Harry Landers, Alan Hale Jr., Michael Winkelman, Elisha Cook Jr., Ray Teal, Frank Cady, Hank Worden, Lane Chandler, Robert "Buzz" Henry |
Länge | 88 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |
Darum geht es in Zwischen zwei Feuern
Der Sezessionskrieg ist gerade vorbei, die Indianerkriege gehen weiter. Es ist die Zeit des „Go West“. Trapper Johnny Hawks (Kirk Douglas) hat sich als Indianerfresser einen Namen gemacht, wird von den amerikanischen Ureinwohnern aber dennoch respektiert. Er steht gewissermaßen Zwischen zwei Feuern. Als ein Siedlertreck von den Sioux überfallen wird, kann er zwischen den beiden Parteien vermitteln. Er erklärt sich bereit, den Treck durch das Indianergebiet zu führen.
Leider hat er die Rechnung ohne die Ganoven Wes Todd (Walter Matthau) und Chivington (Lon Chaney Jr.) gemacht. Die beiden sind scharf auf das Gold der Indianer und dabei mit der Gabe von Whisky recht freigiebig. Dass dabei der Bruder von Häuptling Red Cloud über die Klinge springt, schert sie wenig. Die Indianer umso mehr, die als Rache gleich alle Weißen zum Teufel schicken wollen. Aber es gibt ja noch Johnny Hawks…
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Als der Wilde Westen noch wild war
Doch unser Held steht in Zwischen zwei Feuern von beiden Seiten unter Beschuss. So gesehen eine Paraderolle für Kirk Douglas, der hier einmal mehr den ungezähmten wilden Hannes geben darf. Unbeirrt von den Versuchungen der Zivilisation geht er breitbeinig seinen eigenen Weg. Schließlich sind wir hier mitten im Wilden Westen, als er tatsächlich noch wild war. Und Kirk Douglas ist halt nicht der ewig sanft- und edelmütige James Stewart. Sein Hawks ist ein Glücksritter, der zwar niemandem etwas Böses will, aber doch vor allem sein eigenes Schäflein ins Trockene zu bringen trachtet.
Anders als viele Western der 1950er Jahre zeichnet Zwischen zwei Feuern indes kein einseitiges Bild der Indianer, sondern bemüht sich um eine behutsame Annäherung. Freilich ist das Rechtsverständnis der Native Americans, die gleich am Anfang einen der Whiskyhändler auf dem Scheiterhaufen richten wollen, nicht mit dem unseres Helden vereinbar. Doch die lasche Bagatellisierung des Übeltäters durch die Justiz der Weißen stößt nicht weniger sauer auf. Als Zuschauer nimmt man schnell Partei für die Ureinwohner Amerikas. Zumal sich die weißen Siedler auch kein Ruhmesblatt der Gerechtigkeitsliga anheften können. Zu schnell sind sie bereit, den zum Indianerfreund abgestempelten Hawks ohne großes Federlesen aufzuknüpfen.
Natürlich gab es auch schon vorher Indianerwestern, die sich um ein gerechteres Bild der Ureinwohner bemühten, wie etwa Der gebrochene Pfeil (1950) mit James Stewart und dessen Fortsetzung Die Schlacht am Apatschen-Pass (1952), in denen Jeff Chandler jeweils als Apatschenhäuptling Cochise zu sehen war. Doch skizzierten diese Filme oft nur den edlen Wilden als romantischen Gegenentwurf zu einer fragwürdig gewordenen Moderne. Dessen Schicksal es war, entweder unterzugehen oder sich zu assimilieren.
Bilder, um das Wilde zu bewahren
Auch in Zwischen zwei Feuern ist die unberührte Wildnis, sei sie nun in der Natur oder im Menschen, nichts für die Ewigkeit. Sie lässt sich nur künstlich festhalten, etwa in Form von Fotografien. Paradigmatisch in der von Elisha Cook gespielten Figur des Briggs verkörpert. Briggs ist mit einer Kamera unterwegs, um die noch unzerstörte Natur und die wilden Indianer auf Fotoplatten zu bewahren. Das gibt auch Anlass zu einigen komischen Szenen, die möglicherweise Inspiration für den von Chris Howland gespielten Jefferson Tuff-Tuff in Winnetou 1 gewesen sein könnten.
Briggs steht jedoch in doppelter Funktion auch stellvertretend für das visuelle Konzept von Zwischen zwei Feuern. Die großartige Kameraarbeit von Wilfred M. Cline fängt die so atemberaubend wie wilde Schönheit der Landschaften Oregons in beeindruckenden Bildern ein. Farbenprächtig, aber nicht überzuckert. Der Fotograf Briggs ist sozusagen Clines Alter Ego, haben doch beide die gleiche Mission. Dass Hawks dabei mitten im Gefecht mit den Indianern ausgerechnet Briggs Kamera rettet, spricht für sich.
Zwischen zwei Feuern in Cinemascope ausgebreitet
Doch auch sonst reizt der Film das verwendete Cinemascope-Verfahren nicht nur bei Panoramaaufnahmen bis zum Äußersten aus. Sogar in Dialogen werden die Akteure oft weit am Bildrand aufgestellt, sodass sie bei einer Konvertierung in das ehemals im Fernsehen übliche 4:3-Format nicht mehr zu sehen gewesen sein dürften. Die Bildgestaltung sowie das Arrangement von Akteuren und Gegenständen im Raum lassen künstlerischen Ausdruckswillen erkennen. Wenn die Kamera in Zwischen zwei Feuern langsam eine Runde durch das abendliche, von Lagerfeuern erhellte Siedlercamp dreht, und dabei nach und nach ein ganzes Tableau von Archetypen der Pioniergeschichte erfasst, erzählt allein diese Einstellung ganze Geschichten.
Hollywoodstar Kirk Douglas gibt in Zwischen zwei Feuern mit seinen kantigen Zügen wie so oft glaubhaft den harten Kerl. Man mag sich an seinem Overacting gelegentlich stören. Wenn er mit typisch breitem Kirk-Douglas-Grinsen gute Laune verbreiten will, freut man sich schon, dass er diesmal nicht wie etwa in dem unmittelbar zuvor entstandenen Mit stahlharter Faust zur Klampfe greift und zu singen beginnt. Aber was soll’s. Man kennt und schätzt den erst in diesem Februar mit 103 (!) Jahren verstorbenen Superstar der goldenen Ära auch aus zahlreichen Charakterrollen, in denen er sein schauspielerisches Können beweisen konnte. Hier glänzt er vor allem durch körperliche Präsenz.
Bedenkliches Frauenbild
Bedenklich dagegen ist das Frauenbild. Man schien damals zu glauben, dass Frauen es attraktiv fänden, zu einem Kuss nicht verführt, sondern gezwungen zu werden. Was heute sexuelle Belästigung heißt, war damals Zeichen beharrlicher Männlichkeit. Auch wenn die quasi Vergewaltigung, mit der Hawks seine Indianermaid Onahti an sich zu binden weiß, vor allem erneut Wildheit dokumentieren sollte, stößt dies heute mehr als unangenehm auf.
Ungebrochen bleibt dieses Rollenbild in Zwischen zwei Feuern indes nicht. Ist es doch Onahti, die Hawks nach dem Liebesakt mit einer Fußfessel an sich bindet. Und es ist auch nicht ohne Ironie, wenn Hawks vor der Farmerin Susan (Diana Dill), die Interesse an ihm zeigt, schnell Reißaus nimmt. Ist ihm doch die resolute und emanzipierte Frau nicht ganz geheuer. Mit diesem Unwohlsein kannte sich Regisseur André De Toth offenbar aus: Er war ganze sieben Mal verheiratet und zeugte 19 (!) Kinder.
Ein Regisseur zum Wiederentdecken
De Toth war bekannt für solide und spannende Hausmannskost, wobei er mehrere Genres bediente, insbesondere Krimis und Western. Darunter auch mittlerweile als Klassiker geltende Perlen wie Gegenspionage (1952) mit Gary Cooper oder Tag der Gesetzlosen (1959), der einer der Inspirationsquellen Quentin Tarantinos für dessen The Hateful 8 gewesen sein soll. Übrigens auch in einer guten Edition von Koch Media erhältlich. Mit Das Kabinett des Professor Bondi (1953) mit Vincent Price schuf André De Toth aber auch einen Klassiker des Horrorfilms, der von Kritikern als der beste seinerzeit gedrehte 3-D-Film gefeiert wurde.
In Zwischen zwei Feuern darf man sich auch an hervorragenden Nebendarstellern erfreuen. Die junge Elsa Martinelli war zwar noch weit von ihrer schillernden Präsenz etwa in Hatari entfernt, kann aber durchaus überzeugen. Sie sieht zwar alles andere als indianisch aus, aber das war eben so in einer Zeit, in der ein John Wayne den Dschingis Khan (Der Eroberer, 1956) geben konnte. Walter Matthau war, bevor er als Komiker durchstarten konnte, dank seines Knautschgesichts auf zwielichtige Charaktere abonniert. Was ihm sichtlich Spaß gemacht haben dürfte. In diesem Fall unterstützt durch Horror-Urgestein Lon Chaney Jr. (Der Wolfsmensch), der den etwas dusseligen Kumpel Matthaus mit stoischer Bulldoggenmiene perfekt ausfüllt.
Mein Fazit zu Zwischen zwei Feuern
Alles in allem ist Zwischen zwei Feuern eine brillant gefilmte kleine Westernperle, die man nun dank Koch Media in hervorragender Qualität wieder entdecken kann. Das Bild der Blu-ray ist knackscharf, nur an wenigen Stellen kurz durch Unschärfen eingetrübt. Auch dem Regisseur André De Toth dürfte man wieder mehr Aufmerksamkeit gönnen. Denn trotz aller, dem Zeitkolorit verpflichteten Einschränkungen, ragen viele seiner Filme in Gestaltung, Bildaufbau und Dramaturgie aus der Masse deutlich heraus.
Zwischen zwei Feuern ist seit dem 24. Mai 2020 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Unsere Wertung:
© Koch Films