Greta ist einer dieser Thriller, der selbst durch kleinere Spoiler viel an Spannung einbüßt. Es sei also geraten, um die Trailer einen großen Bogen zu machen. Wer den Film gänzlich unbedarft schauen möchte, der kommt erst nach seiner Sichtung wieder zurück zu dieser Review, die ansonsten so spoilerfrei wie möglich gehalten ist. Lest nun, was einen in Neil Jordans (Byzantium, Interview mit einem Vampir) kleinen Stalker-Thriller so alles erwartet!
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No data available.Die Story von Greta
Die noch recht junge Frances (Chloë Grace Moretz) ist neu in New York City und hat noch nicht viel vom Leben in der Metropole gesehen. Als sie eines Tages in der U-Bahn eine verwaiste Handtasche vorfindet, ist es für die junge Kellnerin selbstverständlich, dass sie diese zum Fundbüro bringt. Da dieses jedoch geschlossen hat, entschließt sie sich kurzer Hand dazu, die Tasche persönlich zu überbringen. So steht sie kurz darauf vor der Haustür der Witwe Greta (Isabelle Huppert). Sie macht den Eindruck einer einsamen, älteren Dame, die etwas eigentümlich daherkommt und sich nach dem Tod ihres Mannes nach der Gesellschaft ihrer weit entfernt lebenden Tochter sehnt.
Da Frances Verhältnis zu ihrem Vater zur Zeit recht angespannt ist und sie ihre Mutter erst kürzlich verloren hat, beginnen die beiden Frauen sich trotz des Altersunterschieds und der Tatsache, dass sie sich quasi kaum kennen, sehr schnell sehr gut zu verstehen. Frances leistet Greta dabei immer häufiger Gesellschaft und hilft ihr bei Entscheidungen, sehr zum Missfallen ihrer besten Freundin Erica (Maika Monroe). Doch die geschenkte Aufmerksamkeit seitens Greta nimmt zunehmend bedrohlichere Züge an und aus der anfänglichen Freundschaft entwickelt sich rapide eine Obsession. Die Situation steht kurz davor, zu eskalieren.
Greta aka Cruella de Vil
“Sie soll aus meinem Leben verschwinden!”
Greta ist so unangenehm wie Kaugummi im Haar. Der Film schafft es auf jeden Fall, die Figur der Greta schier unendlich nervig zu machen. Das geht sogar so weit, dass es sich sogar auch ein wenig auf den Film als solchen ausbreitet. So wirkt sie mit zunehmender Laufzeit nicht nur auf Frances unerträglich, sondern auch auf den Zuschauer. Das affektierte Gehabe, der durchdringend böse und vielsagende Blick und die Dreistigkeit gehen Darstellerin Isabelle Huppert dabei federleicht von der Hand, was all ihre Auftritte zu ziemlich unangenehmen Momenten macht. Sie funktioniert dementsprechend hervorragend in der Rolle, aber auch Chloë Grace Moretz (Suspiria (2018), Let Me In) gibt sich als hoffnungslos naive und junge Frances ziemlich gut.
Warum Frances allerdings sofort und ohne große Bedenken eine enorme Bindung zur deutlich ambivalenteren Greta aufbaut, bleibt jedoch ein Rätsel. Da ändert auch die Tatsache nichts, dass sie ihre Mutter vor einiger Zeit verloren hat und auf der Suche nach einem Ersatz ist. Sie kann schlichtweg nicht so einfach und schnell eine tiefgründige Zufallsbekanntschaft machen, die direkt zur Ersatzmutter wird. Frances Uneinsichtigkeit, als ihre beste Freundin Erica ihr genau dies entgegnet, ist kaum nachvollziehen. Zum Glück wird sie denkbar schnell von ihrem Höhenflug heruntergeholt. Oder doch nicht? Leider bleibt dieser erste Aufreger nicht der einzige und auch eine damit einhergehende gewisse Konstruiertheit zieht sich durch den Rest dieses kleinen Stalker-Thrillers.
Spannung mit Abzügen
“Sie will nur Aufmerksamkeit. Je mehr sie ihr geben, desto mehr will sie haben.”
Als der Film nach dem etwas übereilten und abgehakt wirkenden Start dann aber erst einmal ins Rollen gekommen ist, kommt auch endlich wohlige Spannung auf. Spannung, die leider durch einige kleine Vermeidbarkeiten an Effektivität einbüßt. Denn die etwas überdramatische musikalische Unterhaltung und plötzlichen Kamerazooms erreichen nämlich oftmals durch ihren häufigen Einsatz das genaue Gegenteil von dem, was damit eigentlich erzeugt werden soll. Hinzu kommt dann noch, dass einige Szenen mitunter schon ein wenig cringy, unrealistisch und auch beinahe etwas trashig daherkommen.
Demgegenüber hat Greta aber auch einige Highlights zu verbuchen: Stichwort Plätzchenform. Auch die Spannung ist, trotz der selbst gelegten Steine im Weg, zu einem Großteil der Laufzeit gegeben, sodass einem schon das Ziehen eines Korkens im Film einen keinen Schreck versetzen kann. Generell dürften Genre-Fans dank der geradlinigen Inszenierung und den wenigen Durchhängern Spaß an dem Streifen haben. Längen kommen nämlich so gut wie keine auf, auch wenn Greta durch Vermeidung seiner teilweise auftretenden Überinszenierung eine noch effektivere Schiene hätte fahren können.
Mein Fazit zu Greta
Greta ist ein wenig unterwältigend in Anbetracht der Möglichkeiten der zugrundeliegenden Stalker-Story, als Thriller aber immer noch recht solide und kurzweilig genug inszeniert, dass der Nervenkitzel sowie das Interesse am Geschehen nicht verloren gehen. Handwerklich und schauspielerisch gibt es an sich auch nur wenig zu bemängeln. Gerade Isabelle Huppert geht in ihrer affektierten und fiesen Rolle richtig auf und trägt einen erheblichen Anteil daran, dass Greta funktioniert und gleichzeitig auch ein wenig anstrengend und trashig ist. Wenn man dazu noch von der Überdramatisierung einiger Szenen absehen kann, steht einem kurzweiligen und spaßigen Besuch bei Greta allerdings nichts im Wege.
Greta ist ab dem 20.8.2019 auf Blu-ray, DVD und on Demand erhältlich!
Unsere Wertung:
© Capelight Pictures