In Franka Potentes Regie-Langfilm-Debüt Home kommt Marvin nach 17 Jahren im Knast zurück nach Hause, in die Kleinstadt Clovis in Nord-Kalifornien. Ob sich der Kino-Besuch für das Drama rund um Heimat, Schuld und Vergebung lohnt? Das erfahrt ihr im Text!
Home – Handlung
Nachdem Marvin (Jake McLaughlin) die letzten 17 Jahre im Gefängnis verbracht hat, kommt er per Skateboard und im Trainingsanzug, also mit dem, was er bei der Verhaftung bei sich hatte, zurück nach Hause zu seiner Mutter (Oscar-Preisträgerin Kathy Bates). Zwei große Hunde bewachen mittlerweile das in die Jahre gekommene Haus und seiner Mutter geht es gesundheitlich nicht mehr gut. Die Welt draußen hat sich weiter gedreht und es ist so Einiges passiert, was Marvin nicht mitbekommen hat.
Als verurteilter Mörder einer alten Frau ist er in Newhall nicht gerade willkommen und deren Familie, die Flintows, will sich an ihm rächen. Nur der örtliche Pfarrer und der Altenpfleger seiner Mutter möchten dem mittlerweile 40-jährigen eine zweite Chance geben. Und dann gibt es da noch Delta Flintow, die Enkelin seines Opfers, die von seiner Reue überzeugt zu sein scheint. Marvin versucht in seiner alten Heimat Fuß zu fassen, denn er weiß auch nicht, wo er sonst hin soll…
Die Besetzung überzeugt auf ganzer Linie
Die schauspielerischen Leistungen in Home können durchweg überzeugen. Schon optisch ist der Cast bestens besetzt. Im Casting-Prozess wären Imperfektionen hier kein Hindernis, sondern erwünscht gewesen, wie Franka Potente im Interview mit dem Filmfest München erzählte. Die Figuren sind nicht reich und könnten sich darum auch kein Botox leisten, und so wird schon über die Gesichter viel erzählt.
Jake Mc Laughlin (Quantico) wurde mehr oder weniger zufällig Schauspieler und kennt darum das Leben einfacher Menschen vielleicht etwas besser als manche Kollegen. Sein Look im Film, mit roten Haaren und vielen Tattoos, zwischen hart und zart, passt ebenfalls perfekt zu seiner Rolle und verleiht ihm die nötige Sympathie als Protagonist, dem man wünscht, dass er sich sein zu Hause gestalten kann und akzeptiert wird. Kathy Bates ist in der Rolle der Mutter, die sich ihrem Sohn erst wieder annähern muss, wie erwartet, wunderbar und auch alle anderen Charaktere sind gut gespielt und machen den Film interessant.
Franka Potentes zweiter Film
Nach Der die Tollkirsche ausgräbt, ihrem künstlerischen 43-Minüter von 2006, ist Home der erste Langspielfilm von Franke Potente, bei dem sie das Drehbuch schrieb und Regie führte, und mutet von der Machart sehr amerikanisch an. Auch wenn Frank Griebe, den sie seit Lola rennt kennt, hier wieder hinter der Kamera stand, unterscheiden sich ihr Schwarzweißfilm und ihr Kinodebüt komplett voneinander. Home ist ein Plädoyer für Mitgefühl und Vergebung, zurückhaltend erzählt, aber dennoch berührend. Zwar bleibt das Motiv für den Mord unklar, eingestreute Andeutungen und Hintergrundinformationen zur Biografie der einzelnen Charaktere lassen die Geschichte aber nie langweilig werden. Das Storytelling funktioniert, denn obwohl es „nur“ um eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft geht, entwickelt sich die Geschichte weiter. Gleichzeitig erfährt man mehr über Marvins Umfeld und Ereignisse seiner Vergangenheit und wie am Ende die Dorfgemeinschaft zumindest teilweise zum Umdenken gebracht wird. Der Film endet mit einem optimistischen Ausblick.
Unser Fazit zu Home
Gut erzählt und überzeugend gespielt, mit einigen Anregungen zum Nachdenken, berührt der Film ohne zu anstrengend oder gar deprimierend zu wirken. Denn Home hat auch einige witzige und hoffnungsvolle Momente – teils unterlegt mit dem Soundtrack aus Marvins Jugend. Im Film sind das die Donots, deren Songs hier perfekt passen. Die Geschichte, die Franka Potente hier erzählt, erweist sich als thematisch tiefgründig, mit einfachen, ehrlichen Figuren, die impulsiv handeln und dabei eine ganze Reihe an Themen streifen. Wer zurückhaltende Dramen mit guten Charakteren mag, sollte sich demnächst auf den Weg ins Kino machen.
Home läuft ab dem 29.07.2021 im Kino!
Unsere Wertung:
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