Nach mehreren Kurzfilmen veröffentlichte der österreichische Künstler Kevin Kopacka vor Kurzem seinen ersten Langfilm Hager. Erfahrt hier, worum es darin geht und ob es sich lohnt, ihn sich anzusehen!
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No data available.Worum geht’s in Hager?
Der Polizist Till Hager (Philipp Droste) wird damit beauftragt, Nachforschungen zu der neuartigen Droge Abaddon anzustellen. Zuvor war sein Kollege Schweitzer (Cris Kotzen) damit betraut, der mit Hagers Schwester Maria (Anna Heidegger) verheiratet war. Schweitzer verschwand spurlos und Maria landete in einer Anstalt. Trotz beruflichen Erfolgs und einer glücklichen Beziehung leidet auch Hager an psychischen Problemen. Er hat ein schlechtes Verhältnis zu seiner Familie und betrügt seine Verlobte hinter deren Rücken. Ausgelöst durch die Ermittlungen zur Droge verschmelzen für ihn Vergangenheit, Gegenwart und seine inneren Dämonen. Er durchlebt einen Höllentrip, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
Ein ambitioniertes Debüt mit vielen visuellen Einfällen…
Hager ist das Spielfilmdebüt des österreichischen Künstlers und Filmemachers Kevin Kopacka. Er führte dabei nicht nur Regie, sondern schrieb auch am Drehbuch mit, produzierte den Film, schnitt ihn und zeichnete dazu teilweise für die Filmmusik verantwortlich. Außerdem übernahm er ein Cameo als Titelheld des Films-im-Film „Johnny Arson“, den sich einige der Hauptfiguren im Fernsehen anschauen. Kopacka konnte sich mit Hager also in jedem Aspekt künstlerisch verwirklichen.
Und in formaler Hinsicht kann man ihm auch nicht viel vorwerfen, denn Hager ist diesbezüglich sehr gelungen. Man merkt, dass Kopacka ein großer Fan von David Lynch, Gaspar Noé und Dario Argento sein muss. So finden sich hier mehrere recht aufwendige Plansequenzen und Kamerafahrten, ebenso wie ungewöhnliche Kameraperspektiven und Zooms. Häufig wird mit Überblendungen, Bildverzerrungen, Jump-Cuts und Schärfenverlagerungen gearbeitet. Die Sets sind effektiv ausgeleuchtet. Dazu schwelgt das Bild in leuchtenden Rot- und Grüntönen, ähnlich wie in Argentos Filmen Suspiria und Inferno. Untermalt wird das Ganze mit einem treibenden elektronischen Score.
…aber einer schlecht erzählten Geschichte
Hager ist somit ein visuell und musikalisch sehr beeindruckender Film. Nur leider hapert es gewaltig bei der Handlung. Diese springt ständig zwischen mehreren Zeit- und Wirklichkeitsebenen hin und her. Wobei auch mehrfach der Protagonist gewechselt wird. Mal ist es Till Hager, mal seine Schwester Maria, auf die sich das Augenmerk richtet. Dann wieder deren Ehemann Schweitzer und dessen Kollege Nordmann (H.K. DeWitt). Der Grund dafür ist, dass Hager als Fortsetzung zu Kopackas vorhergehenden Kurzfilmen Hades (2015) und Tlmea (2016) fungiert, in denen die drei letztgenannten Charaktere die Hauptfiguren waren. Aus beiden Werken werden teilweise ganze Szenen übernommen. So ist Hager zwar auch einigermaßen verständlich, wenn man sie nicht gesehen hat, durch den fehlenden Fokus und die sprunghafte Erzählweise aber unnötig verwirrend.
Unsympathische Charaktere und wenig überzeugendes Schauspiel
Die Handlung an sich ist dabei durchaus interessant und weist viele Bezüge zur griechischen Mythologie und zu Dante Alighieris Göttliche Komödie auf. Zitate aus letzterem Werk werden dabei häufig eingeblendet, um die einzelnen Kapitel voneinander zu trennen. Die verschachtelte, komplexe Erzählweise schadet dem Film aber, da so ein erkennbarer Spannungsbogen fehlt und er letztlich einen ziemlich konfusen Eindruck hinterlässt. Hinzu kommt, dass die Charaktere zum Einen sehr klischeehaft und zum Anderen auch nicht gerade sympathisch gezeichnet werden, wodurch es einem als Zuschauer schwer fällt, eine Bindung zu ihnen aufzubauen.
Zudem ist auch die schauspielerische Leistung insgesamt nicht sehr überzeugend. Und das, obwohl einige Größen der Berliner Hip-Hop-Szene mitwirken wie Cris Kotzen, Melanie Wilhelm alias Melbeatz und Nura Habib Omer. Letztere dürfte einigen als ehemaliges Mitglied des Rapduos SXTN bekannt sein, ist hier als Psychologin aber nicht gerade glaubwürdig. Hauptdarsteller Philipp Drosten bleibt den ganzen Film über ziemlich blass, wie auch der Rest des Casts. Nur Anna Heidegger als Maria bringt einigermaßen Charisma mit, wobei sie den Großteil des Films über stumm bestreitet.
Unser Fazit zu Hager
Hager ist in dieser Form insgesamt leider ein Film, der sein Potenzial nicht ausschöpfen kann. Er bietet zwar beeindruckende Bilder und atmosphärische Musik, seine Handlung ist aber unnötig verkompliziert und nicht gerade fesselnd. Das liegt teils auch an den nachlässig entwickelten Hauptfiguren, deren Schicksal einem als Zuschauer egaler nicht sein könnte. Schade, hier wäre mehr drin gewesen.
Unsere Wertung:
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