Eine heiße Liebesgeschichte, eine gefährliche Affäre, ein Verbrechen und undurchsichtige Figuren: Der Erotikthriller verbindet Sex and Crime wie wohl kein anderes Genre. Wir stellen euch nun die besten Erotikthriller vor, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet.
Das Spiel mit dem Feuer
Der Name verrät es bereits: Im Mittelpunkt stehen Begierde und Gefahr, oft auch unmittelbar aneinandergekoppelt. Der Erotikthriller war als Subgenre des Thrillers besonders in den 80er- und 90er-Jahren populär, als immer mehr Thriller mit Softcore-Elementen angereichert wurden, die zugleich aber auch als Teil des Plots mitwirkten. Fester Bestandteil bei vielen Genrevertretern ist die Figur der Femme Fatale – Die gefährliche Schönheit, die den Mann sexuell verführt, ihm aber durch ihre manipulative Art schnell zur Bedrohung wird. Die Femme Fatale gab es natürlich schon lange vor dem Erotikthriller, sie verdeutlicht jedoch, was das Subgenre ausmacht: eine als verboten oder gefährlich präsentierte Form von Sexualität sowie undurchsichtige Machtspiele und Intrigen, die zumeist in schlimmen Verbrechen münden.
Viele Filme des Genres neigen in ihrer Inszenierung zum Voyeurismus, sparen aber zugleich wichtige Informationen auf, sodass wir als Publikum im Dunkeln gelassen und genauso an der Nase herumgeführt werden wie die Figuren im Film.
Welchen Vertretern dies am besten gelingt, zeigen wir euch in unserer Topliste.
Die besten Erotikthriller im Überblick:
- Swimmingpool (1969)
- Die letzte Verführung (1994)
- Basic Instinct (1992)
- Der Fremde am See (2013)
- Dressed to Kill (1980)
- Sliver (1993)
- Swimming Pool (2003)
- A Snake of June (2002)
- Bound – Gefesselt (1996)
- Die Taschendiebin (2016)
Swimmingpool (1969)
In dieser Liste darf ein Film aus dem Jahr ‘69 wohl kaum fehlen, oder? Aber Spaß beiseite, dieser Genrebeitrag wird wohl jedem geneigten Filmfan in den Kopf schießen, wenn man an Erotikthriller denkt. Gesprächsthema war damals insbesondere, dass Romy Schneider und Alain Delon sechs Jahre nach ihrer fünfjährigen Liaison wieder gemeinsam auf der Leinwand zu sehen waren (tatsächlich blieben sie immer gute Freunde). Das Paar Marianne (Schneider) und Jean-Paul (Delon) verbringt ihren Urlaub in Saint-Tropez. Als Jean-Pauls alter Freund Harry (Maurice Ronet) mit seiner Tochter Pénélope (Jane Birkin) auftaucht, entwickeln sich sexuelle Spannungen zwischen den vier attraktiven Leuten im Sommerhaus. Eifersucht, Neid und Mord folgen. Schauplatz ist dabei primär der titelgebende Swimmingpool des Anwesens. Ein hochinteressanter, atmosphärischer Thriller voller knisternder Erotik an der sommerlich-heißen Côte d’Azur – der deswegen natürlich auch in unserer Topliste nicht fehlen darf.
Die letzte Verführung (1994)
Eine skrupellose Frau, ein Haufen Geld, ein neuer Anfang in einer kleinen Stadt. Bridget (Linda Fiorentino) weiß, was sie will, und nimmt es sich, ohne zu zögern. Die Großstadt und ihren Mann Clay (Bill Pullman) hat sie gerade hinter sich gelassen, 700.000 Dollar aus einem Drogendeal in ihrer Tasche. Durch Zufall bleibt sie in dem Kaff Beston hängen. Durch ihre vereinnahmende Art hat sie bald einen neuen Job und mit dem jungen, aber etwas naiven Mike (Peter Berg) einen neuen Lover. Doch eine solch große Summe Geld hat immer einen Haken im Gepäck…
Die hinreißende Linda Fiorentino feierte als Femme Fatale mit dem eigentlich als Thriller fürs Kabel-TV gedrehten Die letzte Verführung ihren Durchbruch. Ihr Auftritt braucht sich hinter den großen Namen der ehemals schwarzen Serie der 40er und 50er nicht zu verstecken. Regisseur John Dahl transferierte die Trademarks dieser düsteren Krimis gekonnt in die Neuzeit.
Und so werden wir Zeuge, wie Bridget den arglosen Mike mit allen Regeln der Kunst von sich abhängig macht – heiße Sexszenen inklusive. Letztere musste Dahl übrigens heimlich drehen, da die Geldgeber keine groben Anzüglichkeiten duldeten. Aber nur so entstand ein moderner Klassiker des Neo-Noir-Krimi, der zu den erotischsten Thrillern der 90er zählt.
Basic Instinct (1992)
Bei so einer Liste darf auch Basic Instinct aus dem Jahre 1992 von Star-Regisseur Paul Verhoeven nicht fehlen. Der einstige Skandalfilm zeigt Michael Douglas auf dem Höhepunkt seiner 90er-Filmwerke und war der Karrierestart für Sharon Stone. Die Sex-Szenen waren damals sehr provokant für das Mainstream-Kino und die berühmte Verhörszene ist seitdem fester Bestandteil der Popkultur.
Police Detective Nick Curran (Michael Douglas) ermittelt in einem Eispickel-Mordfall. Eine der Verdächtigen ist die Autorin Catherine Tramell (Sharon Stone), die ihn manipulativ in eine heiße Dreiecks-Geschichte verleitet.
Auch heute weiß Basic Instinct immer noch zu überzeugen. Die virtuose Inszenierung, das clevere Drehbuch und die Filmmusik von Jerry Goldsmith schaffen eine knisternde Atmosphäre, die das Publikum immer wieder in den Bann zieht.
Der Erotikthriller erhielt damals 2 Oscar-Nominierungen und wurde zur Nr. 4 der Jahres-Kinocharts.
Der Fremde am See (2013)
Ein Hochsommer in Frankreich: Franck (Pierre de Ladonchamps) verbringt seine Zeit am liebsten an einem abgelegenen See, der vor allem als Treffpunkt schwuler Männer genutzt wird. Dort trifft er auf den geheimnisvollen Michel (Christophe Paou), dem er sofort verfällt. Als an dem See ein Mann spurlos verschwindet, erhärtet sich jedoch der Verdacht, dass sich Franck besser nicht auf ihn einlassen sollte…
In Der Fremde am See tauchen wir ganz in diesen Mikrokosmos am See ein. Wir beobachten die Männer beim Schwimmen, beim Sex im anliegenden Wäldchen und lauschen am Ufer bei den so typisch französischen Gesprächen über Lust und Liebe. Die knisternde, aufgeladene Atmosphäre und Intimität sorgen für eine wohlige Mischung aus Spannung und explizitem Sex in der schwülen Sommerhitze.
Dressed to Kill (1980)
Die frustrierte Hausfrau Kate (Angie Dickinson) lässt sich eines Nachmittags auf ein Schäferstündchen mit einer Zufallsbekanntschaft ein. Kurz darauf wird sie in einem Fahrstuhl brutal erstochen. Die Prostituierte Liz (Nancy Allen) kann die Täterin, eine blonde Frau mit Sonnenbrille, noch flüchten sehen. Die Polizei glaubt ihr nicht, also geht sie mit Kates Sohn Peter (Keith Gordon) auf Tätersuche. Dies führt sie alsbald zu Kates Psychiater Dr. Elliott (Michael Caine), unter dessen Patientinnen sie die Täterin vermuten…
De Palmas in ziemlich genau zwei Hälften geteilter Psycho-Thriller präsentiert uns zwei sehr sinnliche Hauptdarstellerinnen. Die erste Hälfte von Dressed to Kill gehört Angie Dickinson, damals Ende 40 und mit einer spröden wie reifen Erotik gesegnet. Sie zeigt sich hier freizügig wie nie zuvor. In der zweiten Hälfte begibt sich die gut 20 Jahre jüngere Nancy Allen auf Tätersuche. Sie spielt hier eine Frau, die ihren Körper als Kapital behandelt.
Die Krimihandlung selbst, vom Mord mit dem Messer bis hin zur Auflösung, weist ein sexualpathologisches Motiv für den Mord auf. Der Film ist eine äußerst zugespitzte Auseinandersetzung über sexuelle Wünsche und sexuelle Selbstbestimmung im direkten wie übertragenden Sinne und gehört damit zu den besten Erotikthrillern überhaupt.
Sliver (1993)
Die attraktive Lektorin Carly Norris (Sharon Stone) hat sich sofort in ihr neues luxuriöses New Yorker Apartment verliebt. Aber die Sache hat einen Haken: Die frühere Mieterin verstarb dort durch einen fraglichen Balkonsturz. Zuerst scheint Carly das nicht weiter zu stören und sie freundet sich rasch mit ihren neuen Nachbarn an. Unter diesen auch Videospiel-Designer Zeke (William Baldwin), mit dem sie ein Verhältnis beginnt. Allerdings ganz zum Unmut von Nachbar Jack (Tom Beregner) – ihm scheint die Liebelei so gar nicht zu passen und er versucht die schöne Blondine regelrecht vor ihrem neuen Verehrer zu warnen.
Und schließlich kommt es zu weiteren rätselhaften Todesfällen im Apartmenthaus. Als sie dann auch noch mit der Ähnlichkeit zu ihrer Vorgängerin konfrontiert wird, weckt das ihr Misstrauen. Weilt der Mörder wirklich in der Nachbarschaft und befindet sich Carly womöglich in Lebensgefahr?
Mit seinem Film Sliver sorgt Regisseur Philip Noyce auch nach fast dreißig Jahren noch sowohl für hitzige als auch schaurige Momente auf dem Bildschirm. Besonders kennzeichnend ist, dass sich nahezu die gesamte Handlung im Apartmenthaus abspielt – und hier kommt durch eine perfekt arrangierte Sharon Stone weder die Erotik noch die Spannung zu kurz.
Swimming Pool (2003)
Nein, François Ozons Swimming Pool hat mit dem oben genannten 1969er Swimmingpool nichts zu tun. Der titelgebende Schauplatz ist allerdings der gleiche. Eine Autorin (Charlotte Rampling) nistet sich in dem leeren Sommerhaus ihres Verlegers ein, um ihrer Schreibblockade zu entkommen. Die vermeintliche Ruhe wird allerdings jäh gestört, als Julie (Ludivine Sagnier), die Tochter des Verlegers, aufkreuzt und das Sommerhaus nutzt, um dort Urlaub zu machen und Zeit am Pool und mit diversen fremden Männern zu verbringen. Als die Autorin das Geschehen in ihrem neuen Buch aufgreift und es zu einem Verbrechen kommt, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion.
Die vornehmlich lasziv am Pool liegende Sagnier als junge und undurchsichtige Schönheit und Rampling als alternde und mit sich hadernde Frau geben ein stark aufspielendes, rivalisierendes Duo ab, das mit einer nahezu voyeuristischen Distanz gefilmt wird. Ozon (Sommer 85) schafft so eine mysteriöse, unnahbare Stimmung und Atmosphäre, sodass man sich nie sicher sein kann, was Sache ist und was als nächstes passiert – Ein hocherotischer Thriller für schwüle Sommertage, nach dem man selbst erst einmal eine Abkühlung brauchen wird.
A Snake of June (2002)
Telefonseelsorgerin Rinko wird von einem Unbekannten beim Masturbieren fotografiert. Dieser schickt ihr die Bilder und erpresst sie dazu, eine Odyssee durch die Stadt entlang ihrer eigenen Sexualität anzutreten. Auch ihren Ehemann, den pathologischen Hygiene-Fanatiker Shigehiko, bezieht er mit ein. Der Independent-Filmemacher Shin’ya Tsukamoto (Tetsuo – The Iron Man) ist bekannt für seinen sehr eigenen Stil der Narration und der Inszenierung. Und wenn er sich in A Snake of June der Sexualität eines im Alltag festgefahrenen Paares widmet, das in einer Weise auch stellvertretend für japanische Paare ihrer Zeit steht, geschieht dies auf erwartbar eigenwillige Weise. Angesiedelt in der japanischen Regenzeit des Frühsommers schickt er seine Protagonisten auf eine Spurensuche durch die Seitengassen des Großstadtdschungels. Fotografiert im monochromen Blau, wirkt dies anfangs bedrohlich und fremd, zeitweise erniedrigend, offenbart aber schon bald eine abseitige Vertrautheit. Eine Suche nach der eigenen Sexualität – spannend, betörend und voll ungeahnter Sehnsüchte.
Bound – Gefesselt (1996)
Corky (Gina Gershon), frisch aus dem Knast entlassen, fängt einen Job als Handwerkerin an und soll ein Appartement renovieren. Im Fahrstuhl begegnet sie der verführerischen Violet (Jennifer Tilly) und ihrem Partner Caesar (Joe Pantoliano), der für die Mafia arbeitet. Nachdem Corky und Violet eine Affäre beginnen, hecken sie einen Plan aus, wie sie die Mafia um zwei Millionen US-Dollar erleichtern können. Zugegeben: Nach einer heißen Sexszene spielen Verführung und Erotik auf Bildebene kaum noch eine Rolle, dennoch sind sie Antrieb hinter dem gefährlichen Vorhaben, das fortan dafür umso spannender erzählt wird. Bound – Gefesselt ist eine Neuinterpretation des Film noir mit zwei starken Frauenfiguren und ist dabei so durchstilisiert, dass Lippenstift und Kleid farblich zur Krawatte des Partners, zum Telefonhörer, zum Fußboden, zum vergossenen Blut passen. Ihr Spielfilmdebüt verschaffte den Wachowski-Schwestern so viel Aufsehen, dass sie in der Folge den Action-Klassiker Matrix ganz nach ihren Vorstellungen umsetzen durften.
Die Taschendiebin (2016)
Lange Zeit bleibt nur zu rätseln, in welche Richtung sich dieser Film begeben wird. Eine koreanische Taschendiebin soll einem Hochstapler dabei helfen, einen japanischen Grafen und dessen Nichte übers Ohr zu hauen. Doch es entspinnt sich eine undurchsichtige Geschichte aus Liebe und Hass, Loyalität und Verrat, Erotik und Ekel. Mit jeder weiteren Sichtung fallen den Zuschauer:innen neue Details ins Auge, das ob der wunderschön fotografierten Szenerie gerne wieder und wieder und wieder in die verschrobene Welt von Meisterregisseur Park Chan-wooks Japan der 1930er-Jahre blickt. Für Die Taschendiebin versetzte er die Story von Sarah Waters‘ Roman Solange du lügst vom viktorianischen Zeitalter in die Zeit der japanischen Besetzung und webte geschickt Kritik an der kolonialen Gesellschaft des alten Koreas ein. Als Thriller wahnsinnig spannend, irre und überraschend, als Liebesfilm berührend und erotisch. Und: facettenreich, feministisch, fabelhaft!
Jetzt seid ihr dran!
Was macht für euch einen guten Erotikthriller aus? Welcher ist euer Favorit des Subgenres? Und welchen Film vermisst ihr in unserer Topliste? Packt eure Vorschläge in die Kommentare, wir sind gespannt auf eure Meinung!