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Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler

Mit The Human Centipede [First Sequence] ließ Regisseur Tom Six einen heiß erwarteten Schocker auf die Horrorgemeinde los, welcher im Genre zu einem Kultfilm avancierte…und mittlerweile zwei Fortsetzungen auf sich vereinigen kann.

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Titel The Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler (OT: The Human Centipede [First Sequence])
Jahr 2009
Produktionsland Niederlande
Regie Tom Six
Drehbuch Tom Six
Genre Horror
Darsteller Dieter Laser, Akihiro Kitamura, Ashley C. Williams, Ashlynn Yennie
Länge 83:28 Minuten (cut) / 88:14 Minuten (uncut)
FSK ab 18 Jahren (cut) / ungeprüft (uncut)
Verleih Koch Media / NSM Records

Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler schaffte den Sprung aus dem Untergrund

Um 2010 herum konnten viele Filme mittels geschickter Vermarktung einen Hype um sich generieren, der die Vorfreude bekennender Filmfreunde schier ins Unermessliche steigerte. Einige schafften sogar den Sprung aus dem schmuddeligen Underground- und Grindhousesektor heraus in die mainstreamige Menge. Einen dieser „In-aller-Munde“-Titel stellte Tom Six‘ The Human Centipede [First Sequence] dar. Allein die Grundidee, ein ehemaliger Chirurg möchte sich einen menschlichen Tausendfüßler erschaffen, sorgte für ein gesteigertes Maß an Interesse oder aber ein gesteigertes Maß an Abneigung. Wie so oft hieß es hier also schon im Vorfeld: brillant oder ekelerregend abstoßend.

Und ebenfalls wie so oft: es wird selten so heiß gegessen, wie gekocht wird. Die Hype bedingte Erwartungshaltung war gleichermaßen Segen und Fluch. Während hartgesottene Splatter- und Goreliebhaber schlussendlich enttäuscht und nicht von einer Flut aus Blut und Gekröse zufriedengestellt sein werden, werden sich dennoch ausreichend viele Personen den Streifen angeschaut haben – einfach nur weil er derzeit quasi „Mode“ war.

Worum geht es in Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler?

Was erwartet den geneigten Zuschauer aber nun genau? Ehe es an’s Eingemachte geht, wird einleitend klischeebeladene Kost geboten. Zwei Mädels verirren sich – jedoch nicht in Osteuropa, sondern im zivilisierten und ordentlichen Deutschland. Will man meinen. Typischerweise trügt der schöne Schein und man findet sich in den Fängen des cholerisch-psychotischen Doktor Heiter (the irony!) wieder. Während die Einleitung also wie schon hundertfach gesehen abläuft und den Rahmen für einen handelsüblichen Teenieschocker absteckt, sorgt der Charakter des Doktor Heiter für ein wohliges Maß kruder Einfälle.

Leider ist man Dank der Marketingkampagne schon auf den bitterbösen Twist vorbereitet. Wäre dieser allerdings noch nicht bekannt, wäre hier ein genialer Schachzug erfolgt, um urplötzlich die ausgetretenen Slasher-Pfade zu verlassen und Neues zu wagen. Der Witz an der ganzen Sache ist jedoch, dass The Human Centipede [First Sequence] zwar eine grundlegende abstoßende und größenwahnsinnige Idee feilbietet, deren platte Umsetzung aber geschickt umschifft. Großaufnahmen spart man sich hier, das Kopfkino der Zuschauer regiert und maximiert den Schrecken und Ekel wohl deutlich stärker, als jedes Bild es geschafft hätte. Six hat es geschafft, den Leuten Ekel und perfide Neugier zu verkaufen, ohne groß selber etwas davon darstellen zu müssen.

Dieter Laser träge Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßlermit starkem Overacting

Handwerklich ist The Human Centipede erwartungsgemäß überschaubar gehalten, was schlicht am Sujet liegt. Weit über die Hälfte des Filmes spielt im Anwesen Doktor Heiters, welches stimmungsvoll eingerichtet ist, aber dennoch eine passende klinisch-sterile Atmosphäre verbreitet. Überhaupt Doktor Heiter! Dieter Laser ist weit vor dem Tausendfüßler das tragende Element des Films. Was er für eine erheiternde, erschreckende, polternde, narzisstische; schlichtweg größenwahnsinnige Performance abliefert, ist atemberaubend. Viele stören sich an seinem Overacting, hier ist es aber tatsächlich notwendig.

Dem zu Gute kommt, der deutsche Handlungsort. Heiter darf, international scheint dies wohl als typisch Deutsch zu gelten, übermäßig scharf betont, seine wütenden Befehle nur so aus sich herausbellen. Die restliche Schauspielerriege schlägt sich so weit ganz wacker, ist aber den Großteil der Spielzeit dazu verdonnert, auf allen Vieren den wimmernden Tausendfüßler zu mimen. Neben Laser kann in diesem Film aber eh niemand bestehen, weshalb das gar nicht so schwer in’s Gewicht fällt. Das Finale setzt dann ein wenig mehr auf Action und Effekte, ist aber gewissermaßen recht unspektakulär besiegelt.

Dass The Human Centipede aber nur der Beginn, eine Art Fingerübung sein sollte, konnte man damals schon am Untertitel erahnen…und wie man heute weiß, nur als Exposition zu zwei Folgefilmen gedacht, die ihren fast schon subtilen Vorgänger in Sachen grafischer Grausamkeit deutlich überbieten.

Unsere Wertung:

 

© Koch Media

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